Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
Vom Netzwerk:
Watching You 2   ?   «
    »Ja. Grauenvoll.«
    »Eigentlich ist das doch ziemlich lustig. Die Vorstellung, jemandem mit der Fortsetzung eines Horrorstreifens Angst einjagen zu wollen. Die erste I’ve Been Watching You war wohl nicht mehr auf Lager. Stellen Sie sich vor, wie sauer er war, als er die Gänge durchforstet und eine passende DVD gesucht hat. Ich frage mich, was er verworfen hat. The Killing   ? Zu exklusiv. Die Nacht der lebenden Toten . Hm … zu mies.«
    Ich lache halb, halb schluchze ich. »Er hat noch nie so was Drohendes geschickt.«
    »Es ist nur ein dummer Streich. Vergessen Sie es.«
    »Der Umschlag war so einer wie die, die wir in Martas Schrank gefunden haben.«
    »Das kann Zufall sein, aber sagen Sie es trotzdem der Polizei.«
    »Habe ich schon. Perivale war hier. Ich habe sie ihm mitgegeben.«
    »Gut gemacht. Ist Marta im Haus?«
    »Nein.«
    »Wahrscheinlich zur Post gegangen.«
    »Genau!«
    »Wir reden morgen weiter. Sie sollten ein bisschen schlafen.«
    »Ich weiß. Dann gute Nacht.«
    »Nacht. Wir sehen uns morgen früh.«
    »Eine Buchbesprechung«, sage ich. »Sie sind also wirklich Journalist? Sie lügen mich nicht an?«
    Er schweigt. Ich denke schon, er hat aufgelegt. »Es ist nicht gerade etwas, worauf man stolz sein kann«, sagt er. »Als würde ich bei so was lügen.«

Montag
    Christa lebt in Roehampton in einem hohen, quadratischen Hochhaus auf Stelzen. Es ist einer von fünf oder sechs Kästen an einem Hang, die in Richtung Richmond Park durch die Landschaft marschieren. Man sieht sie von der Isabella Plantation – wo Philips Mutter jedes Jahr hingebracht werden möchte, um sich die Azaleenblüte anzusehen – am Horizont, aber ich war noch nie so nah dran.
    Ich glaube, es ist mir niemand gefolgt. Ich hoffe es. Ich bin einen komplizierten Weg gefahren und in Earlsfield umgekehrt. Ich habe alle paar Sekunden in den Rückspiegel gesehen, wie bei der Fahrprüfung. Ich war weder ruhig noch kontrolliert. Wenn ich einen roten Renault gesehen hätte, hätte ich wahrscheinlich angehalten und losgeschrien.
    Ich finde einen Parkplatz direkt vor dem Haus und warte. Die Wohnungen sind in Wirklichkeit ganz fantastisch – Fünfzigerjahre, Bauhaus oder Le Corbusier, Unité d’Habitation oder so. Sollte ich mal nachschlagen. Man sieht, welche Überlegungen hinter der Landschaftsgestaltung stecken. Eine Fläche geschnittenes Gras und hohe Kiefern. Ein Gefühl von Raum, von Natur – Dohlen schnattern, Tauben picken –, trotzdem zentral.
    Ich bin seit vier Uhr wach. Zwei Stunden bevor Philip anrief – er weiß, dass ich immer zeitig auf bin. Er hatte gerade zu Mittag gegessen und ein paar Gläser Sake getrunken, gerade genug, um die Schärfe zu nehmen. »Alles gut?«, fragte er. »Kommst du zurecht?«
    Ich ließ mich rücklings aufs Bett plumpsen. »Ja«, sagte ich.
    »Ich will dich nicht aufhalten«, meinte er. »Steht für heute was Besonderes an?«
    »Nein«, sagte ich schließlich. »Und bei dir?«
    »Hektischer Nachmittag vor mir«, sagte er. »Heute Abend ein Bankett im chinesischen Stil im Mandarin.«
    »Ich ruf dich wieder an.«

    Jack schickt eine SMS , um zu schauen, wo ich bin, und ein paar Minuten später sehe ich ihn in einer Kurve hinter einem Lieferwagen auftauchen.
    Ich kurbele das Fenster herunter, und er beugt sich herein, leicht gerötet, als hätte er sich beeilt. Er ist frisch rasiert – ich rieche den seifigen Schaum – und trägt ein frisch gebügeltes weißes Hemd. So wie er mit den Fingern auf die Oberschenkel trommelt und mit Münzen klimpert, weiß ich sofort, dass er den Anruf von letzter Nacht aus dem Gedächtnis gelöscht hat. Seine Stimmung ist anders. Er ist abgelenkt. Kein Witz, keine Begrüßung, keine Sorge, keine Krümel.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät komme«, sagt er. »Ein Redakteur hat angerufen. Ich habe für heute einen Auftrag. Wenn wir hier fertig sind, mache ich mich gleich auf den Weg.«
    »Oh. Okay.« Ich schlucke meine Enttäuschung herunter. Was habe ich erwartet? Freundlichkeit? Die Besorgnis eines Ehemanns? Wenigstens ein paar mehr Worte. Doch hierauf war ich nicht gefasst – wie die Einzige, die im Faschingskostüm in eine formelle Veranstaltung platzt, auf der alle in Abendgarderobe erschienen sind. »Kein Ding«, sage ich möglichst flapsig.
    »Geht’s Ihnen gut?«, fragt er. »Konnten Sie irgendwann schlafen?«
    »Wie ein Murmeltier.«
    Ich soll im Wagen warten, während er zu Christa geht. Sobald er rauskommt, gibt’s dann

Weitere Kostenlose Bücher