Ich bin Zlatan Ibrahimović
Härte färbte auf mich ab, und ich wurde weniger Künstler und mehr zu einem slugger , der um jeden Preis gewinnen wollte.
Klar wollte ich auch vorher schon gewinnen. Ich war mit einem Siegerschädel geboren. Aber man darf nicht vergessen, dass der Fußball meine Methode gewesen war, gesehen zu werden. Mit den Kunststücken auf dem Spielfeld war ich ein anderer geworden als eines von vielen Kids aus Rosengård. Es waren all die »Wow, guck dir den an!« gewesen, die mich angetrieben hatten. Es war der Beifall für die Tricks gewesen, der mich hatte wachsen lassen, und lange hätte ich wahrscheinlich jeden als Blödmann angesehen, der behauptet hätte, ein hässliches Tor wäre ebenso viel wert wie ein schönes!
Ich begriff jetzt immer mehr: Niemand dankt dir für deine Künste und Hackentricks, wenn deine Mannschaft verliert. Und niemand macht sich etwas daraus, dass du ein Traumtor geschossen hast, wenn ihr nicht gewinnt. Und nach und nach wurde ich härter und noch mehr zu einem Krieger auf dem Platz. Natürlich ließ ich meinen alten Wahlspruch » Zuhören, nicht zuhören « nicht fallen. So stark und hart Capello auch war, ich blieb trotzdem meiner Linie treu. Ich erinnere mich an den Italienischunterricht. Es war nicht immer leicht mit der Sprache. Auf dem Platz war es nie ein Problem. Der Fußball hat seine eigene Sprache. Aber außerhalb fühlte ich mich manchmal ein wenig verloren, und der Klub engagierte eine Italienischlehrerin für mich. Ich sollte sie zweimal in der Woche treffen und Grammatik lernen. Grammatik? War ich wieder in der Schule? Ich hatte keinen Bock und sagte zu ihr: »Behalten Sie das Geld, und sagen Sie es keinem, nicht Ihrem Chef, niemandem. Tun Sie so, als wären Sie hier gewesen, und nehmen Sie es bitte nicht persönlich«, und wahrhaftig, sie tat, was ich ihr sagte. Sie ging wieder und tat so als ob. Danke und tschüss. Aber Italienisch war mir deshalb nicht egal.
Ich wollte die Sprache wirklich lernen, und ich schnappte sie auf andere Weise auf, im Umkleideraum und in den Hotels, und es fiel mir leicht, Zusammenhänge zu begreifen und herzustellen. Ich lernte schnell und war dumm und dreist genug, einfach zu reden, auch wenn die Grammatik nicht stimmte. Sogar gegenüber Journalisten begann ich auf Italienisch, bevor ich zu Englisch überging, und ich glaube, das kam gut an. Hier ist ein Bursche, der es vielleicht nicht kann, aber er versucht es. Und so hielt ich es, aufs Ganze gesehen, mit allem, ich hörte zu, ich hörte nicht zu.
Und dennoch, binnen Kurzem veränderte ich mich sowohl mental als auch physisch. Ich erinnere mich an das erste Spiel bei Juventus. Es war am 12. September, und wir sollten gegen Brescia spielen, und eingangs saß ich auf der Bank. Auf der Ehrentribüne stand die Besitzerfamilie Agnelli, und natürlich hatten sie ein besonderes Augenmerk auf mich, als wollten sie checken: Ist er das Geld wert? Nach der Pause kam ich für Nedvĕd ins Spiel, Nedvĕd, der im Jahr zuvor zu Europas bestem Spieler gewählt worden war und der vermutlich der größte Trainingsnarkomane ist, dem ich je begegnet bin. Nedvĕd fuhr vor jedem Training eine Stunde Fahrrad, freiwillig. Danach lief er genauso lange. Es war nicht leicht, für ihn ins Spiel zu kommen und ihn zu ersetzen, andererseits ist es keine Katastrophe, wenn es im ersten Spiel schlecht läuft. Ich erinnere mich, dass ich auf der linken Seite lief und zwei Verteidiger gegen mich hatte. Die Situation schien festgefahren. Doch ich nahm plötzlich Tempo auf, brach durch und schoss ein Tor, und ich hörte die Zuschauer auf den Rängen rufen: »Ibrahimović, Ibrahimović!« Es war gewaltig, und es blieb nicht das einzige Mal.
Damals fing es an, dass ich Ibra genannt wurde – es war Moggi, der darauf kam –, oder eine Zeit lang auch der Flamingo. Ich war immer noch ziemlich spillerig. Ich war 1,96 groß, wog aber nur 84 Kilo, und Capello meinte, das sei zu wenig.
»Hast du schon einmal Stärketraining gemacht?«, fragte er.
»Nie«, sagte ich. Ich hatte noch nicht einmal eine Hantel angefasst, und er hielt das für einen minderen Skandal. Er brachte den Konditionstrainer dazu, mich im Kraftraum ordentlich in die Mangel zu nehmen, und zum ersten Mal in meinem Leben begann ich darauf zu achten, was ich aß – okay, es war vielleicht immer noch zu viel Pasta, das sollte sich später rächen. Aber bei Juventus wurde all das genauer genommen, und ich legte an Gewicht zu und wurde ein schwererer und kraftvollerer
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