Ich bin Zlatan Ibrahimović
ruhiger geworden, ich hatte sogar Dinge gesagt wie »Könntest du mir bitte die Butter reichen?«. Aber das meiste steckte trotzdem noch tief in mir drin. In jenen Tagen bei Barcelona ballte ich die Fäuste und stellte mich darauf ein, für meine Interessen zu kämpfen. Es war der Frühsommer 2010. In Südafrika sollte die Fußball- WM stattfinden, und bei Bar ç a hörte Joan Laporta auf.
Ein neuer Präsident sollte gewählt werden, und so etwas schafft immer Turbulenzen. Die Leute werden unsicher. Schließlich wurde Sandro Rosell der neue Präsident. Er war bis 2005 Vizepräsident und ein enger Freund von Laporta gewesen. Aber etwas war vorgefallen, und jetzt seien sie Feinde, hieß es. Natürlich machten die Leute sich Sorgen. Würde Rosell die ganze alte Gang auswechseln? Niemand wusste etwas. Der Sportdirektor Txiki Begiristain trat schon zurück, bevor Rosell ihn feuern konnte, und ich selbst fragte mich natürlich: Was bedeutet das hier für meinen Konflikt?
Es war Laporta gewesen, der mich für eine Rekordsumme gekauft hatte, und der Gedanke war nicht absurd, dass Rosell ihm nachträglich eins auswischen würde, indem er zeigte, dass diese Investition idiotisch gewesen war. Viele Zeitungen schrieben auch, dass es Rosells erster Auftrag sein würde, mich zu verkaufen. Die Journalisten hatten zwar keine Ahnung davon, was zwischen Guardiola und mir vorgefallen war, und das ging mir ja auf gewisse Art und Weise genauso. Aber sie hatten erkannt, dass irgendetwas nicht stimmte, und ehrlich gesagt, brauchtest du kein Fußballexperte zu sein, um das zu begreifen. Ich ließ den Kopf hängen und reagierte auf dem Platz nicht, wie ich es zu tun pflegte. Guardiola hatte mich versaut, und ich erinnere mich, dass Mino den neuen Präsidenten anrief. Er erzählte ihm, was Guardiola bei dem Treffen mit mir gesagt hatte.
»Was zum Teufel hat er damit gemeint?«, fragte er. »Will er Zlatan loswerden?«
»Nein, nein«, antwortete Rosell. »Guardiola glaubt an ihn.«
»Aber warum sagt er so etwas?«
Rosell wusste nichts zu antworten. Er war neu, und niemand schien es zu wissen. Die Lage war unsicher. Wir wurden Meister, und der Urlaub begann. Es war lange her, dass ich ihn so dringend nötig gehabt hatte. Ich musste rauskommen, und Helena und ich reisten umher: L . A., Vegas, überall, und währenddessen fand die WM statt. Ich guckte kaum. Ich war zu enttäuscht. Schweden war nicht dabei, und ehrlich gesagt, stand mir der Sinn überhaupt nicht nach Fußball. Ich versuchte, den ganzen Schlamassel in Barcelona zu verdrängen. Doch auf Dauer ging das natürlich nicht. Der Countdown lief. Ich musste bald zurück, und wie wenig ich es auch wollte, alle Fragen kehrten zurück. Was wird geschehen? Was soll ich tun? Es arbeitete in mir, und natürlich, ich begriff, dass es eine Lösung gab. Ich konnte versuchen, verkauft zu werden. Aber ich wollte meinen Traum nicht so leicht aufgeben. Nie im Leben. Ich beschloss, im Training zu rackern wie ein Tier und besser zu werden denn je.
Niemand sollte mich unterkriegen. Ich würde es allen zeigen. Aber was passierte? Ich kam gar nicht dazu, etwas zu zeigen. Ich hatte noch nicht die Fußballschuhe angezogen, als Guardiola mich wieder zu sich rief. Ich glaube, es war der 19. Juli. Die meisten waren noch nicht von der WM zurückgekommen. Es war ziemlich ruhig um uns her, und Pep versuchte es mit ein bisschen Small Talk. Er hatte ganz offensichtlich ein Anliegen. Er war nervös, und ihm war nicht wohl in seiner Haut. Dennoch wollte er zunächst ein wenig nett sein:
»Wie war der Urlaub?«
»Prima, prima!«
»Und wie fühlst du dich vor der neuen Saison?«
»Auch prima. Ich bin heiß. Ich werde alles geben.«
»Du …«
»Ja.«
»Du musst dich darauf vorbereiten, auf der Bank zu sitzen«, sagte er, und wie gesagt, dies war der erste Tag. Die Saisonvorbereitung hatte noch nicht angefangen. Guardiola hatte mich nicht spielen sehen, nicht eine Minute. Seine Worte waren gar nicht anders aufzufassen, denn als eine neue persönliche Attacke.
»Okay«, sagte ich nur. »Ich verstehe.«
»Und wie du weißt, haben wir David Villa aus Valencia gekauft.«
David Villa war heiß, keine Frage. Er war einer der Stars in der spanischen Nationalmannschaft, die im Begriff war, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, aber trotzdem, er war ein Außen, ich spielte in der Mitte. Er hatte nichts mit mir zu tun, nicht eigentlich.
»Und, was sagst du dazu?«, fuhr Guardiola fort.
Nichts, dachte ich zuerst,
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