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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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Beine. Was, wenn mein erster Verdacht richtig gewesen war? Was, wenn Claire und Ben noch immer miteinander schliefen? Vielleicht rief sie ihn jetzt an, um ihn zu warnen.
Sie ahnt was
, sagte sie vielleicht zu ihm.
Sei vorsichtig.
    Ich erinnerte mich an einen früheren Eintrag in meinem Tagebuch. Dr. Nash hatte mir gesagt, dass ich einmal Symptome von Paranoia gezeigt hatte.
Sie dachten, die Ärzte hätten sich gegen Sie verschworen
, hatte er gesagt.
Eine Neigung zu konfabulieren. Sachen zu erfinden.
    Was, wenn das gerade wieder passiert? Was, wenn ich das jetzt erfinde, alles? Alles in meinem Tagebuch könnte Phantasie sein. Paranoia.
    Ich dachte daran, was Dr. Wilson gesagt hatte, als ich mit Dr. Nash zu Besuch in der Klinik war.
Sie waren gelegentlich gewalttätig.
Ben hatte in seinem Brief Ähnliches beschrieben. Mir kam der Gedanke, dass ich selbst es gewesen sein könnte, die den Streit am Freitagabend angefangen hatte. Hatte ich Ben zuerst geschlagen? Vielleicht hatte er zurückgeschlagen, und ich hatte dann oben im Bad zum Stift gegriffen und mir eine Erklärung zusammenphantasiert, die mich in ein besseres Licht rückte.
    Was, wenn dieses Tagebuch nichts anderes beweist, als dass sich mein Zustand wieder verschlechtert? Dass ich auf dem besten Weg zurück ins Waring House bin?
    Mich fröstelte. Ich war plötzlich der festen Überzeugung, dass Dr. Nash deshalb mit mir dorthin wollte. Um mich auf meine erneute Einweisung vorzubereiten.
    Jetzt kann ich nur auf Claires Rückruf warten.
    Eine weitere Lücke. Ist es jetzt so weit, denke ich? Hat Ben vor, mich zurück ins Waring House zu bringen? Ich werfe einen Blick zur Badezimmertür. Das werde ich nicht zulassen.
    Es gibt noch einen letzten Eintrag, den ich später am selben Tag geschrieben habe. Montag, 26. November. Ich habe auch die Uhrzeit notiert. 18.55.
    Claire rief keine halbe Stunde später an. Und jetzt schwankt mein Verstand hin und her, pendelt von einem Gedanken zum anderen und dann wieder zurück.
Ich weiß, was ich tun muss. Ich weiß nicht, was ich tun muss. Ich weiß, was ich tun muss.
Aber es gibt auch noch einen dritten Gedanken. Mit einem Schauder erkenne ich die Wahrheit:
Ich bin in Gefahr.
    Ich schlage die erste Seite dieses Tagebuchs auf, will VERTRAUE BEN NICHT hinschreiben, doch wie ich sehe, steht es da bereits.
    Ich erinnere mich nicht, es geschrieben zu haben. Aber ich erinnere mich ja auch an sonst nichts.
    Eine Lücke, und dann geht es weiter.
    Sie klang zögerlich, als sie zurückrief.
    »Chrissy«, sagte sie. »Hör gut zu.«
    Ihr Ton machte mir Angst. Ich setzte mich. »Was ist?«
    »Ich hab in Bens Schule angerufen.«
    Ich hatte das überwältigende Gefühl, auf einer außer Kontrolle geratenen Fahrt zu sein, von Stromschnellen mitgerissen zu werden. »Was hat er gesagt?«
    »Ich hab nicht mit ihm gesprochen. Ich wollte mich bloß vergewissern, ob er da arbeitet.«
    »Wieso?«, sagte ich. »Vertraust du ihm nicht?«
    »Er hat auch schon in anderer Hinsicht gelogen.«
    Das musste ich zugeben. »Aber wieso sollte er mir erzählen, er würde irgendwo arbeiten, wenn das gar nicht stimmt?«, sagte ich.
    »Ich war einfach überrascht, dass er an einer Schule arbeitet. Du weißt, dass er Architekt ist? Als ich zuletzt mit ihm gesprochen habe, hatte er vor, ein eigenes Büro aufzumachen. Ich fand es einfach ein bisschen merkwürdig, dass er jetzt angeblich als Lehrer arbeitet.«
    »Was haben sie an der Schule gesagt?«
    »Sie meinten, sie könnten ihn nicht stören. Er wäre im Unterricht.« Ich war erleichtert. Wenigstens das mit der Schule war nicht gelogen.
    »Er muss sich neu orientiert haben«, sagte ich. »Beruflich.«
    »Chrissy? Ich hab denen gesagt, ich wollte ihm ein paar Unterlagen zuschicken. Einen Brief. Und ob ich ihn zu seinen Händen schicken sollte, als Fachbereichsleiter für Chemie.«
    »Und?«, sagte ich.
    »Er ist nicht Fachbereichsleiter für Chemie. Er ist nicht mal richtiger Lehrer. Sie haben gesagt, er wäre Laborassistent.«
    Ich spürte einen Ruck, der durch meinen ganzen Körper ging. Vielleicht schnappte ich nach Luft; ich erinnere mich nicht.
    »Bist du sicher?«, fragte ich. Meine Gedanken überschlugen sich auf der hektischen Suche nach einem Grund für diese neue Lüge. War es ihm möglicherweise peinlich? Fürchtete er, ich würde ihn weniger achten, wenn ich wüsste, dass er kein erfolgreicher Architekt mehr war, sondern Laborassistent an einer Mittelschule? Hielt er mich wirklich für so

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