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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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geliebt haben musste – warum hätte ich ihn sonst geheiratet? – und dass deshalb auch kein Grund bestand, warum ich ihn jetzt nicht mehr lieben sollte. Ich sagte mir, dass das, was ich tat, wichtig war, ein Ausdruck von Liebe und Dankbarkeit, und als seine Hand meine Brust fand, bremste ich ihn nicht, sondern sagte mir, dass es ganz natürlich war, normal. Ich bremste ihn auch nicht, als seine Hand zwischen meine Beine glitt, sich auf meine Scham legte, und als ich später, viel später, anfing, leise zu stöhnen, wusste nur ich, dass es nichts damit zu tun hatte, was er tat. Es hatte nicht das Geringste mit Lust zu tun, sondern mit Angst. Angst wegen dem, was ich sah, als ich die Augen schloss.
    Ich, in einem Hotelzimmer. Demselben, das ich gesehen hatte, als ich mich früher am Abend ausgehfertig gemacht hatte. Ich sehe die Kerzen, den Champagner, die Blumen. Ich höre das Klopfen an der Tür, sehe, wie ich das Glas hinstelle, aus dem ich getrunken habe, aufstehe, um die Tür zu öffnen. Ich bin aufgeregt, voller Vorfreude, die Luft ist voller Verheißung. Sex und Erlösung. Ich greife nach der Türklinke, umschließe sie, kalt und hart. Ich atme tief ein. Endlich wird alles gut.
    Dann eine Lücke. Eine Leerstelle in meiner Erinnerung.
Die Tür geht auf, schwingt in meine Richtung, aber ich kann nicht sehen, wer dahinter steht.
Hier, im Bett mit meinem Mann, brach Panik über mich herein, wie aus dem Nichts. »Ben!«, rief ich, doch er hörte nicht auf, schien mich nicht einmal zu hören. »Ben!«, sagte ich wieder. Ich schloss die Augen und klammerte mich an ihn. Ich trudelte zurück in die Vergangenheit.
    Er ist im Zimmer. Hinter mir. Dieser Mann, wie kann er es wagen? Ich drehe mich um, sehe aber nichts. Schmerz, brennend. Druck auf meiner Kehle. Ich kann nicht atmen. Er ist nicht mein Mann, nicht Ben, doch seine Hände sind auf mir, überall, seine Hände und sein Fleisch, bedecken mich. Ich versuche zu atmen, schaffe es aber nicht. Mein Körper, zitternd, zermalmt, verwandelt sich in nichts, in Asche und Luft. Wasser, in meiner Lunge. Ich öffne die Augen und sehe nichts als Blutrot. Ich werde sterben, hier, in diesem Hotelzimmer. Lieber Gott, denke ich. Das hier hab ich nicht gewollt. Das hier ist nicht meine Schuld. Irgendwer muss mir helfen. Irgendwer muss kommen. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht, ja, aber diese Strafe habe ich nicht verdient. Ich habe es nicht verdient zu sterben.
    Ich spüre, wie ich verschwinde. Ich möchte Adam sehen. Ich möchte meinen Mann sehen. Aber sie sind nicht da. Niemand ist da, bloß ich und dieser Mann, dieser Mann, der seine Hände um meine Kehle hat.
    Ich rutsche. Tiefer und tiefer. In die Dunkelheit. Ich darf nicht schlafen. Ich darf nicht schlafen. Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
    Die Erinnerung endete jählings, ließ eine entsetzliche, hohle Leere zurück. Meine Augen öffneten sich flatternd. Ich war wieder zu Hause, im Bett, mein Mann in mir. »Ben!«, rief ich, aber es war zu spät. Mit kleinen, gedämpften Grunzlauten ejakulierte er. Ich klammerte mich an ihn, hielt ihn, so fest ich konnte, und dann, nach einem Augenblick, küsste er meinen Hals und sagte wieder, dass er mich liebte, und dann: »Chris, du weinst ja …«
    Die Schluchzer kamen haltlos. »Was ist denn?«, fragte er. »Hab ich dir weh getan?«
    Was konnte ich sagen? Ich zitterte, während mein Verstand versuchte zu verarbeiten, was er gesehen hatte. Ein Hotelzimmer voller Blumen. Champagner und Kerzen. Ein Fremder mit seinen Händen um meinen Hals.
    Was konnte ich sagen? Ich konnte bloß noch heftiger weinen und ihn wegschieben und dann warten. Warten, bis er schlief und ich mich aus dem Bett schleichen konnte, um alles aufzuschreiben.

Samstag – 2.07 Uhr
    Ich kann nicht schlafen. Ben ist oben im Bett, und ich schreibe das hier in der Küche. Er denkt, ich trinke eine Tasse Kakao, die er eben für mich gemacht hat. Er denkt, ich komme bald wieder ins Bett.
    Das werde ich, aber erst, wenn ich alles aufgeschrieben habe.
     
    Das Haus ist jetzt still und dunkel, doch zuvor schien alles irgendwie von Leben erfüllt. Intensiver. Ich hatte mein Tagebuch im Kleiderschrank versteckt und war wieder ins Bett gekrochen, nachdem ich aufgeschrieben hatte, was ich beim Sex gesehen hatte, doch ich war noch immer unruhig. Ich konnte das Ticken der Uhr unten hören, ihre Schläge zur vollen Stunde, Bens leises Schnarchen. Ich konnte den Druck der Bettdecke auf der Brust spüren, sah das Leuchten des

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