Ich bin Zlatan Ibrahimović
jemandem, der ihn mehr verdient als du«, sagte er, und ich fühlte: Ich werd’s ihm zeigen, er soll sehen, dass ich diese Auszeichnung verdient habe, warte nur auf die zweite Halbzeit. Egal, ob ich Blutgeschmack im Mund habe, ich werd’s ihm zeigen. Ich werde wieder dominieren.
Solche Dinge passierten die ganze Zeit. Er baute mich auf, und er machte mich klein. Er war ein Meister darin, die Mannschaft zu manipulieren, und nur eins störte mich an ihm, sein Gesichtsausdruck, wenn wir spielten. Egal, was ich tat oder welche Tore ich schoss, er sah immer eiskalt aus. Es gab nie ein Lächeln oder irgendwelche Gesten oder überhaupt etwas. Es war, als ob nichts passierte, als fände ein Ballgeplänkel im Mittelfeld statt, so in etwa, und dabei war ich krasser denn je. Ich machte völlig unglaubliche Sachen, aber Mourinho sah aus, als ob es regnete.
Wir trafen zum Beispiel auf Bologna, und in der 24. Minute dribbelte Adriano, der Brasilianer, auf der linken Seite bis zur Grundlinie. Er gab den Ball nach innen, es war eine scharf geschlagene Flanke, die zu niedrig war, um zu köpfen, und zu hoch, um den Ball volley zu nehmen, und ich war im Strafraum hart bedrängt. Aber ich machte einen Schritt nach vorn und nahm den Ball mit der Hacke. Es sah aus wie ein Karatetritt, bam, glatt ins Netz. Es war völlig irre. Das Tor wurde später zum Tor des Jahres gewählt, und das Publikum war aus dem Häuschen, die Leute sprangen auf und schrien und applaudierten, alle, sogar Moratti auf der Ehrentribüne. Aber Mourinho, was tat der? Er stand da in seinem Anzug, die Hände an den Seiten, und machte das reinste Steingesicht. Was ist mit dem Mann los, verdammt, dachte ich. Wenn er auf so ein Tor nicht reagiert, worauf fährt er dann ab?
Ich sprach mit Rui Faria darüber. Rui Faria ist auch Portugiese. Er ist Fitnesstrainer und Mourinhos rechte Hand. Die beiden sind zusammen von Klub zu Klub gegangen und kennen sich in- und auswendig.
»Erklär mir mal eins«, sagte ich zu ihm.
»Okay, klar.«
»Ich habe in dieser Saison Tore geschossen, bei denen ich selbst nicht begreife, wie es zugegangen ist. Mourinho kann kaum etwas Ähnliches gesehen haben. Trotzdem steht er nur da wie eine Statue.«
»Mach dir nichts daraus, Junge«, sagte Rui. »So ist er. Er reagiert nicht wie wir anderen.«
Vielleicht nicht, dachte ich. Aber trotzdem … ich werde verdammt noch mal dafür sorgen, dass der Mann aus sich herausgeht, und wenn ich ein Wunder vollbringen muss.
Ich würde diesen Mann zum Jubeln bringen.
22
I CH HATTE EINEN KLEIN EN F IMMEL , was die Champions League betrifft. Wir hatten die Saison begonnen, und mein Knie wurde besser, und ich schoss ein unglaubliches Tor nach dem anderen, und wir hatten recht früh das Gefühl, wir holen auch in diesem Jahr den Scudetto. Nicht dass ich falsch verstanden werde, aber es war ja nicht mehr so großartig. Ich war schon viermal Meister geworden und war zum besten Spieler der Liga gewählt worden. Die Champions League war das Wichtige. Ich war in dem Wettbewerb noch nie weit gekommen, und in diesen Tagen sollten wir im Achtelfinale auf Manchester United treffen.
United war eine der besten Mannschaften Europas. Sie hatten im Jahr zuvor die Champions League gewonnen und hatten Spieler wie Cristiano Ronaldo, Wayne Rooney, Paul Scholes, Ryan Giggs und Nemanja Vidi ć in ihren Reihen, aber an keinem von ihnen hing das Spiel, keiner von ihnen war entscheidend für die Mannschaft, im Gegenteil: Du hattest wirklich das Gefühl, dass United eine Mannschaft war. Kein Trainer vertrat diese Philosophie beharrlicher als Alex Ferguson. Alle kennen Sir Alex. In England ist er ein Gott, und er verschliss seine Stars nicht. Er ließ sie rotieren.
Im Grunde ist Ferguson ein Arbeiterjunge aus Schottland, und als er 1986 als Trainer zu United kam, war nicht viel los mit dem Klub. United schien seine große Zeit hinter sich zu haben. Nichts lief rund, und die Spieler soffen in den Pubs. Aber Ferguson führte Krieg gegen diesen Schlendrian. Was zum Teufel, Bier trinken? Er brachte den Jungs Disziplin bei. Er holte 21 Titel mit dem Klub und wurde 1999 geadelt, als United die Premier League, den FA -Cup und die Champions League gewann. Man versteht, dass es eine Rivalität gab zwischen einem solchen Burschen und Mourinho. Es wurde ständig darüber geredet.
Es hieß Mourinho gegen Sir Alex und Cristiano Ronaldo gegen Zlatan. Die Zeitungen waren voll davon. Wir waren die beiden Aushängeschilder für Nike, und wir
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