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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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untreu. Bis zu diesem Mann.«
    Ich fragte mich, was der Mann in dem Café so Besonderes gehabt hatte. Claire hatte gesagt, ich hätte ihn als
sympathisch
bezeichnet.
Attraktiv
. War das alles? War ich wirklich so oberflächlich?
    Mein Mann war auch sympathisch und attraktiv, dachte ich. Wenn ich doch nur mit dem zufrieden gewesen wäre, was ich hatte.
    »Wusste Ben von meiner Affäre?«
    »Am Anfang nicht. Nein. Erst als du gefunden wurdest. Es war ein entsetzlicher Schock für ihn. Für uns alle. Zuerst sah es so aus, als würdest du nicht durchkommen. Später hat Ben mich gefragt, ob ich wüsste, warum du in Brighton gewesen warst. Ich erzählte es ihm. Ich musste. Ich hatte der Polizei schon alles erzählt, was ich wusste. Ich hatte keine andere Wahl, als es Ben zu erzählen.«
    Schuldgefühle durchbohrten mich erneut, als ich an meinen Mann dachte, an den Vater meines Sohnes, wie er nach einer Erklärung dafür suchte, warum seine Frau meilenweit weg von zu Hause lebensgefährlich verletzt aufgefunden worden war. Wie hatte ich ihm das antun können?
    »Er hat dir aber verziehen«, sagte Claire. »Er hat es dir nie nachgetragen. Für ihn zählte nur, dass du lebst, dass du wieder gesund wirst. Dafür hätte er alles gegeben. Alles. Nichts anderes war ihm wichtig.«
    Liebe zu meinem Mann wallte in mir auf. Echt. Ungezwungen. Trotz allem hatte er mich zu sich geholt. Für mich gesorgt.
    »Sprichst du mal mit ihm?«, fragte ich. Sie lächelte.
    »Na klar! Aber worüber?«
    »Er sagt mir nicht die Wahrheit«, erklärte ich. »Jedenfalls nicht immer. Er will mich schützen. Er erzählt mir nur das, von dem er meint, dass ich es verkrafte, von dem er meint, dass ich es hören will.«
    »Das würde Ben nicht tun«, sagte sie. »Er liebt dich. Er hat dich immer geliebt.«
    »Doch, glaub mir«, sagte ich. »Er weiß nicht, dass ich es weiß. Er weiß nicht, dass ich über alles Tagebuch führe. Er erzählt mir nicht von Adam, außer wenn ich mich an ihn erinnere und Fragen stelle. Er erzählt mir nicht, dass er sich von mir getrennt hat. Er hat mir erzählt, du würdest am anderen Ende der Welt leben. Er denkt, ich verkrafte das nicht. Er hat mich aufgegeben, Claire. Ganz gleich, wie er mal war, er hat mich aufgegeben. Er will nicht, dass ich noch mal zu einem Arzt gehe, weil er nicht glaubt, dass sich mein Zustand je verbessern wird, aber ich gehe schon zu einem, Claire. Einem Dr. Nash. Heimlich. Ich kann es Ben nicht mal erzählen.«
    Claire verzog das Gesicht. Sie blickte enttäuscht. Enttäuscht von mir, vermutete ich. »Das ist nicht gut«, sagte sie. »Du solltest es ihm erzählen. Er liebt dich. Er vertraut dir.«
    »Ich kann nicht. Er hat erst neulich zugegeben, dass er noch Kontakt zu dir hat. Bis dahin hat er behauptet, er hätte seit Jahren nicht mehr mit dir gesprochen.«
    Ihre missbilligende Miene veränderte sich. Zum ersten Mal sah ich ihr an, dass sie überrascht war.
    »Chrissy!«
    »Es stimmt«, sagte ich. »Ich weiß, er liebt mich. Aber er muss ehrlich zu mir sein. In jeder Beziehung. Ich kenne meine eigene Vergangenheit nicht. Und nur er kann mir helfen. Ich bin auf seine Hilfe angewiesen.«
    »Dann solltest du einfach mit ihm reden. Ihm vertrauen.«
    »Aber wie kann ich das?«, sagte ich. »Bei all den Lügen, die er mir aufgetischt hat? Wie kann ich das?«
    Sie drückte meine Hände. »Chrissy, Ben liebt dich. Das weißt du. Er liebt dich mehr als sein Leben. Schon immer.«
    »Aber –«, setzte ich an, doch sie fiel mir ins Wort.
    »Du musst ihm vertrauen. Glaub mir. Ihr könnt bestimmt alles klären, aber du musst ihm die Wahrheit sagen. Ihm von Dr. Nash erzählen. Von deinem Tagebuch. Anders geht es nicht.«
    Irgendwo, tief in mir, wusste ich, dass sie recht hatte, aber ich konnte mich trotzdem nicht zu der Überzeugung durchringen, dass es gut wäre, Ben von meinem Tagebuch zu erzählen.
    »Aber dann will er vielleicht lesen, was ich aufgeschrieben habe.«
    Ihre Augen verengten sich. »Da steht doch nichts drin, was er nicht sehen dürfte, oder?« Ich erwiderte nichts. »Oder? Chrissy?«
    Ich schaute weg. Wir sprachen nicht, und dann öffnete sie ihre Handtasche.
    »Chrissy«, sagte sie. »Ich möchte dir etwas geben. Etwas, das Ben mir gegeben hat, als er beschlossen hatte, dass er dich verlassen muss.« Sie nahm einen Umschlag heraus und gab ihn mir. Er war zerknittert, aber noch zugeklebt. »Er hat gesagt, der Brief würde alles erklären.« Ich starrte darauf. Mein Name stand in

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