Ich bin Zlatan Ibrahimović

hatten wir nur 1:1 gespielt, und zu Hause verloren wir gegen Juventus. Ich war auch dabei. Ich Idiot hatte nicht Nein sagen können. Aber hinterher hatte ich solche Schmerzen, dass ich kaum noch gehen konnte, und ich erinnere mich, dass ich in die Kabine kam und die gesamte Einrichtung demolieren wollte und Mancini anschrie und völlig ausrastete. Jetzt musste Schluss sein. Ich brauchte Ruhe und musste eine Reha machen. Ich konnte nicht weitermachen, so dramatisch die Lage in der Liga auch sein mochte. Ich hatte keine Wahl. Ich war gezwungen auszusteigen. Aber es war nicht leicht, wirklich nicht. Es war Mist.
    Du sitzt da. Die anderen gehen hinaus und trainieren. Du trottest zum Fitnessraum, und durchs Fenster siehst du deine Mannschaftskameraden auf dem Platz. Es ist, als sähest du einen Film, in dem du mitspielen solltest, aber nicht darfst. Das tut weh. Dieses Gefühl ist schlimmer als die eigentliche Verletzung, und ich beschloss, dem Zirkus im Klub zu entfliehen. Ich reiste nach Schweden. Es war Frühling. Es war schön, aber ich konnte es nicht genießen, nicht im Geringsten.
    Ich hatte nur einen Gedanken im Kopf, wieder gesund zu werden, und ich ließ mich von unserem Nationalmannschaftsarzt untersuchen. Ich weiß noch, wie aufgebracht er war. Wieso hatte ich so lange spielen müssen, obwohl ich nur durch Spritzen fit gemacht worden war? Es waren nur noch zwei Monate bis zur EM in der Schweiz und in Österreich, und jetzt schien, was mich betraf, selbst diese Meisterschaft gefährdet.
    Ich hatte mich überstrapaziert, es war einfach zu blöd, und ich musste alles tun, um wieder gesund zu werden. Ich rief Rickard Dahan an. Dahan war Krankengymnast bei Malmö FF , und wir kannten uns seit meiner Zeit dort. Wir begannen, hart zusammen zu arbeiten, und dann bekam ich einen Tipp wegen eines Arztes.
    Er befand sich in Umeå, und ich flog hin und ließ mir Spritzen geben, die die Zellen in der Patellarsehne abtöteten, und danach ging es mir besser. Aber gut war es noch lange nicht, und ich konnte weiterhin nicht spielen. Es war hoffnungslos, und ich war wütend und deprimiert und unausstehlich. In der Liga ging die Seuche weiter. Gegen Siena hätten die Jungs die Meisterschaft sichern können, ein Sieg nur, und alles wäre klar gewesen. Patrick Vieira schoss auch das 1:0, und die Zuschauer auf den Rängen begannen zu tanzen und zu singen. Es sah aus, als liefe alles nach Plan, und Balotelli, damals noch ein junges Talent, war für mich eingesprungen und erzielte noch ein Tor. Es konnte einfach nichts mehr schiefgehen, nicht gegen einen Klub wie Siena.
    Aber Siena glich aus, es stand 2:2, es war wahnsinnig spannend, und als nur noch zehn Minuten zu spielen waren, wurde Materazzi zu Fall gebracht, und es gab Elfmeter, und die Menschen zitterten. Jetzt musste einfach ein Tor fallen. Alles schien auf dem Spiel zu stehen, und in dieser Zeit war der Argentinier Julio Cruz als Elfmeterschütze gesetzt. Aber Materazzi, der Kerl besitzt Temperament und Autorität, das weiß jeder auf dem Platz, er sagte etwas in der Art: » Darauf scheiß ich, ich mach ihn « , und ich vermute, dass viele trotz allem ein sicheres Gefühl hatten. Materazzi war 34. Er hatte Routine, er hatte entscheidend zum Gewinn einer WM beigetragen. Aber er schoss den Elfmeter schlecht. Der Torwart rettete, und die Zuschauer schrien vor Schmerz und Zorn. Ihr könnt es euch vorstellen. Es war ein Gefühl totaler Ohnmacht, und sicher, wenn einer damit umgehen konnte, dann war es wohl Materazzi. Er ist wie ich. Er wird von Hass und Rachegelüsten angespornt. Aber es kann nicht leicht gewesen sein.
    Die Ultras unter den Fans tobten, und die Zeitungen waren außer sich, keinem im Klub ging es gut, wie auch? Während wir unsere Chance verpasst hatten, hatte Rom Atalanta besiegt und uns beinah eingeholt. Jetzt, da nur noch ein Spiel in der Liga ausstand, schien Rom die Initiative übernommen zu haben, und das machte uns Sorgen. Verfluchte Sorgen.
    Wir hatten den Scudetto schon in der Hand gehabt. Die meisten hatten geglaubt, die Meisterschaft wäre entschieden. Doch dann war ich verletzt ausgefallen, und unsere Führung von neun Punkten war auf einen einzigen Punkt zusammengeschrumpft, und da war es kein Wunder, dass viele der Ansicht waren, wir hätten nicht nur die schlechteren Karten, sondern wahrscheinlich auch die Götter gegen uns. Es lagen allerlei Befürchtungen in der Luft, und das war kein gutes Gefühl. Was ist mit Inter los? Warum läuft es nicht? So