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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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glatten braunen Haar hätte er als attraktiv gelten können, wäre da nicht der gezackte, vom Jochbein bis zum Kinn reichende Schmiss gewesen, der seine vordem regelmäßigen Züge entstellte.
    Gerüchten zufolge hatte Hazlett die Verwundung, von der die hässliche Narbe zeugte, in einem Duell vor etwa fünf Jahren davongetragen. Aber ob dies tatsächlich zutraf, konnte niemand mit Sicherheit sagen, zumal der andere Duellant – Jack Stavely, der zweite Sohn des Marquess of Aylsham – seitdem spurlos verschwunden war. Man ging allgemein davon aus, dass der junge Mann unter dem Eindruck, seinen Gegner getötet zu haben, aus dem Land geflohen war, um nicht am Galgen zu enden, wie es das Gesetz in solchen Fällen vorsah.
    Doch wie auch immer sich die Dinge in Wahrheit zugetragen haben mochten, es war eine unumstößliche Tatsache, dass Stavely nach jener schicksalhaften Nacht nicht einen einzigen Versuch gemacht hatte, mit seiner Familie in Kontakt zu treten, weder persönlich noch durch einen Mittelsmann. Der ton übte wohlweislich Zurückhaltung, was Verdächtigungen anging, aber in den Einladungskartenverzeichnissen der meisten Mitglieder der guten Gesellschaft war Hazletts Name gestrichen worden.
    Anscheinend unempfindlich gegen die Verächtlichkeit, die in Benedicts Ton mitgeschwungen hatte, hob der Viscount die Brauen und setzte eine überraschte Miene auf. „Aber Wyvern, mein Bester!“, äußerte er spöttisch. „Wer hat denn von Geld geredet? Nichts läge mir ferner, als jemandem, der am Boden liegt, einen Tritt zu versetzen. Und soweit ich weiß, sind Sie genauso blank wie Theo, als er den Löffel abgab.“
    „Sehen Sie sich vor, Hazlett!“, warnte Fitzallan, ohne den gefährlich ruhigen Benedict aus den Augen zu lassen. Er kannte das Temperament seines Freundes und hätte sich nicht gewundert, wenn dieser plötzlich aufgesprungen wäre und dem Viscount einen Fausthieb verpasst hätte. „Ihre Bemerkung war einfach geschmacklos“, setzte er hinzu. „Sie haben Wyverns Wort, dass Sie Ihr Geld bekommen – warum belassen Sie es nicht dabei?“
    „Kein Problem, alter Junge.“ Hazlett ließ sich an einem Tisch in der Nähe nieder und forderte seinen korpulenten Begleiter Cedric Stockwell auf, sich ebenfalls zu setzen. „Mir eilt es nicht“, versicherte er dann und bedeutete dem Kellner, ihm eine Flasche Brandy zu bringen. „Ich wollte Wyvern nur mein Beileid bekunden und ihm alles Gute für seine Unternehmungen wünschen.“
    Bei Hazletts Worten verengten sich Benedicts Augen. „Und was für Unternehmungen sollten das sein?“, fragte er argwöhnisch und griff nach seinem Glas.
    Der Viscount wartete, bis der Kellner gegangen war. Dann schenkte er sich und Stockwell ein und verkündete: „Nun, nach allem, was man so hört, scheinen Sie sich Hoffnungen auf Draycotts Vermögen zu machen.“ Er schnaubte abfällig. „Aber bei seiner Tochter werden Sie kein Glück haben, Wyvern. An der kühlen Felicity haben sich schon andere vor Ihnen die Zähne ausgebissen.“
    „Wollen wir wetten, Hazlett?“, mischte Sir Simon sich lässig ein. „Ich für mein Teil setze darauf, dass Wyvern die Schulden seines Bruders noch vor Ende der Saison beglichen haben wird.“
    Der Viscount versteifte sich und schoss seinem Trinkgenossen einen durchdringenden Blick zu. „Wie das? Ist er unvermutet zu Reichtum gekommen?“, wollte er dann von Sir Simon wissen und musterte ihn und seine beiden Freunde lauernd. Schließlich warf er den Kopf in den Nacken und begann lauthals zu lachen.
    „Wusste ich’s doch“, wieherte er triumphierend. „Sie haben tatsächlich vor, Felicity einen Antrag zu machen, Wyvern! Aber wenn Sie Ihre Hoffnungen auf Miss Draycott setzen, steht Ihnen ein Schock bevor. Lassen Sie es sich von jemandem gesagt sein, der es wissen muss – Sie haben nicht die geringste Chance.“
    Hazlett stürzte den Rest seines Brandys hinunter, erhob sich und machte eine knappe Verbeugung in Richtung seiner Gesprächspartner. Eine halbe Minute später hatten er und sein ergebener Begleiter den Rauchsalon verlassen.
    Benedict und seine Freunde sahen den beiden schweigend nach. Schließlich unterbrach Fitzallan die Stille. „Was macht dich so sicher, dass Miss Draycott Benedicts Antrag annimmt?“, fragte er Sir Simon.
    Holt lachte verhalten. „Gar nichts, aber ich fand, es könne nicht schaden, die Gerüchteküche ein wenig anzuheizen. Und Stockwell ist bekannt dafür, dass er nichts für sich behalten kann. Vielleicht

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