Ich bin Zlatan Ibrahimović
ist der bad boy . Zlatan hat Stimmungsschwankungen, all der Kram. Es ist leicht, sich davon beeinflussen zu lassen und beweisen zu wollen, dass du das Gegenteil bist, der liebe Junge. Aber dann lässt du dich steuern.
Es war nicht gerade perfekt, dass die Geschichte in Göteborg gerade zu diesem Zeitpunkt in allen italienischen Zeitungen die Runde machte. Nach dem Motto: Seht mal da, der Bursche kümmert sich nicht um Regeln, dabei war er so teuer. Ist er nicht überbewertet? Oder sogar ein Fehleinkauf? Es war viel in der Art. Am schlimmsten war ein sogenannter schwedischer Experte, er sagte: »Meines Erachtens hat Inter schon immer komische Spielerkäufe getätigt, sie setzen nur auf Individualisten … Jetzt haben sie sich noch ein Problem dazugekauft.«
Aber ich dachte an Capellos Worte. Man muss sich Respekt nehmen. Es war, wie in Rosengård in einen neuen Hof zu kommen. Du kannst nicht zurückweichen oder dir etwas daraus machen, dass jemand dies oder das über dich gehört hat. Im Gegenteil, du musst einen Schritt vorwärts tun, und ich mobilisierte die ganze Attitüde, die ich von Juventus mitgebracht hatte: Hallo, Jungs, hier komme ich, und jetzt fangen wir an zu gewinnen!
Ich setzte im Training den finsteren Blick auf. Ich kehrte den Siegertypen heraus, die ganze wilde Mentalität und Willensstärke. Ich war schlimmer denn je. Ich wurde verrückt, wenn die Leute auf dem Platz nicht alles gaben. Ich schrie und tickte aus, wenn wir verloren oder schlecht spielten, und auf ganz andere Weise als zuvor in meiner Karriere bekam ich die Führungsrolle. Ich sah es in den Augen der Leute; jetzt hing alles an mir. Ich sollte sie führen, und an meiner Seite hatte ich wieder Patrick Vieira. Wenn man den Jungen neben sich hat, kann vieles gelingen. Wir waren zwei Siegesbesessene, die alles gaben, um die Motivation in der Mannschaft auf ein neues Niveau anzuheben.
Doch es gab Probleme im Klub. Moratti, der Eigentümer und Präsident, hat unendlich viel für Inter getan. Er hat über 300 Millionen Euro in Transfers gesteckt. Er hat in Burschen wie Ronaldo, Maicon, Crespo, Christian Vieri, Figo und Baggio investiert. Er hat unglaublich offensiv agiert. Aber er hatte auch eine andere Eigenschaft. Er war zu großzügig, zu nett. Es kam vor, dass er nach einem einzigen gewonnenen Spiel üppige Prämien an uns verteilte, und darauf reagierte ich. Ich habe nichts gegen Prämien und Vergünstigungen. Wer hat das schon? Aber diese Prämien wurden nicht nach einem Meisterschafts- oder Pokalgewinn vergeben, sondern nach einem einzigen Spiel, das vielleicht nicht einmal wichtig war.
Ich fand, dass davon falsche Signale ausgingen, aber es war klar, dass du als Spieler nicht einfach zu Moratti hinaufgehst. Moratti entstammt einer vornehmen Finanziersfamilie. Er ist Macht. Er ist Geld. Aber ich hatte im Klub inzwischen eine solche Stellung, dass ich es dennoch tat. Moratti ist ja kein unzugänglicher Mensch. Man kann leicht mit ihm reden, und ich sagte zu ihm:
»Du.«
»Ja, Ibra?«
»Du musst es ruhig angehen lassen.«
»In welcher Hinsicht?«
»Mit den Prämien. Die Jungs könnten satt werden. Ein gewonnenes Spiel ist noch nichts. Wir werden ja bezahlt, um zu gewinnen, und wenn wir die Meisterschaft gewinnen, kannst du uns gern etwas Schönes schenken, wenn du willst, aber nicht nach einem einzigen Sieg!«
Er verstand, und die Sache nahm ein Ende.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich glaubte nicht, den Klub besser führen zu können als Moratti, keinesfalls. Aber wenn ich etwas sah, das sich negativ auf die Motivation auswirken konnte, wies ich darauf hin, und diese Prämiengeschichte war alles in allem nur eine Kleinigkeit.
Die wirkliche Herausforderung war die Grüppchenbildung. Es störte mich vom ersten Tag an, und das lag nicht nur daran, dass ich aus Rosengård komme, wo alle in einem einzigen Durcheinander zusammenlebten, Türken, Somalier, Jugos, Araber. Es hing auch damit zusammen, dass ich es im Fußball ganz deutlich gesehen hatte, bei Juventus ebenso wie bei Ajax: Alle Mannschaften leisten mehr, wenn die Spieler zusammenhalten. Bei Inter war es das Gegenteil. Da saßen die Brasilianer in einer Ecke, die Argentinier in einer anderen, und wir anderen alle in der Mitte. Es war so oberflächlich, so schlapp.
Okay, Gruppenbildungen können hier und da vorkommen. Es ist nicht gut, aber es passiert. Aber dann suchen sich die Leute zumindest ihre Freunde aus und gehen danach, mit wem sie zusammenpassen. Hier ging
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