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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lagercrantz David
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und es hat nichts Gutes zu bedeuten, wenn er dich zu sich ruft. Andererseits weißt du nie. Er macht einen klein und baut einen wieder auf. Ich erinnere mich an ein Training, bei dem wir gerade angefangen hatten, Stellungsspiel zu üben. Da blies Capello in seine Pfeife und schrie:
    »Rein mit euch. Runter vom Platz!«, und niemand begriff, was los war.
    »Was haben wir gemacht? Worum geht’s?«
    »Ihr seid faul. Ihr seid scheiße!«
    Es war vorbei mit dem Training an diesem Tag, und wir fanden es verwirrend; aber selbstverständlich hatte er sich etwas dabei gedacht. Er wollte, dass wir am nächsten Tag wie aufgepeitschte Krieger zum Training erscheinen sollten, und ich mochte den Stil, denn wie gesagt, ich bin nicht mit Süßholzgeraspel aufgewachsen. Ich mag Kerle mit Macht und Haltung, und Capello glaubte an mich.
    »Du brauchst nichts zu beweisen, ich weiß, wer du bist und was du kannst«, sagte er an einem der ersten Tage, und das gab mir Sicherheit.
    Ich konnte mich ein wenig entspannen. Es war ein verfluchter Druck gewesen. Mehrere Zeitungen hatten den Kauf kritisch gesehen und geschrieben, dass ich zu wenig Tore schösse. Viele glaubten, dass ich nur auf der Bank sitzen würde: Wie kann Zlatan in einer solchen Mannschaft einen Stammplatz erobern?
    »Ist Zlatan reif für Italien?«, schrieben sie.
    »Ist Italien reif für Zlatan?«, konterte Mino, und er hatte recht.
    Mit solchen Sprüchen musste man antworten. Man musste hart gegen hart setzen, und manchmal frage ich mich: Wäre ich ohne Mino zurechtgekommen? Ich glaube nicht. Wenn ich zu Juventus gekommen wäre, wie ich zu Ajax gekommen war, hätte der Druck mich zermürbt. In Italien sind sie fußballverrückt, und wenn in Schweden am Tag davor und am Tag danach über die Spiele geschrieben wird, schreiben sie in Italien die ganze Woche darüber. Es geht unentwegt weiter, und du bekommst die ganze Zeit Noten. Du wirst von oben bis unten inspiziert, und bis du dich daran gewöhnt hast, ist es hart.
    Aber jetzt hatte ich Mino. Er war die Schutzmauer, und ich rief ihn ständig an. Ich meine, Ajax, was war das? Eine Kinderschule im Vergleich hierzu! Wenn ich im Training ein Tor schießen wollte, hatte ich nicht nur Cannavaro und Thuram zu überwinden, es stand auch noch Buffon im Tor, und niemand war nett zu mir, nur weil ich neu war, im Gegenteil.
    Capellos Assistent hieß Italo Galbiati. Galbiati ist ein älterer Mann, ich nannte ihn den Greis. Er war wunderbar. Er und Capello sind ein bisschen so etwas wie good cop und bad cop . Capello sagt die harten, weniger schönen Sachen, während Galbiati für das andere steht, und schon nach dem ersten Training hatte Capello mich zu ihm geschickt:
    »Italo, nimm den Jungen hart ran!«
    Alle anderen waren schon beim Duschen, und ich war völlig ausgepumpt. Ich wäre auch gern zusammengeklappt. Aber von der Seite kam ein Torwart von den Junioren, und da begriff ich. Italo würde mich mit Bällen füttern, bam , bam . Sie kamen aus allen erdenklichen Lagen auf mich zu. Es waren Steilvorlagen, Kurzpässe, er warf den Ball, er spielte ihn mir über die Bande zu, und ich schoss aufs Tor, einen Schuss nach dem anderen, und ich durfte die box , den Strafraum, nicht verlassen. Das sei mein Revier, sagte er, und dort solle ich sein und schießen, schießen, und von einer Pause oder einem kurzen Verschnaufen war nicht die Rede. Hohes Tempo war angesagt.
    »Los, drauf, härter, entschlossener, nicht zögern!«, schrie Italo, und daraus wurde eine Routine, eine Gewohnheit.
    Manchmal kamen Trézéguet und Del Piero auch dazu, aber meistens war ich allein. Ich und Italo, und fünfzig, sechzig, hundert Schüsse aufs Tor. Manchmal tauchte Capello auf, und er ist ja wie er ist.
    »Ich werde dir Ajax aus dem Körper prügeln«, sagte er.
    »Okay, klar.«
    »Ich brauche diesen holländischen Stil nicht. Eins, zwei, eins, zwei, über Bande spielen, schön und technisch spielen. Durch die ganze Mannschaft dribbeln. Das können wir uns sparen. Ich brauche Tore. Begreifst du das? Ich muss dir die italienische Art zu denken einbläuen. Du brauchst den Killerinstinkt.«
    Dieser Prozess hatte schon in mir eingesetzt. Ich hatte meine Gespräche mit van Basten gehabt, und mit Mino. Aber ich sah mich dennoch nicht als einen richtigen Goalgetter, obwohl mein Platz in der Spitze war. Ich war eher derjenige, der alles können sollte, und ich hatte immer noch viel Mutters Hof und Finten im Kopf. Aber unter Capello veränderte ich mich. Seine

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