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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Hammer
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bisschen, aber ihr Kopf blieb an meiner Schulter liegen.
    „Dann bin ich mit Lisa nach Hause gegangen und da hab ich dann vielleicht ein bisschen zu viel getrunken.“
    „Aha“, sagte ich.
    Wir schwiegen eine Weile und schauten beide zum Krankenhaus rüber, diesem großen Bau aus Beton und Glas. Irgendwann hatte man sich überlegt, dass es vielleicht besser aussah, wenn man ihn buttergelb anstrich, aber die Farbe blätterte unter den Fenstern bereits ab.
    „Nein, ich war vorher noch in der Stadt“, verbesserte sich Julie. „Dort habe ich Ela getroffen und auch Alina und Isabelle. Die drei haben mich angegriffen“, sie machte eine Pause, „und da ist Lisa erst dazugekommen, verstehst du?“
    „Angegriffen?“
    „Du weißt doch, wie die sein können. Ich weiß, du und Ela, ihr wart zusammen, und ich hab das nie verstanden. Die drei sind auf mich losgegangen wie wilde Tiere. Voll die Prollweiber.“
    Das Schlimme war, dass ich mir das sofort vorstellen konnte.
    Julie hob den Kopf von meiner Schulter. In ihren Augen war etwas, das ich nicht deuten konnte. Aber es hatte nichts mit Ela zu tun.
    Sie griff nach ihrer Krücke, aber ich hielt ihren Arm fest. Der Gummipfropf am Ende der Gehhilfe rutschte über den Kies und Julie stolperte gegen meine Schulter. Ich legte beide Arme um sie und zog sie fest an mich. Wenn sie das nicht wollte, musste sie es sagen. Ich fasste ihr Kinn und drückte einen Kuss auf ihren Mund. Zuerst waren da ihre Zähne, doch dann spürte ich, wie sie nachgab. Ich schloss die Augen und hätte sie am liebsten nie mehr aufgemacht. Ich konnte gar nicht mehr aufhören, sie zu küssen, und dann drückte sie mich mit ihrem ganzen Körper auf die Bank und küsste mich so stürmisch zurück, dass mir ganz schwindelig wurde.
    Komm, das ist doch nur Show!
    muck187
    JULIE
    Am nächsten Morgen brachte eine kleine nette Schwester einen riesigen Blumenstrauß und stellte ihn auf meinen Nachttisch. War der von Sebastian? Wir hatten gestern noch lange geredet, über uns, über Ela und auch über das, was gegen mich lief.
    Ich fingerte die Karte aus dem Umschlag und war ganz schön enttäuscht, als ich den Absender las. Die Blumen waren von dem Mann, der mich angefahren hatte. Thomas Meinzer. Er könne leider nicht persönlich kommen. Auch gut.
    Ich legte mich zurück auf meine Kissen und verfolgte das Morgenprogramm. Eigentlich sollte ich nicht so viel fernsehen, wegen meiner Gehirnerschütterung und so, lesen wollte ich auch nicht. Die ganze Zeit pochte es in meinem Kopf. Ich döste wieder ein.
    „Was für ein schöner Strauß!“, war das Erste, was Sandra sagte, als sie nach ihrem Dienst zu mir kam. Sie hatte meine rote Laptoptasche unter den Arm geklemmt. „Von wem ist der denn?“
    Nach den zwei Tagen ohne Internet konnte ich es kaum erwarten, den Laptop aufzuklappen. Ich reichte ihr die Karte.
    „Das ist doch nett“, sagte sie.
    „Hast du auch den Stick besorgt?“, fragte ich sie und riss den Laptop an mich.
    „Willst du das wirklich?“, fragte meine Mutter besorgt. „Vielleicht sind es ja nicht nur gute Neuigkeiten … Und mit deinen Kopfschmerzen.“
    „Da haben wir gestern Abend schon drüber gesprochen. Und da warst du einverstanden.“ Sie kramte in ihrer Tasche nach dem Stick, damit ich hier einen Internetzugang einrichten konnte, und legte mir schließlich seufzend das weiße Päckchen neben die Blumenvase.
    „Aber nur eine Stunde am Tag“, sagte sie noch. „Du hast immer noch eine Gehirnerschütterung.“
    Wir redeten noch etwas über mich und meine Entlassung nach dem Wochenende, dann über Noah und meinen Vater, aber meine Gedanken waren die ganze Zeit bei meinem Laptop. Ich war immer noch süchtig, wollte immer noch wissen, was über mich im Netz stand. Endlich verstand Sandra und verabschiedete sich.
    Ich brauchte eine Weile, bis ich alles installiert hatte, und dann machte ich meine Runde. So nannte ich das inzwischen, wenn ich alles kontrollierte: Zuerst schaute ich nach, ob es irgendein Fake-Profil von mir gab, ich fand aber zum Glück keins. Dann schaute ich auf meinem echten Profil nach neuen Nachrichten. Tatsächlich gab es über fünfzig gute Wünsche, obwohl ich gar nicht gepostet hatte, dass ich im Krankenhaus war. Ich klickte die Nachrichten rauf und runter. Das war so lieb, das tat mir so gut, ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Sebastian schickte mir ein Herzchen. Ich drückte auf „Gefällt mir“.
    Conrads Seite hatte sich nicht verändert. Da gab

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