Ich bin Zlatan Ibrahimović
Und trotzdem, diese Spiele zogen alles andere nach sich.
Der August ist eine unruhige Zeit. Die Transferperiode endet am letzten Tag des Monats, und überall schwirren Wechselgerüchte. Man spricht von der silly season . Es ist Vorsaison, und die Zeitungen haben noch nicht viel anderes zu schreiben. Geht er hierhin? Oder dorthin? Wie viel wollen die Klubs bezahlen? Es gärt, und viele Spieler stehen unter Stress, und bei Ajax war dies besonders deutlich.
Alle jungen Spieler im Klub wollten ja verkauft werden, und überall beäugten die Leute einander nervös: Läuft bei ihm etwas? Bei ihm? Und warum ruft mein Agent nicht an? Es lagen Spannung und viel Neid in der Luft, und ich selbst wartete auch, versuchte aber dennoch, mich auf den Fußball zu konzentrieren, und ich weiß noch, dass wir gegen Utrecht spielten, und das Letzte, womit ich gerechnet hatte, war, ausgewechselt zu werden. Aber es geschah. Koeman winkte mich heraus, und ich war so angefressen, dass ich einem Reklameschild an der Seitenlinie einen Tritt versetzte, nach dem Motto: Verfluchte Scheiße, mich auf die Bank setzen?
Schon damals hatte ich mir angewöhnt, Mino nach den Spielen anzurufen. Es war schön, bei ihm Sachen rauszulassen und ein wenig zu plaudern, aber diesmal schrie ich regelrecht:
»Was ist der für ein Idiot, mich auszuwechseln? Wie kann der so blöd sein?«, und auch wenn Mino und ich hart gegeneinander waren, erwartete ich in dieser Situation Unterstützung, à la: Ja, du hast recht, Koeman muss eine Gehirnblutung gekriegt haben, du Ärmster.
Mino sagte:
»Klar, dass er dich ausgewechselt hat. Du warst der Schlechteste auf dem Platz. Du warst Scheiße.«
»Was sagst du da, verflucht?«
»Du warst wertlos. Du hättest schon früher auf die Bank gehört.«
»Du«, sagte ich.
»Was?«
»Du kannst zur Hölle fahren, du und der Trainer gleich mit!«
Ich legte auf und duschte und fuhr nach Hause nach Diemen, und meine Stimmung wurde wirklich nicht besser. Aber als ich ankam, sah ich, dass jemand vor der Tür stand. Es war Mino. Wie kann er es wagen, dieser Idiot, dachte ich, und ich war noch nicht einmal aus dem Wagen gestiegen, als wir uns schon anschrien.
»Wie oft muss ich es dir noch sagen?«, brüllte er. »Du warst Scheiße, und du sollst verdammt noch mal keine Reklameschilder kaputt treten. Werde endlich erwachsen.«
»Fahr zur Hölle.«
» Go and fuck yourself .«
» Fuck you . Ich will hier weg!«, schrie ich.
»Dann musst du wohl umziehen nach Turin.«
»Was redest du da?«
»Ich hab vielleicht was mit Turin am Laufen.«
»Wie bitte?«
»Du hast es doch gehört«, und das hatte ich. Ich konnte es nur nicht verstehen, mitten im schlimmsten Krach.
»Hast du Juventus für mich fix gemacht?«
»Möglicherweise.«
»Bist du echt wunderbar, du bescheuerter Idiot?«
»Noch ist nichts klar, aber ich arbeite daran«, sagte er, und ich dachte: Juventus!
Das war etwas anderes als Southampton.
Juventus war damals vielleicht der beste Klub in Europa. Sie hatten Stars wie Thuram, Trézéguet, Del Piero, Buffon und Nedvĕd, und obwohl sie im Vorjahr das Champions-League-Finale gegen AC Mailand verloren hatten, gab es auf dem Papier keine Mannschaft, die auch nur entfernt an sie heranreichte. Sämtliche Spieler waren Superstars, und der Klub hatte gerade Fabio Capello verpflichtet, den Trainer des AS Rom, der mich schon seit mehreren Jahren haben wollte, und ich machte mir wirklich Hoffnungen. Ran jetzt, Mino, dachte ich; bring das unter Dach und Fach!
Juventus wurde damals von Luciano Moggi geleitet. Moggi war ein harter Bursche und ein Machtmensch, der sich aus dem Nichts nach oben gearbeitet hatte und eine der Größen im italienischen Fußball geworden war. Er war der König auf dem Transfermarkt.
Der Mann hatte Juventus umgekrempelt. Unter seiner Führung hatte der Verein ein ums andere Mal die Liga gewonnen. Aber Moggi war nicht gerade für seine schneeweiße Weste bekannt. Es hatte eine Reihe Skandale um ihn gegeben: Bestechung, Doping, Gerichtsverfahren und anderer Mist, und es gingen Gerüchte um, er gehöre der neapolitanischen Camorra an. Das war natürlich Quatsch. Aber der Kerl sah tatsächlich aus wie ein Mafioso. Er liebte Zigarren und elegante Anzüge, und in Verhandlungen schreckte er vor nichts zurück. Er war ein Meister darin, Deals zustande zu bringen, und als Gegenspieler nicht ungefährlich. Aber Mino kannte ihn.
Sie waren alte Feinde, kann man sagen, die Freunde geworden waren. Mino hatte
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