Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica
Was kann ich für Sie tun?“ Die joviale Reaktion des Baronets ließ Benedict unmerklich zusammenzucken. „Ich hätte Sie gern gesprochen, Sir. Morgen Vormittag, um elf Uhr, sagen wir?“
Jonathan Draycott holte tief Luft und nickte zufrieden. „Selbstverständlich, Wyvern. Also dann, morgen um elf.“
Kaum in der Lage zu begreifen, dass er sich tatsächlich festgelegt hatte, neigte Benedict zustimmend den Kopf. Wie betäubt machte er sich auf den Weg zurück zu seinen Freunden, als ein plötzliches allgemeines Raunen am Eingang des Ballsaals seine Aufmerksamkeit in Richtung der hohen Doppeltür lenkte.
Er reckte den Hals, um über die Köpfe der Umstehenden hinwegsehen zu können, um wen es sich bei der zweifellos wichtigen Persönlichkeit handelte, die im Begriff war, ihnen die Ehre zu geben. Als er jedoch die kleine Gruppe von drei Personen im Türdurchgang erblickte, schien sein Herz einen doppelten Salto zu schlagen.
Zwischen ihrem Bruder Matt und seiner Gattin Imogen stand Jessica Beresford, und Benedict konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie nie schöner ausgesehen hatte als in diesem Moment. Sie war in eine Robe aus silbrig schimmernder Seide gekleidet, die sich sanft um jede Kurve ihres makellosen Körpers schmiegte. Ihr helles blondes Haar, in dem eine filigrane diamantbesetzte Tiara steckte, fiel ihr in einer Fülle glänzender Locken auf die bloßen Schultern. Ein einzelner lupenreiner Diamant an einer schlichten Silberkette um ihren Hals glitzerte aufreizend in der sanften Vertiefung zwischen ihren perfekten Brüsten.
Mehrere Augenblicke lang stand Benedict da wie erstarrt und beobachtete mit angehaltenem Atem, wie seine Großmutter die drei Neuankömmlinge begrüßte und in den Ballsaal geleitete. Ein ungewolltes Stöhnen entwich seinen Lippen, als er erkannte, dass Jessica den hochrangigen Persönlichkeiten, denen die Dowager Countess sie vorstellte, kaum Beachtung schenkte, sondern ihren Blick stattdessen eifrig durch den Raum schweifen ließ, als suche sie jemand.
Einigermaßen sicher, dass es sich bei diesem Jemand um ihn handeln musste, trat Benedict hastig den Rückzug an. Wenn alles gut ging, erreichte er eine der Seitentüren, bevor sie ihn entdeckte, und konnte so eine Begegnung mit ihr vermeiden. Er hatte sich noch kaum anfreunden können mit dem unwillkommenen Schicksal, das ihn morgen erwartete, und das Letzte, was er im Augenblick brauchte, war, Jessica Beresford mit ihren verlockenden grünen Augen nahezukommen. In seinem gegenwärtigen Zustand fühlte er sich viel zu verwundbar, um dafür garantieren zu können, dass er in der Lage sein würde, sein wachsendes Verlangen nach ihr zu verbergen.
Er gelangte unbehelligt bis zu der Seitentür und warf einen raschen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand ihn beobachtete. Unglücklicherweise tat sich in genau diesem Moment eine Lücke in der Menge der Gäste auf, und Jessica sah zufällig in seine Richtung. Ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, sie hob lebhaft winkend die Hand und war im nächsten Augenblick auf dem Weg zu ihm.
Benedict fluchte verhalten und schlüpfte so schnell er konnte hinaus in den angrenzenden Korridor. Gefahr gebannt, befand er erleichtert und schlenderte aufatmend davon. Ihm ohne Begleitperson hierher zu folgen würde sie unter keinen Umständen wagen. Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als er hörte, dass die Seitentür erneut geöffnet wurde und wieder ins Schloss fiel.
Alarmiert fuhr er herum und glaubte im ersten Moment, einer Wahnvorstellung erlegen zu sein. Als ihm klar wurde, dass es wahrhaftig Jessica Beresford war, die auf ihn zukam, stürzte er zur nächstbesten Tür, stieß sie auf und flüchtete in den dahinterliegenden kleinen, schwach erleuchteten Salon. Bevor er die Tür zuknallte, bemerkte er aus dem Augenwinkel, dass Jessica ihm lebhaft gestikulierend irgendwelche unverständlichen Zeichen mit dem Fächer machte.
Was immer sie von ihm wollte, diesen Raum würde sie ganz gewiss nicht betreten. Derart unvernünftig, dass sie es riskierte, sich in die schlimmstmögliche aller kompromittierenden Situationen zu begeben, konnte nicht einmal die dickköpfige Miss Beresford sein. Noch während er darüber nachdachte, dass es für ihn zu einer unliebsamen Gewohnheit zu werden drohte, die eigenwillige junge Dame vor sich selbst zu schützen, drehte sich der Knauf, und die Tür wurde geräuschlos aufgeschoben.
„Mylord?“, kam ein
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