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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lagercrantz David
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sie. Es war ihr Ding, doch es war nicht meins. Ich kam von außen, und ich kam mit meiner ganzen Persönlichkeit, und dafür schien es keinen Platz zu geben, nicht in Guardiolas kleinen Welt. Doch wie gesagt, damals im November war das nur eine Ahnung. Noch waren die Probleme einfacher:
    Würde ich spielen dürfen, und würde ich nach meiner Pause in Form sein?
    Der Druck vor El Clásico in Camp Nou war für uns alle groß. Damals wurde Real von dem Chilenen Manuel Pellegrini trainiert. Es wurde darüber spekuliert, dass er gefeuert werden könnte, wenn Real nicht gewann. Es wurde von mir, Kaká, Cristiano, Messi, Pellegrini und Guardiola geredet. Nach dem Motto: der Typ gegen den. Die Stadt brodelte, und ich traf im Audi des Klubs am Stadion ein und ging in die Kabine. Guardiola begann mit Henry in der Spitze und Messi rechts und Iniesta links. Draußen war es dunkel. Das Flutlicht war eingeschaltet, und überall auf den Rängen blitzten die Kameras.
    Es war direkt zu spüren, Real machte mehr Druck. Die Mannschaft erarbeitete sich mehr Chancen, und in der zwanzigsten Minute dribbelte Kaká unglaublich elegant und schnell und spielte ab zu dem völlig frei stehenden Cristiano. Er hatte eine großartige Schussposition, scheiterte jedoch an unserem Torwart Victor Valdés, der mit dem Fuß rettete. Nur eine Minute später war Higuaín von Real fast durch. Es war wirklich haarscharf. Sie hatten viele Chancen, und wir spielten zu statisch und hatten Probleme mit dem Passspiel. Die Mannschaft wurde nervös, und das Heimpublikum buhte, nicht zuletzt gegen Casillas im Tor von Real, weil er die Abstöße verzögerte. Aber Real dominierte weiter, und wir hatten Glück, dass es zur Halbzeit noch 0:0 stand.
    Zu Beginn der zweiten Halbzeit schickte Guardiola mich zum Aufwärmen, und ich muss sagen, das war ein schönes Gefühl. Das Publikum schrie und jubelte. Das Dröhnen erfüllte mich, und zum Dank applaudierte ich zurück, und in der 51. Minute ging Thierry Henry hinaus, und ich kam hinein, und ich war wild darauf zu spielen. Ich war nicht lange weg gewesen. Dennoch kam es mir so vor, vielleicht auch deshalb, weil ich ein Gruppenspiel in der Champions League gegen mein altes Inter verpasst hatte. Aber jetzt war ich wieder da, und es waren noch nicht viele Minuten vergangen, als der Brasilianer Daniel Alves auf der rechten Außenseite den Ball bekam. Alves hat eine schnelle Auffassungsgabe für Spielsituationen, und es ging alles blitzschnell. Reals Verteidigung war unsortiert, und in solchen Momenten denke ich nicht. Ich spurte einfach Richtung Strafraum, und da kam eine Hereingabe, eine Flanke. Ich stürmte vor.
    Ich kam frei und nahm den Ball volley mit links, bang , boom , ins Tor, und das Stadion brach in Jubel aus wie ein Vulkan, und ich spürte im ganzen Körper: Nichts kann mich jetzt stoppen. Wir gewannen 1:0. Ich war der Matchwinner und wurde überall gefeiert, und niemand stellte in diesem Moment infrage, dass ich meine 66 Millionen wert war. Ich war heiß.
    Dann kam die Winterpause. Wir fuhren nach Åre, und ich sauste mit dem Scooter herum, davon habe ich ja schon erzählt, und hatte meinen Spaß. Doch das war zugleich der Wendepunkt. Nach Neujahr wurde das, was im Herbst schon schwer gewesen war, noch schlimmer, und ich war nicht mehr ich selbst. So fühlte es sich an. Ich war ein anderer, ein unsicherer Zlatan geworden, und jedes Mal, wenn Mino sich mit der Klubführung getroffen hatte, fragte ich ihn:
    »Was halten sie von mir?«
    »Sie halten dich für den besten Stürmer der Welt!«
    »Ich meine privat. Als Mensch.«
    Darum hatte ich mich früher nie gekümmert. So etwas war mir egal gewesen. Ich wollte gut spielen. Danach konnten die Leute sagen, was sie wollten. Aber jetzt war es mir plötzlich wichtig, und das zeigte, dass es mir nicht gut ging. Mein Selbstvertrauen hatte Risse bekommen, und ich fühlte mich gehemmt. Ich jubelte kaum noch, wenn ich Tore schoss. Ich wagte auch nicht, wütend zu werden, und das ist nicht gut. Ganz und gar nicht. Ich kapselte mich ab, und ich bin wirklich nicht überempfindlich. Ich bin hart im Nehmen. Ich habe vieles mitgemacht. Aber trotzdem, Tag für Tag Blicke und Kommentare zu ernten, als passte ich nicht hinein oder als wäre ich anders, das zehrt. Es kam mir vor, als wäre ich zurückgeworfen worden in die Zeit, bevor meine Karriere Fahrt aufnahm. Vieles davon ließ sich kaum in Worte fassen, es waren kleine Dinge, Blicke, Kommentare, Tonfälle, Dinge, um die ich

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