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Ich bin verboten

Ich bin verboten

Titel: Ich bin verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anouk Markovits
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Schriftsatz und Zahlen: Nous regrettons de vous informer …
    Und dann gab es eine Passage im Notizbuch, die immer wieder auftauchte. Unzählige Male.« Judith stammelte die Worte, die schwer wie Steine in ihrer Kehle zu rumpeln schienen. »Thamar saß am Tor von Enaim … und Juda meinte, sie sei eine Hure … und er kam zu ihr … und sie ward von ihm schwanger.
    Ich verstand nicht, was das bedeuten sollte, doch ich wusste, es war etwas Schreckliches. Ich bin aus dem Haus gerannt, unter der hochgelegten Bahnstrecke durch zur Broadway und Marcy. Der Zug in Richtung Manhattan donnerte vorbei. Wen konnte ich fragen? Nicht Tatta, nicht meine Lehrer. In welchen Büchern könnte ich es nachlesen? Mädchen studieren nicht Mischna oder Gemara, und auch nicht den Schulchan Aruch. Ich bin in den Norden von Williamsburg gelaufen, dem Teil, in dem die Künstler wohnen, und in die Bücherei in der Division Street gegangen. Die Frau dort riet mir, in der Encyclopedia Judaica nachzuschlagen, die ich entweder in der Zweigstelle an der Grand Army Plaza oder in der am Borough Park finden würde …«
    Judith schwankte vor und zurück.
    » Die Ehe zwischen Verbotenen ist ungültig, nicht rechtskräftig. Lass den Messias kommen, bitte mach, dass der Tempel neu errichtet wird. Ich bin zurück in unseren Teil von Williamsburg geeilt. War Mamas Ehe ungültig? Ich bin um den Block gelaufen, einmal, zweimal. Man soll nicht vor den Prüfungen Gottes davonlaufen, hätte Mama gesagt. Mama wäre zum Rebbe gegangen. Würde man Tatta dann empfehlen, sich neu zu verheiraten und neue Kinder zu bekommen, rechtmäßige Juden, während ich, meine Brüder und Schwestern … die zehn Mamserim von Williamsburg … ›Judith!‹ Plötzlich kam Großmutter Mila in ihrem Hauskleid und Pantoffeln auf mich zugelaufen. Sie hat mich die Treppe hoch und ins Haus gezogen, dann in die Küche, wo sie die Tür hinter uns absperrte. Sie hat ihren Tanach geholt, er zitterte in ihrer Hand und fiel an der Geschichte von Thamar und Juda auf. Großmutter deutete auf die Verse. Zodequa mimeni. Siehst du? Gerechter als ich, hat Juda über Thamar gesagt. Du wirst glücklich werden, du musst glücklich werden, dafür hat Josef alles Glück in seinem Leben geopfert. Denk nach, denk genau nach, bevor du zu einem Rabbiner gehst. Denk nach, ob du das Schweigen brechen willst, für das mein Josef das Glück unserer Ehe geopfert hat. Was dir jetzt richtig erscheint, könnte dich später nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Wenn du es dir selbst nicht ersparen willst, dann erspare es meinem Josef.‹ Dann hat sie gefragt, ob ich von Florina wüsste. Natürlich hatte ich von ihr gehört. Sie sagte, sie hätten Florina damals durch das Wäldchen rufen hören: ›Anghel! Anghel!‹ Sie sagte, Florinas Stimme sei die Stimme einer Mutter gewesen, die nach ihrem Sohn ruft. Sie sagte, Josef sehne sich nach seiner zweiten verlorenen Mutter, von der er nicht durch Krieg oder Tod getrennt worden war, sondern durch uns – uns. ›Ich begriff nicht, dass das Schweigen, das meine Tochter rettete, meinen Mann zum Krüppel machen würde‹, sagte sie. Und dann ließ sie mich schwören, dass ich zu Atara Stern gehe, um dort zu erfahren … Was soll ich hier erfahren?«
    Atara traf ein Blick aus wild flackernden Augen. »Soll Atara Stern mich retten, wenn Gott es nicht kann?«, höhnte Judith.
    »Du brauchst Zeit und einen ruhigen Ort, um in dich zu gehen. Bleib bei mir, Judith, wenigstens ein paar Tage. Wir können aufs Land fahren, gleich heute Abend, nach Sonnenuntergang. Wir nehmen Lebensmittel mit, nur koschere Sachen, die euren Vorschriften entsprechen. Du brauchst Ruhe, um nachdenken zu …«
    »Worüber soll ich nachdenken? HaSchem hat uns geschaffen, damit wir uns an seine Gebote halten. Was gibt es da noch nachzudenken?«
    »Du musst es von allen Seiten …«
    »Ich habe es von allen Seiten betrachtet. Ich habe in den Büchern meines Vaters nachgeschlagen: Gott wird die reuige Ehebrecherin belohnen; und die Belohnung ist, dass ihre Kinder früh sterben werden, in einem so jungen Alter, dass ihre Sünde nicht in die Gemeinde übergeht. «
    »Wo hast du so etwas gelesen?«
    »Ich habe gelesen, dass ein posek (Jurist) vorschlägt, ein Nicht-Jude solle dem Baby das Wort mamser auf die Stirn tätowieren, damit ganz sicher ist, dass kein Mamser in die Gemeinde heiratet.«
    Atara legte dem Mädchen einen Arm um die Schulter. »Judith, es gibt andere Welten, in denen es bei Eheschließungen nicht

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