Ich bin Zlatan Ibrahimović
hätte ihn absichtlich verletzt. Ich dachte, ich sehe nicht recht. Was war das für ein Unsinn? Es hatte nicht einmal einen Freistoß gegeben, wie konnte er von Absicht sprechen? Und das sollte mein Mannschaftskapitän sein!
Ich rief ihn an. »Hör mal zu, es tut mir leid, natürlich ist es ärgerlich, dass du verletzt bist, ich entschuldige mich, aber es war keine Absicht, hörst du!« Und zu den Journalisten sagte ich das Gleiche. Ich sagte es hundert Mal. Aber van der Vaart machte weiter, und ich konnte es nicht begreifen. Warum zum Teufel bewarf er einen Mannschaftskameraden öffentlich mit Schmutz? Es war völlig krank. Oder vielleicht auch nicht?
Ich fing an zu hinterfragen, denn man darf nicht vergessen, dass August und das Transferfenster noch geöffnet war. Vielleicht wollte er seinen Abschied vom Klub provozieren? Oder wollte er mich rausekeln? Es wäre nicht das erste Mal, dass zu derartigen Tricks gegriffen würde, und der Kerl hatte da unten die Medien auf seiner Seite.
Er war ja der Holländer. Er war der Liebling der Klatschspalten, und ich war der bad boy und all das, der Ausländer. »Meinst du das im Ernst?«, fragte ich, als wir uns im Training trafen. Offenbar tat er das.
»Okay, okay«, fuhr ich fort. »Dann sage ich es dir jetzt ein letztes Mal. Es war keine Absicht. Hörst du?«
»Ich höre.«
Dennoch wich er keinen Zentimeter zurück, und die Stimmung im Klub wurde immer hitziger. Die Mannschaft teilte sich in zwei Lager. Die Holländer standen auf Rafaels Seite, die Ausländer auf meiner. Am Ende berief Koeman eine Mannschaftssitzung ein, und inzwischen war ich vollkommen verrückt wegen dieser Geschichte. Was für ein Unding, mir so etwas vorzuwerfen! Ich kochte regelrecht, und bei dem Mannschaftstreffen in unserem Speisesaal setzten wir uns alle in einen Kreis, und Hochspannung lag in der Luft. Es war ernst. Die Führung war wild entschlossen, uns miteinander zu versöhnen. Wir waren Schlüsselspieler, und wir mussten Freunde werden. Aber es gab nicht gerade gute Voraussetzungen dafür. Rafael beharrte entschiedener denn je auf seiner Meinung.
»Zlatan hat es absichtlich getan«, sagte er, und ich sah rot.
Was zum Teufel? Warum hörte er nicht auf?
»Ich habe dich nicht absichtlich verletzt, und das weißt du, und wenn du mich noch einmal beschuldigst, brech ich dir beide Beine, aber dann mit Absicht«, sagte ich, und selbstverständlich fingen alle auf van der Vaarts Seite sogleich an: »Seht ihr, seht ihr, er ist aggressiv, er ist verrückt«, und Koeman versuchte, die Stimmung zu beruhigen.
»Jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf, das regeln wir schon.«
Aber ehrlich gesagt, es schien nicht wahrscheinlich, und wir wurden zu van Gaal zitiert, dem Direktor. Er und ich hatten uns schon früher gestritten, und in Gesellschaft mit van der Vaart zu ihm zu gehen war kein guter Auftakt. Ich fühlte mich nicht gerade von Freunden umgeben, und van Gaal legte gleich los mit seinem Machtgehabe.
»Ich bin hier der Direktor«, sagte er.
Danke für die Auskunft!
»Und ich sage euch, begrabt das Kriegsbeil«, fuhr er fort. »Wenn Rafael nicht mehr verletzt ist, sollt ihr zusammen spielen.«
»Ich denke nicht daran«, entgegnete ich. »Wenn er auf dem Platz ist, spiele ich nicht!«
»Was sagst du da?«, antwortete van Gaal. »Er ist mein Kapitän, du spielst mit ihm! Du hast für den Klub zu spielen.«
»Dein Kapitän?«, sagte ich. »Was ist das für ein Quatsch? Rafael gibt Zeitungsinterviews, in denen er behauptet, ich hätte ihn absichtlich verletzt. Was ist das für ein Kapitän? Einer, der seine eigenen Mannschaftskameraden angreift? Ich spiele nicht mit ihm, keine Chance. Nie mehr. Da kannst du sagen, was du willst.«
Danach ging ich. Es war ein gewagtes Spiel. Aber ich hatte die Kraft, weil Juventus winkte. Noch war nichts unterschrieben, aber ich hoffte wirklich, und ich sprach mit Mino: Was ist los? Was sagen sie? Die ganze Zeit war irgendetwas anderes, und Ende August sollten wir in der Liga gegen NAC Breda spielen. Die Zeitungen schrieben immer noch über den Konflikt, und mehr denn je standen die Journalisten auf van der Vaarts Seite. Er war der Liebling. Ich war der böse Bube, der ihn verletzt hatte.
»Stell dich darauf ein, ausgepfiffen zu werden«, sagte Mino. »Das Publikum wird dich hassen.«
»Gut«, sagte ich.
»Gut?«
»So etwas spornt mich an, das weißt du doch. Ich werde es ihnen zeigen.«
Ich war heiß, ja. Doch die Situation war nicht einfach, und ich
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