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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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lassen.
    »Im Vertrauen, nichts Offizielles, da Sie … wenn ich schon hier bin. Und es geht nicht um Sie, sondern Ihre Mutter …«
    »Meine Mutter?« Die Wände des Flurs rücken näher.
    »Ich habe eine Hintergrundrecherche beim Strafregister durchgeführt. Mortimer, G. – Gendarmerie Avon und Somerset, das Revier Yeovil Brympton. Nichts.«
    »Das liegt daran, dass ich nie in Konflikt mit dem Gesetz geraten bin. Sie werden nichts finden, in keiner Gendarmerie, keinem Revier, nirgends. Das wissen Sie.«
    »Mortimer, J. dagegen. Eine hübsche Akte.«
    »Wohl kaum«, erwidere ich. Meine Stimme klingt gepresst.
    »Verwarnungen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses, Trinken in der Öffentlichkeit – Oktober vor zwei Jahren und noch einmal im Februar letzten Jahres –, eine Verurteilung wegen Trunkenheit am Steuer.« Er beobachtet mich, nicht mit Misstrauen, sondern mit Mitgefühl.
    »Ja«, bringe ich raus. »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.«
    »Hart, mit so einer Mutter aufzuwachsen.«
    »Was einen nicht umbringt, macht einen stark.«
    »Nietzsche.«
    »Ja?«, frage ich im Plauderton. »Ich dachte immer, der Spruch sei von Esther Rantzen.«
    Er lacht, ein kurzer Ausbruch von Wärme. »Also, passen Sie gut auf«, sagt er.

    Der Abend ist öde und lang. Meine Glieder sind schwer, träge vor Untätigkeit. Mein Kopf schmerzt. Ich habe Angst: Dafür kann ich mich bei Perivale bedanken. Aber tief in meinem Magen ist auch eine feuchte, stockende Furcht vor Dingen, die hätten getan werden sollen und nicht getan wurden. Ich habe mich ins Schlafzimmer zurückgezogen. Im Rest des Hauses ist Philips und Millies Abwesenheit zu deutlich zu spüren, dort herrschen Geister und Schatten, das normale Leben hallt von den Wänden wider.
    Ich kann nicht schlafen. Das Bett ist unbequem und zu voll von mir – meiner Hitze, meinem Geruch, meinen Toastkrümeln von vorhin. Ich drehe das Kissen um, suche Kühle. Die Tür zum Treppenabsatz habe ich geschlossen, aber ganz sicher bin ich mir nicht. Ich plane meine Flucht – das Fenster öffnen, eine Matratze rauswerfen und springen. Oder durchs Bad? Der Anbau hinterm Haus? Da stürzt man nicht so tief.
    Zeit verstreicht. Ich denke an Millie, die auf Robins Bauernhof schläft. Ich hoffe, sie schläft. Ich hoffe, sie hat keine Angst. Und keine Albträume. Phasenweise hat sie welche. Kriecht sie zu Robin unter die Decke, wenn sie welche hat? Macht es Robin etwas aus? Ich wünschte, sie wäre jetzt hier bei mir, ihre Beine mit meinen verschlungen. Ich schließe die Augen, stelle mir ihr Gesicht vor. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Sie könnte hier bei mir sein, die Reporter sind fort. Ich arbeite nicht, aber … andererseits … da, wo sie ist, ist sie sicher, weitab vom Schuss. Hier ist es gefährlich. Da bin ich mir sicher.
    Um Mitternacht schalte ich das Licht wieder ein und versuche zu lesen. Ich habe Terri nicht angerufen, ich war zu verunsichert. Ich hätte es tun sollen. Wenn ich mich auf die Arbeit konzentrieren könnte, wäre es leichter. Dann hätten meine Tage einen Rhythmus, Perspektive, andere Leute – Steve! –, mit denen ich mich in die Haare kriegen könnte. Ich würde mich nicht so in der Falle fühlen. Wie viele Tage noch, bis sie mich wieder lassen? Zwei? Drei? Soll ich hingehen und Terri persönlich bitten? Was ist, wenn sie Nein sagt? Das wäre noch schlimmer. Besser zu hoffen. Besser, es nicht zu wissen …
    Lärm auf der Straße. Rufe und Schreie. Stampfende Schritte. Gekreische. Teenager.
    Wenn ich hier noch lange liegen bleibe, werde ich verrückt. Verrückter, als ich eh schon bin. Ich habe einen Anruf von Clara verpasst, doch als ich sie zurückrief, war sie nicht da. Zu spät, um mit Millie zu sprechen. Philip? Nein.
    Jack.
    Seine Nummer steht auf dem Vorsatzblatt meines Buches. Dort habe ich sie notiert, als er neulich angerufen hat.
    »Es tut mir leid. Waren Sie schon im Bett?«
    Seine Stimme ist tief. »Nein.« Er gähnt. »Ich habe gearbeitet.«
    »Woran? An mir?«
    Er lacht, ein verschlafenes Lachen. »Eine Buchbesprechung für die Mail am Sonntag.« Er erwähnt einen Thrillerautor mittleren Alters, doch ich höre gar nicht richtig hin.
    »Tut mir leid, dass ich anrufe«, sage ich. »Ich bin ein wenig … ich weiß nicht … nervös. Ich habe wieder ein anonymes Päckchen von meinem Stalker bekommen.« Ich sage es beiläufig, doch mein Herz klopft. »Eine Horror- DVD . I’ve Been Watching You 2: Prom Night .«
    »   I’ve Been

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