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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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Claire. »Bleib ganz ruhig.«
    »Aber –«
    »Chrissy!«, fiel sie mir ins Wort. »Ich komme zu dir. Bleib, wo du bist.«
    »Claire! Sag mir, wo er ist!«
    »Ich mach mir wirklich Sorgen um dich, Chrissy. Bitte –«
    »Aber –«
    Sie wurde laut. »Chrissy, beruhige dich!«, sagte sie, und dann drang eine Erkenntnis durch den Nebel meiner Verwirrung: Ich bin hysterisch. Ich atmete durch und versuchte, mich wieder zu fangen, als Claire weitersprach.
    »Wie gesagt, Adam lebt in Birmingham«, sagte sie.
    »Aber er muss doch wissen, wo ich jetzt wohne«, sagte ich. »Warum kommt er mich nicht besuchen?«
    »Chrissy …«, setzte sie an.
    »Warum? Warum besucht er mich nicht? Versteht er sich nicht gut mit Ben? Kommt er deshalb nicht her?«
    »Chrissy«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Birmingham ist ganz schön weit weg. Er hat viel zu tun …«
    »Du meinst –«
    »Vielleicht kann er nicht so oft nach London kommen?«
    »Aber –«
    »Chrissy. Du denkst, Adam kommt nie zu Besuch. Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht kommt er ja, wenn er Zeit hat.«
    Ich verstummte. Das ergab alles keinen Sinn. Doch sie hatte recht. Ich führe erst seit zwei Wochen Tagebuch. Davor könnte alles Mögliche passiert sein.
    »Ich muss ihn sehen«, sagte ich. »Ich will ihn sehen. Meinst du, das ließe sich arrangieren?«
    »Ich wüsste nicht, was dagegenspräche. Aber wenn Ben dir wirklich weismacht, dass Adam tot ist, sollten wir erst mal mit ihm reden.«
    Natürlich, dachte ich. Aber was wird er sagen? Er denkt, dass ich ihm seine Lügen noch immer glaube.
    »Er müsste bald hier sein«, sagte ich. »Kommst du trotzdem her? Hilfst du mir, die Sache zu klären?«
    »Ja klar«, sagte sie. »Ja klar. Ich weiß nicht, was los ist. Aber wir reden mit Ben. Versprochen. Ich komme jetzt sofort.«
    »Sofort? Auf der Stelle?«
    »Ja. Ich mach mir Sorgen, Chrissy. Irgendwas stimmt da nicht.«
    Ihr Ton beunruhigte mich, aber gleichzeitig war ich erleichtert und aufgeregt bei dem Gedanken, meinen Sohn vielleicht schon bald treffen zu können. Ich wollte ihn sehen, ein Foto von ihm sehen, auf der Stelle. Ich erinnerte mich, dass wir kaum welche hatten und die wenigen, die wir hatten, weggeschlossen waren. Ein Verdacht nahm Gestalt an.
    »Claire«, sagte ich. »Hat es bei uns mal gebrannt?«
    »Gebrannt?« Sie klang verwirrt.
    »Ja. Wir haben kaum Fotos von Adam. Und so gut wie keine von unserer Hochzeit. Ben hat gesagt, wir haben sie bei einem Hausbrand verloren.«
    »Ein Hausbrand?«, sagte sie. »Was für ein Hausbrand?«
    »Ben sagt, in einem früheren Haus von uns hat es mal gebrannt. Wir haben eine ganze Menge Sachen verloren.«
    »Wann?«
    »Ich weiß nicht. Vor Jahren.«
    »Und du hast keine Fotos von Adam?«
    Ich merkte, dass ich ungehalten wurde. »Doch, wir haben ein paar. Aber nicht viele. Auf den meisten ist er noch ein Baby. Ein Kleinkind. Und es gibt keine Urlaubsfotos, nicht mal von unseren Flitterwochen. Oder von irgendeinem Weihnachtsfest. Nichts dergleichen.«
    »Chrissy«, sagte sie. Ihre Stimme war jetzt leise, bedächtig. Ich meinte, etwas darin mitschwingen zu hören, ein neues Gefühl. Furcht. »Beschreib mir Ben mal.«
    »Was?«
    »Beschreib ihn mir. Ben. Wie sieht er aus?«
    »Was ist mit dem Feuer?«, fragte ich. »Nun sag schon.«
    »Es hat kein Feuer gegeben«, sagte sie.
    »Aber ich hab aufgeschrieben, dass ich mich daran erinnert habe«, sagte ich. »Eine Fritteuse. Das Telefon hat geklingelt …«
    »Das musst du dir eingebildet haben«, sagte sie.
    »Aber –«
    Ich spürte ihre Unruhe. »Chrissy! Es hat bei euch nicht gebrannt. Jedenfalls nicht vor Jahren. Das hätte Ben mir erzählt. So, und jetzt beschreib mir Ben. Wie sieht er aus? Ist er groß?«
    »Nicht besonders.«
    »Schwarzes Haar?«
    Mein Kopf war plötzlich wie leergefegt. »Ja. Nein. Ich weiß nicht. Er wird langsam grau. Er hat einen Bauch, glaube ich. Vielleicht auch nicht.« Ich stand auf. »Ich muss mir ein Foto von ihm ansehen.« Ich ging nach oben. Da waren sie, rings um den Spiegel geklebt. Ich und mein Mann. Glücklich. Zusammen.
    »Sein Haar wirkt bräunlich«, sagte ich. Ich hörte einen Wagen vor dem Haus halten.
    »Bist du sicher?«
    »Ja«, sagte ich. Der Motor wurde abgestellt, die Tür schlug. Ein helles Piepsen. Ich senkte die Stimme. »Ich glaube, Ben ist da.«
    »Scheiße«, sagte Claire. »Schnell. Hat er eine Narbe?«
    »Eine Narbe?«, sagte ich. »Wo?«
    »Im Gesicht, Chrissy. Eine Narbe, auf einer Wange. Er hatte

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