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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lagercrantz David
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das war. Ein richtiger Trainer kommt mit unterschiedlichen Persönlichkeiten zurecht. Das gehört zu seinem Job. Eine Mannschaft profitiert von unterschiedlichen Typen. Manche sind ein wenig kantiger. Andere sind wie Maxwell oder Messi und die Gang.
    Doch Guardiola kam nicht damit zurecht, und dafür wollte er sich rächen. Das spürte man. Es lag in der Luft, und dass es den Verein zig Millionen Euro kosten würde, war ihm offensichtlich egal. Wir sollten unser letztes Ligaspiel absolvieren. Er setzte mich auf die Bank. Ich hatte nichts anderes erwartet. Aber jetzt wollte er plötzlich mit mir reden. Er rief mich in sein Büro im Stadion. Es war am Vormittag, und in seinem Büro hingen Trikots und Bilder von ihm selbst. Die Stimmung war eisig. Seit meinem Ausbruch hatten wir nicht miteinander geredet. Aber der Bursche war auch nervös. Sein Blick flackerte.
    Der Mann hat keine natürliche Autorität, keine Ausstrahlung. Wenn du nicht wüsstest, dass er Trainer einer Klassemannschaft ist, würdest du kaum merken, dass er ins Zimmer tritt, und jetzt wand er sich. Bestimmt wartete er darauf, dass ich etwas sagen würde. Ich sagte kein Wort. Ich wartete ab.
    »Ja, also«, begann er.
    Er sah mir nicht in die Augen.
    »Ich weiß nicht, was ich in der nächsten Saison mit dir anfangen soll.«
    »Okay.«
    »Es liegt bei dir und Mino, was weiter geschieht. Ich meine, du bist Ibrahimović. Du bist keiner, der nur jedes dritte Spiel spielt, nicht wahr?«
    Er wollte, dass ich antwortete. Das spürte man. Aber ich bin nicht dumm. Ich weiß sehr wohl: Wer in solchen Situationen am meisten redet, verliert. Deshalb schwieg ich. Ich verzog keine Miene. Ich saß still. Aber natürlich begriff ich: Er hatte eine Botschaft, aber was die Botschaft war, war nicht ganz klar. Doch es hörte sich so an, als wolle er mich loswerden, und das war keine Kleinigkeit. Ich war die größte Investition des Klubs. Dennoch sagte ich nichts. Ich tat nichts. Da wiederholte er es:
    »Ich weiß nicht, was ich mit dir anfangen soll. Was sagst du dazu? Was ist dein Kommentar?«
    Ich hatte keinen Kommentar.
    »War das alles?«, erwiderte ich nur.
    »Ja, aber …«
    »Danke«, sagte ich und ging.
    Ich nehme an, dass ich hart und cool aussah. Das war zumindest das, was ich wollte. Aber innerlich kochte ich, und als ich draußen war, rief ich Mino an.

25
    M ANCHMAL GEHE ICH VIELLEICHT zu wüst drauflos. Ich weiß nicht. Das war bei mir schon immer so. Vater wurde wild wie ein Stier, wenn er trank, und alle in der Familie fürchteten sich oder machten sich aus dem Staub. Aber ich stellte mich ihm entgegen, Mann gegen Mann, und schrie ihn an: »Du musst aufhören zu trinken!« Er wurde wahnsinnig. »Dies ist mein Haus, zum Teufel. Ich tue, was ich will. Ich schmeiß dich raus!«
    Es war das reinste Chaos. Die ganze Wohnung dröhnte. Aber wir schlugen uns nie. Er hatte ein großes Herz. Er wäre für mich gestorben. Aber ehrlich gesagt, ich war bereit, mich mit ihm zu schlagen.
    Ich war bereit für alles Mögliche, und manchmal war mir absolut klar, dass es sinnlos war. Es würde nur zur Konfrontation und zu neuer Wut führen. Wir würden keinen Schritt weiterkommen, im Gegenteil. Trotzdem machte ich weiter. Ich nahm die Kämpfe an, und man soll nicht glauben, dass ich damit anzugeben versuche, dass ich der Harte in der Familie war. Überhaupt nicht. Ich erzähle nur, wie es war.
    Schon früh war dieser Zug an mir besonders ausgeprägt. Ich trat vor. Ich floh nicht, und das galt nicht nur Vater gegenüber, sondern überall. Meine ganze Kindheit und Jugend war voll von harten Typen, die aus der Haut fuhren wie der Blitz aus heiterem Himmel: Mutter, die Schwestern, die Jungs in den Nachbarhöfen. Und seitdem habe ich das in mir, diese Wachsamkeit: Was geht ab? Sucht jemand Streit? Der Körper ist ständig bereit zum Kampf.
    Das war der Weg, den ich wählte. Andere in der Familie nahmen andere Rollen an. Zu Sanela ging man mit seinen Gefühlen. Ich war der, der kämpfte. Wenn jemand mich ärgerte, ärgerte ich ihn zurück. Es war meine Art zu überleben, und ich lernte, mit nichts hinter dem Berg zu halten. Ich sagte frei heraus, was Sache war; es gab kein »Du bist wirklich nett, du bist wirklich prima, aber …«, sondern: »Reiß dich zusammen, verdammt noch mal!« Dann trug ich die Konsequenzen. So war es. Das war meine Jugend, und selbstverständlich hatte ich mich verändert, als ich nach Barcelona kam. Ich hatte Helena getroffen und Kinder bekommen und war

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