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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lagercrantz David
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geben. Doch das an sich konnte auch ein Problem sein. Es wurde darüber getuschelt. Es bestand die Gefahr, dass der Druck zu belastend wurde. Es konnte zu Verkrampfungen kommen, und die Klubführung verbot uns allen, mit der Presse zu sprechen. Wir sollten uns voll und ganz aufs Spiel konzentrieren, und Mancini, der sonst vor den Spielen eine Pressekonferenz gab, schwieg ebenfalls. Der Einzige, der ein Wort sagte, war Moratti.
    Er tauchte am Abend vor dem Match in unserem Hotel auf, und alles, was er zu den Journalisten sagte, war: »Wünscht uns Glück. Das brauchen wir.« Alles wurde noch dramatischer dadurch, dass Parma unbedingt gewinnen musste, um nicht abzusteigen. Bei der gegnerischen Mannschaft herrschte die gleiche todernste Stimmung wie bei uns. Wir würden nichts geschenkt bekommen, und unmittelbar bevor wir zum Stadion fuhren, kam der Bescheid, dass wir keine Unterstützung durch unsere eigenen Fans bekommen würden.
    Es war ein Gerechtigkeitsding. Die Anhänger des AS Rom hatten aus Sicherheitsgründen nicht zum Auswärtsspiel gegen Catania fahren dürfen, und da sollten wir unsere Fans in Parma auch nicht dabeihaben dürfen. Es gelang vielen, sich trotzdem Einlass zu verschaffen. Es ging hin und her. Jede Kleinigkeit wurde beargwöhnt und diskutiert, und ich weiß noch, dass Mancini wahnsinnig wurde, als er erfuhr, dass Gianluca Rocchi das Spiel leiten sollte.
    »Der Kerl pfeift immer gegen uns«, fauchte er, und am Himmel türmten sich dunkle Wolken auf.
    Es sah nach Regen aus, und ich saß zunächst auf der Bank. Ich hatte lange nicht gespielt, und Mancini begann mit Balotelli und Cruz in der Spitze. »Aber halte dich bereit«, sagte er zu mir. »Sei bereit, reinzugehen«, und ich nickte. Wir saßen alle da unter einem kleinen Dach und hörten die ersten Regentropfen fallen. Bald prasselte es über uns, und das Spiel begann, das Publikum buhte. Es war ein furchtbarer Druck, und wir dominierten. Wir drückten, und Cruz und Maicon hatten unglaubliche Chancen, aber nein, es ging nicht. Es wirkte aussichtslos, und wir dort auf der Bank verfolgten das Spiel natürlich unter absoluter Hochspannung. Wir schrien und fluchten und hofften und waren entsetzt, aber die ganze Zeit schielten wir auch zu der großen Anzeigetafel im Stadion hinauf.
    Es ging ja nicht allein um unser Spiel. Es ging auch um das Spiel des AS Rom, und dort stand es noch 0:0, also keine Panik. Noch standen wir an der Tabellenspitze, und der Scudetto schien unser. Aber dann leuchtete es auf. Die ganze Mannschaft zuckte zusammen. Um Gottes willen, bloß kein Tor für Rom! Das wäre zu grausam. Man kann nicht das ganze Jahr an der Spitze stehen und dann in letzter Sekunde verlieren. Das sollte verdammt noch mal verboten sein. Aber doch, Rom hatte das 1:0 gegen Catania erzielt, und auf einmal waren wir nur noch Zweiter. Es konnte nicht wahr sein, und ich sah es allen an, die auf der Bank saßen, dem Physiologen, dem Arzt, dem Zeugwart, allen, die in den Neunzigerjahren dabei gewesen waren, sie erinnerten sich. Sie wurden blass: Passiert es wieder? Ist der alte Fluch zurückgekommen?
    Ich habe nie etwas Ähnliches gesehen. Sie wurden aschfahl, und das spürte man auch draußen auf dem Platz. Es war die schiere Panik, nichts anderes. Dies hier durfte nicht passieren. Es war furchtbar, es war eine Katastrophe, und der Regen rauschte nur so herunter. Es goss in Strömen, und das heimische Publikum schrie vor Begeisterung. Das Resultat nützte ihnen, denn wenn Catania verlor, blieb Parma in der Liga. Aber für uns war es nahezu tödlich, und die Spieler wurden immer verkrampfter. Ich sah es ihnen an. Sie trugen ein Kreuz auf dem Rücken, und ich kann nicht behaupten, dass ich selbst großartig drauf war, natürlich nicht, aber andererseits hatte ich schon drei Meisterschaften, und ich spürte nichts von dem alten Fluch. Ich war zu jung dafür, und mit jeder Minute wurde ich heißer und entschlossener. Es war, als ob es in mir brannte.
    Ich sollte rein und die Sache drehen, so stark meine Schmerzen auch waren. Ich weigerte mich, etwas anderes zu akzeptieren, und in der Halbzeit, als es noch 0:0 stand und Rom Meister wäre, wenn sich nichts änderte, wurde ich zum Aufwärmen geschickt. Ich weiß es noch genau, wie sie mich ansahen, Mancini, Mihajlovi ć , alle, der Zeugwart, der Physiologe, alle, wie sie da waren. Und ich sah es ihnen an, sie setzten all ihre Hoffnung in mich. Es stand in ihren Augen geschrieben. Sie starrten mich flehend an, und es

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