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Ich darf nicht vergessen

Ich darf nicht vergessen

Titel: Ich darf nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice LaPlante
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dem Fernseher, das ist uns abends zur Gewohnheit geworden. Es fällt mir leicht, dem Programm zu folgen. Ich muss nichts über längere Zeit im Kopf behalten. Es ist eine Quizshow, mit einer bunt zusammengewürfelten Schar von Kandidaten, die über einen unerschöpflichen Vorrat an Trivialwissen zu verfügen scheinen.
    Die Blondine ist begeistert. Sie macht Bemerkungen wie: Der ist mein Favorit oder Nicht zu fassen, dass sie es nicht in die nächste Runde geschafft hat. Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Ein neues Schild in der Küche fordert mich auf: Koste jeden Moment aus. Das muss ich auch tun. Ich habe keine andere Wahl. Jetzt nicht mehr. Ein junger Mann mit zu viel Eyeliner springt auf und ab, nachdem er mit seinem ausgesprochen fundierten Wissen über das Paarungsverhalten von Pinguinen geglänzt hat. Möchte ich diesen Moment wirklich auskosten? Ich stehe auf und will gerade aus dem Zimmer gehen, als das Telefon klingelt. Ich drehe mich um und gehe ran.
    Hallo, Mom, ich bin’s, Fiona.
    Wer?
    Fiona. Deine Tocher. Kann ich Magdalena mal sprechen? Die nette Frau, die bei dir wohnt?
    Ich übergebe das Telefon, bleibe aber im Zimmer. Es werden Gespräche über mich geführt. Es werden Entscheidungen getroffen.
    Die Blondine sagt kaum etwas, stimmt anscheinend allem zu, was die Person am anderen Ende der Leitung vorschlägt. Ja. In Ordnung. Sicher. Ja, wir werden da sein. Dann beendet sie das Gespräch.
    Worüber wurde gesprochen?
    Ich bin froh, etwas zu haben, an das ich mich halten kann. Freue mich, einen Grund zu haben, die Stimme zu erheben und die Anspannung loszuwerden.
    Beruhigen Sie sich, Jennifer. Es ist nichts Besonderes. Die Polizei hat noch ein paar Fragen. Sie haben darum gebeten, dass Sie morgen noch mal aufs Revier kommen. Fiona wird auch da sein. Und Ihre Anwältin – erinnern Sie sich an sie?
    Warum sollte ich mit der Polizei reden?
    Es geht um Amanda.
    Was hat Amanda denn verbrochen?
    Nichts. Überhaupt nichts. Im Gegenteil. Die Polizei versucht herauszufinden, wer sie umgebracht hat.
    Es gibt viele Leute, die sie gern umbringen würden.
    Sie schnaubt und lacht. Ja. Das habe ich denen auch gesagt. Und dann hab ich mir gewünscht, ich hätte es für mich behalten, denn daraufhin haben sie mir jede Menge Fragen gestellt.
    Jetzt rätselt eine junge Frau mit unnatürlich rotem Haar über eine Frage zur Popmusik der siebziger Jahre. Das Fernsehpublikum ist außer Rand und Band.
    Warum haben Sie das denn überhaupt gesagt? Was wissen Sie über Amanda?
    Ich bin seit acht Monaten hier. Da hatte ich viel Zeit, alles Mögliche zu beobachten.
    Was denn zum Beispiel?
    Sie hat Sie immer mit Respekt behandelt. Ja, sogar mit Hochachtung. Selbst wenn Sie sich noch so verrückt aufgeführt haben. Sie hat nie von oben herab mit Ihnen geredet. Hat immer mit Ihnen gesprochen, als wären Sie ihr ebenbürtig. Oder regelrecht überlegen. Und meistens haben Sie Format gezeigt. Kein einziger Anfall, wenn Amanda hier war.
    Klingt doch alles sehr lobenswert. Was sollte man daran auszusetzen haben?
    Das Ganze hat auch eine negative Seite. Sie hatte keine Nachsicht mit Ihnen. Sie wurde ziemlich ungehalten, wenn sie immer und immer wieder dieselbe Frage beantworten sollte, und irgendwann hat sie einfach überhaupt nicht mehr geantwortet. Einmal habe ich sie sagen hören: Das ist alles lange her und fast schon nicht mehr wahr, und zwar sagte sie das in einem Ton, der klarstellte, dass das Gespräch damit beendet war.
    So wie Sie das darstellen, klingt es regelrecht grausam.
    Na ja, für Sie sind viele Dinge aus der Vergangenheit wieder aufgetaucht. Alte Fragen, alte Wunden, alte Freuden und alte Sorgen. Es ist, als würden Sie in den Keller gehen und feststellen, dass alle Kisten mit alten Sachen, die Sie dem Roten Kreuz geben wollten, aufgebrochen wären und alles überall verstreut läge. Sachen, von denen Sie sich endgültig getrennt zu haben glaubten. Jetzt müssen Sie alles noch einmal durchsehen. Und noch einmal. So wie gestern. Sie haben mich gebeten, zum Drugstore zu laufen und Ihnen eine Packung Tampons zu besorgen. Sie meinten, es sei ein Notfall.
    Vielleicht war es das ja auch.
    Jennifer, Sie sind fünfundsechzig Jahre alt.
    Ach so. Ja.
    Jedenfalls hat Amanda Ihnen kurz vor ihrem Tod etwas gesagt, das Sie vollkommen aus der Fassung gebracht hat.
    Was denn?
    Das weiß ich nicht. Ich war gerade im

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