Ich bin Zlatan Ibrahimović
besseres Material an die Hand gab, als er je zuvor erhalten hatte. » Verflucht, ich muss diesen Dolmetscher unterschätzt haben. « Als Bobby Robson den Verein wechselte, nahm er Mourinho mit, und der lernte die ganze Zeit, nicht nur Taktik und Fakten, sondern auch allerhand psychologische Geschichten. Er pflegte zu sagen: »Wenn deine Mannschaft gewinnt, bist du ein Teil des Teams, aber wenn sie verliert, bist du ein Haufen Mist.« Am Ende wurde er selbst Trainer in Porto. Das war 2002. Er war zu dem Zeitpunkt völlig unbekannt. Für viele war er immer noch The translator , und Porto war vielleicht eine feine Mannschaft in Portugal, aber weiß Gott kein Großklub. Porto hatte in der portugiesischen Liga die Saison davor auf einem mittleren Tabellenplatz beendet, was war das schon im Vergleich? Niemand in den europäischen Wettbewerben hatte Porto auf der Rechnung, und in der Champions League erst recht nicht. Aber Mourinho führte etwas vollkommen Neues ein: lückenlose Aufbereitung aller Details der gegnerischen Mannschaft. Natürlich begriff ich damals nichts davon. Aber ich sollte es begreifen, das könnt ihr mir glauben. Damals redete er viel über die Umstellungen im Fußball, wenn die Offensive der einen Mannschaft gestoppt wird und die Jungs sich schnell umgruppieren und von Angriff auf Verteidigung umschalten müssen.
Das sind wichtige Sekunden. In solchen Situationen kann ein einziges unerwartetes Manöver, ein einziger kleiner taktischer Fehler entscheidend sein, und Mourinho studierte diese Spielmomente genauer als irgendein anderer im Fußball und brachte die Spieler dazu, analytisch und schnell zu denken. Porto wurde ein Meister im Ausnützen solcher Augenblicke, und entgegen allen Erwartungen gewann die Mannschaft nicht nur die portugiesische Liga. Sie spielte auch in der Champions League und traf dort auf Mannschaften wie Manchester United und Real Madrid, Klubs, bei denen ein einziger Spieler mehr verdiente als alle Spieler von Porto zusammen. Aber Mourinho und seine Jungs gewannen trotzdem die Champions League.
Es war ein Paukenschlag, und Mourinho wurde der heißeste Trainer auf der Welt. Das war 2004. Roman Abramowitsch, der russische Milliardär, hatte Chelsea gekauft und pumpte eine Menge Geld in den Verein, und vor allem, er kaufte Mourinho. Aber würde Mourinho in England akzeptiert werden? Er war ja Ausländer, ein Portugiese. Viele Snobs und Journalisten stellten ihn infrage, und auf einer Pressekonferenz sagte er:
»Bitte nennen Sie mich nicht arrogant, aber ich bin Champions-League-Sieger und jemand Besonderes«, und seine Worte setzten sich fest. Mourinho wurde von den englischen Medien daraufhin The Special One getauft, aber ich nehme an, dass dies, zumindest am Anfang, ebenso oft spöttisch wie respektvoll gemeint war. Der Bursche irritierte die Leute. Nicht nur, weil er wie ein Filmstar aussah. Er gab großspurige Sprüche von sich, und zuweilen ging er seine Konkurrenten hart an. Als er fand, dass Arsène Wenger bei Arsenal sich auf sein Chelsea fixiert hatte, nannte er ihn einen Voyeur, einen Typen, der mit dem Fernglas zu Hause sitzt und andere ausspäht. Es gab ständig Trubel um Mourinho.
Aber er klopfte nicht nur Sprüche. Als er nach Chelsea kam, hatte der Klub fünfzig Jahre lang keine Meisterschaft gewonnen. Mit Mourinho gewann man zweimal in Folge: Mourinho war wirklich The Special One , und jetzt war er also auf dem Weg zu uns, und aufgrund des Rufs, der ihm vorauseilte, erwartete ich sofort harte Ansagen. Aber schon während der EM erfuhr ich, dass Mourinho mich anrufen würde, und ich dachte, ist was passiert?
Er wollte nur reden. Sagen, schön, dass wir zusammenarbeiten, freu mich, dich zu treffen, nichts Besonderes, nicht damals, aber er sprach Italienisch. Ich begriff nicht. Mourinho hatte nie einen italienischen Klub trainiert. Dennoch sprach er besser als ich. Er hatte die Sprache in Nullkommanichts gelernt, in drei Wochen, hieß es, und ich kam nicht mit. Wir wechselten zu Englisch, und schon da merkte ich, der kümmert sich. Er stellt andere Fragen, und nach unserem Spiel gegen Spanien erhielt ich eine SMS .
Ich bekomme immer eine Menge SMS . Aber diese war von Mourinho. » Gut gespielt « , schrieb er, und dann gab er mir Ratschläge, und ich war wirklich platt. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Eine SMS vom Trainer! Außerdem spielte ich bei der Nationalmannschaft, es war nicht sein Revier. Aber er engagierte sich, und ich antwortete und bekam neue SMS
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