Ich bin Zlatan Ibrahimović
nervös. Es roch eigentümlich da drinnen. Auf den Korridoren liefen Leute hin und her, und Stimmen und Rufe waren zu hören. Habe ich schon gesagt, dass ich Krankenhäuser hasse? Ich hasse Krankenhäuser. Es geht mir gut, wenn es anderen gut geht. Wenn um mich her die Menschen krank sind, werde ich selbst krank, zumindest fühle ich mich so. Ich kann es nicht erklären. Aber von Krankenhäusern wird mir flau im Magen. Es ist etwas in der Luft und der Atmosphäre, und in der Regel haue ich ab, so schnell ich kann.
Jetzt hatte ich beschlossen, zu bleiben und bei allem dabei zu sein, und das machte mich angespannt. Ich bekomme viele Briefe aus der ganzen Welt, und meistens öffne ich sie nicht; es ist eine Sache der Gerechtigkeit. Weil ich nicht alle lesen und beantworten kann, lasse ich sie oft ungeöffnet liegen. Keiner soll bevorzugt werden. Aber manchmal kann Helena es nicht sein lassen, und da haben wir schon die schrecklichsten Geschichten gehört, wie beispielsweise von einem Kind, das nur noch einen Monat zu leben hat und das mich zu seinem Idol gemacht hat, und dann fragt Helena: » Was können wir tun? Können wir Eintrittskarten besorgen? Signierte Trikots schicken? « Wir versuchen wirklich zu helfen. Aber es geht mir nicht gut dabei. Das ist eine Schwäche von mir, ich gebe es zu, und jetzt sollte ich im Krankenhaus übernachten, und ich machte mir Sorgen deswegen, aber schlimmer war es natürlich für Helena. Sie war völlig aufgedreht. Es ist nicht leicht, gejagt zu sein, wenn du dein erstes Kind zur Welt bringst. Wenn etwas schiefläuft, erfährt es die ganze Welt.
Würde etwas schieflaufen? Mir gingen alle diese Gedanken durch den Kopf. Aber es ging gut, und hinterher fühlte ich natürlich Freude, Glück. Es war ein so schöner kleiner Junge, und wir hatten es geschafft. Wir waren Eltern. Ich war Vater, und dass etwas mit dem Jungen nicht in Ordnung sein könnte, ging in meinen Kopf nicht hinein, nicht, nachdem wir die ganze Anstrengung hinter uns gebracht hatten und alle Ärzte und Schwestern so froh zu sein schienen. Doch die Aufregung war noch keineswegs vorbei.
Wir gaben ihm den Namen Maximilian. Woher wir den Namen hatten, weiß ich nicht richtig. Aber er klang mächtig. Ibrahimović war an sich schon mächtig. Maximilian Ibrahimović wurde es desto mehr. Der Mann war schön und kraftvoll zugleich, auch wenn wir unseren Sohn im Endeffekt Maxi nannten, doch auch das war gut. Es erschien überhaupt alles vielversprechend, und ich verließ das Krankenhaus beinahe umgehend. Draußen wimmelte es von Journalisten. Aber der Securitas-Mitarbeiter zog mir einen Arztkittel über, Doktor Ibrahimovi ć, sozusagen. Danach wurde ich in einen Wäschekorb gesteckt, völlig krank, einen riesigen bescheuerten Korb, und darin lag ich, zusammengerollt wie ein Ball, und wurde durch unterirdische Gänge und Korridore in die Tiefgarage gefahren, und erst da sprang ich heraus und zog den Kittel aus und haute ab nach Italien. Damit schlugen wir allen ein Schnippchen.
Helena hatte es nicht so leicht wie ich. Es war eine schwierige Geburt gewesen, und sie war an den Medienrummel nicht so gewöhnt wie ich. Ich selbst nahm es kaum noch zur Kenntnis. Es war einfach ein Teil meines Lebens. Aber Helena wurde immer gestresster, und sie und Maxi wurden in zwei verschiedenen Wagen zum Reihenhaus meiner Mutter in Svågertorp hinausgeschmuggelt. Wir glaubten, sie könnte dort durchatmen. Aber wir waren naiv. Es dauerte nur eine Stunde. Dann sammelten sich die Journalisten vor dem Haus, und Helena fühlte sich gehetzt und eingesperrt, und kurz danach flog sie wieder nach Mailand.
Ich war schon dort und sollte in San Siro gegen Chievo spielen. Ich saß auf der Bank. Ich hatte nicht viel geschlafen. Roberto Mancini, unser Trainer, meinte, ich würde mich nicht genügend konzentrieren können, und das war bestimmt klug. Meine Gedanken flatterten, und ich blickte auf den Platz und hoch auf die Ränge. Die Ultras, Inters treueste Anhänger, hatten ein riesiges weißes Tuch von der Tribüne herabhängen lassen. Es sah wie ein Seeräubersegel aus, das im Wind wehte, und darauf war in schwarzer und blauer Schrift geschrieben oder gesprayt: »Benvenuto Maximilian« , Willkommen, Maximilian, und ich fragte mich: Wer zum Teufel ist dieser Maximilian? Haben wir einen Spieler, der so heißt?
Dann begriff ich. Das war mein Sohn. Die Ultras begrüßten meinen Jungen. Es war so schön, ich hätte weinen können. Mit diesen Fans ist nicht gut
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