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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lagercrantz David
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dem Scheißfußball weitermachen. Aber ich ging nicht mehr ins Tor, sondern wurde Stürmer, ein ziemlich krasser.
    Eines Tages hatten wir ein Spiel. Ich war nicht da, und alle schrien: »Wo ist Zlatan? Wo ist Zlatan?« Es war nur noch eine Minute bis zum Anpfiff, und der Trainer und die Mannschaftskameraden wollten mich bestimmt umbringen: »Wo ist der Kerl? Wie zum Teufel kann er bei einem so wichtigen Spiel wegbleiben?« Aber da sahen sie einen Typen, der wie ein Irrer auf einem gestohlenen Fahrrad direkt auf den Trainer zuraste. Wollte der Verrückte ihn umfahren? Nein, genau vor der Nase des Alten kam ich quer bremsend zum Stehen und lief direkt aufs Spielfeld. Ich nehme an, der Trainer wurde wahnsinnig.
    Er kriegte Sand in die Augen und war von oben bis unten mit Dreck bespritzt. Aber er ließ mich spielen, und ich vermute, dass wir gewannen. Wir waren eine gute Truppe. Einmal wurde ich für einen anderen Mist bestraft und saß die erste Halbzeit auf der Bank. Wir lagen mit 0:4 zurück gegen eine Snobtruppe, Vellinge, also wir Jugos gegen die feinen Jungen, die Luft war geladen mit Aggressionen, und ich war so sauer, dass ich beinahe geplatzt wäre. Wie konnte der Idiot mich auf die Bank setzen?
    »Bist du blöd oder was?«, sagte ich zum Trainer.
    »Immer mit der Ruhe. Du kommst gleich rein.«
    Ich kam in der zweiten Halbzeit rein und schoss acht Tore. Wir gewannen mit 8:5 und verhöhnten die Snobs, und ich war gut. Ich hatte Technik und sah die ganze Zeit Spielöffnungen; auf Mutters Hof war ich ein kleiner Meister darin geworden, auf engem Raum überraschende Sachen zu erfinden. Trotzdem habe ich all die Donald-Duck-Typen satt, die jetzt herumlaufen und erklären: Ich habe gleich gesehen, dass Zlatan ein ganz Besonderer werden würde, bla bla bla. Ich habe ihn an meiner Brust aufgezogen, so in der Art. Er war mein bester Freund. Das ist Quatsch.
    Keiner hat was gesehen. Jedenfalls nicht so viel, wie sie hinterher behaupteten. Kein Großverein hat bei mir angeklopft. Ich war ein Rotzlöffel. Es hieß nicht: » Oh, mit diesem kleinen Talent müssen wir pfleglich umgehen! « Eher hieß es: » Wer hat den Kanaken reingelassen? « Und schon damals ging es viel auf und ab. Ich konnte in einem Spiel acht Tore machen, aber dann völlig aus dem Tritt geraten.
    Ich war viel mit einem Burschen namens Tony Flygare zusammen. Wir hatten denselben Muttersprachenlehrer. Seine Eltern waren auch vom Balkan, und er war auch ein recht harter Kerl. Er wohnte nicht in Rosengård, sondern unmittelbar davor, in der Vitemöllegatan. Wir waren derselbe Jahrgang, er im Januar geboren und ich im Oktober, und das bedeutete bestimmt einiges. Er war größer und kräftiger und wurde als größeres Fußballtalent angesehen. Von Tony hieß es immer: »Guckt euch den an, was für ein Spieler!«, und ich geriet ein wenig in seinen Schatten. Vielleicht war das gut, was weiß ich. Ich musste auf die Zähne beißen und mich von unten herankämpfen.
    Aber wie gesagt, damals war ich keiner, von dem man sich viel versprach. Ich war ein Wilder, ein Wahnsinniger, und ich bekam wirklich mein Temperament nicht in den Griff. Ich meckerte ständig mit Spielern und Schiedsrichtern herum und wechselte in einem fort den Verein. Ich spielte bei Balkan. Ich ging zurück zum MBI und wieder zu Balkan und dann zu BK Flagg. Es war alles ein Durcheinander und niemand da, der mich zum Training kutschierte, um es mal so zu sagen. Manchmal fiel mein Blick auf die Eltern am Spielfeldrand.
    Mein Vater war nie da, weder unter den Jugos noch unter den Schweden, und ich weiß nicht richtig, was ich dachte. Es war eben einfach so. Ich kam allein zurecht, daran hatte ich mich gewöhnt. Man gewöhnt sich ja an sein Leben, und ich hielt das von mir fern. Vater war, wie er war. Er war unmöglich. Er war phantastisch. Es ging auch bei ihm auf und ab. Ich rechnete nicht mit ihm, wie andere mit ihren Eltern rechneten. Aber na ja, ich hoffte bestimmt manchmal. Verdammt, wenn er diesen geilen Trick gesehen hätte, diese brasilianische Finte, so in der Art. Vater hatte ja Zeiten, in denen er unglaublich engagiert war. Er wollte, dass ich Anwalt werde.
    Ich kann nicht behaupten, dass ich daran glaubte. Wo ich herkam, da wurde man nicht gerade Jurist. Man machte verrückte Sachen und träumte davon, ein harter Typ zu werden, und wir bekamen nicht gerade elterliche Unterstützung, so nach dem Motto: »Soll ich dir mal die schwedische Geschichte erklären?«
    Bei uns herrschten Bierdosen

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