Ich bin Zlatan Ibrahimović
mich noch nie gekümmert hatte. Ich bin ja einen barschen Umgangston gewöhnt. Damit war ich aufgewachsen. Aber jetzt bekam ich das Gefühl: Bin ich das Pflegekind der Familie, der Kerl, der hier nicht hingehört? Wie krank war das?
Als ich zum ersten Mal versuchte, mich einzufügen, wurde ich ausgestoßen, und als ob das nicht reichte, kam diese Geschichte mit Messi. Ihr erinnert euch an das erste Kapitel. Messi war der große Star. In gewissem Sinn war die Mannschaft seine Mannschaft. Der Junge war schüchtern und nett, gar keine Frage. Ich mochte ihn. Aber jetzt war ich gekommen und hatte auf dem Platz auch dominiert und hatte einen Wahnsinnsaufstand losgetreten.
Es muss ein wenig so gewesen sein, als hätte ich bei ihm zu Hause angeklopft und mich in sein Bett gelegt. Er erklärte Guardiola, dass er nicht mehr auf Außen spielen wollte. Er wollte in der Mitte spielen, und ich wurde in der Spitze eingeklemmt und bekam nicht viele Bälle, und die Situation vom Herbst kehrte sich um. Jetzt war nicht mehr ich derjenige, der die Tore schoss. Es war Messi, und ich führte dieses Gespräch mit Guardiola. Die Direktoren hatten mich gedrängt:
»Sprich mit ihm. Klär das!«
Aber was wurde daraus? Es war der Beginn des Kriegs, des Kaltstellens. Er redete nicht mehr mit mir. Er sah mich nicht mehr an. Zu allen anderen sagte er Guten Morgen und zu mir kein Wort, und das war unangenehm, leider. Ich würde gern sagen: Es war mir egal. Was interessiert mich ein Typ, der sich mit Mobbing abgibt? In einer anderen Situation hätte ich das sicher auch getan. Aber ich war zu diesem Zeitpunkt nicht stark genug.
Die Situation demoralisierte mich, und das war nicht leicht. Einen Chef mit einer derartigen Macht über dir zu haben, der dich ignoriert, das geht am Ende unter die Haut, und jetzt merkten es auch andere. Andere sahen es, und sie fragten sich: Was ist los? Worum geht es? Sie sagten zu mir:
»Du musst mit ihm reden. Das ist doch unhaltbar.«
Aber nein, ich hatte genug mit dem Mann geredet. Ich hatte nicht die Absicht zu kriechen, und ich biss auf die Zähne und begann, trotz meiner Position auf dem Platz und der katastrophalen Stimmung im Klub wieder gut zu spielen. Ich hatte vorübergehend einen Lauf und schoss fünf, sechs Tore. Aber Guardiola war so kühl wie zuvor, und jetzt begreife ich, dass das gar nicht sonderbar war.
Es war ja nie um mein Spiel gegangen. Es ging um meine Person, und Tag und Nacht schwirrten mir die Gedanken durch den Kopf: Habe ich etwas gesagt oder getan? Sehe ich seltsam aus? Ich ging alles durch, jede kleine Begegnung, jedes kleine Ereignis. Ich fand nichts. Ich hatte ja geschwiegen, war der reine Langweiler geworden. Trotzdem grübelte ich weiter: Ist es dies oder das? Also nein, ich reagierte nicht nur mit Wut.
Ich suchte genauso den Fehler bei mir selbst. Ich dachte die ganze Zeit daran. Aber der Bursche ließ nicht nach, und das war nicht nur beschissen. Es war unprofessionell. Die gesamte Mannschaft litt darunter, und die Führung wurde nervös. Guardiola war im Begriff, die größte Investition des Vereins in einen Flop zu verwandeln, und in der Champions League warteten wichtige Spiele auf uns. Wir sollten auswärts gegen Arsenal spielen, und die Eiszeit zwischen mir und dem Trainer dauerte an; am liebsten hätte er mich völlig ausgebootet. Aber ganz so weit wagte er wohl nicht zu gehen, und ich begann mit Messi zusammen in der Spitze.
Aber gab er mir irgendwelche Direktiven? Nichts! Es hieß also einfach auf eigene Faust spielen. Es war im Emirates Stadion. Es war groß, und wie üblich in England hatte ich das Publikum und die Journalisten gegen mich. Und es wurde alles Mögliche geredet: Gegen englische Mannschaften schießt er nie Tore. Ich hatte eine Pressekonferenz und versuchte dort, trotz allem ich selbst zu sein. »Warten wir ab«, sagte ich. »Ich werde es euch zeigen.«
Aber leicht war es nicht, nicht mit dem Trainer, und ich lief auf, und es fing heftig an. Das Tempo war hoch, und Guardiola verschwand aus meinem Kopf. Es war beinahe magisch. Nie zuvor habe ich ein so gutes Spiel gemacht, glaube ich. Doch ich ließ Chancen aus. Ich schoss direkt auf Arsenals Torwart oder daneben. Ich hätte ein Tor schießen müssen, aber es wurde nichts daraus, und wir gingen mit 0:0 in die Halbzeitpause.
Guardiola nimmt mich sicher raus, dachte ich. Aber er ließ mich spielen, und die zweite Halbzeit hatte kaum begonnen, als Piqué einen langen Pass in die Tiefe spielte, ich
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