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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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zaghaftes Wispern.
    Benedicts Hand schoss nach vorn. Beinahe grob packte er Jessicas Handgelenk, zerrte sie zu sich und gab der Tür einen Tritt, sodass sie ins Schloss fiel. Miss Beresfords erschrockener Protestlaut erstickte unter seiner anderen Hand, mit der er ihr fest den Mund zuhielt. Er war außer sich vor Zorn.
    „Haben Sie den Verstand verloren?“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sind Sie verrückt oder einfach nur zu dumm, um zu begreifen, dass Sie gerade dabei sind, Ihren Ruf zu ruinieren?“ Ohne ihrem heftigen Kopfschütteln und den verzweifelten Gesten, mit denen sie in Richtung Tür deutete, Beachtung zu schenken, riss er sie an seine Brust.
    „Oder war dies der Grund, dass Sie mir bis hierher gefolgt sind?“, fragte er heiser und presste seine Lippen auf ihre. Sie begann sich in seinen Armen zu winden und nach ihm zu treten, doch ihr heftiger Widerstand trug nur dazu bei, sein Begehren noch mehr zu entfachen.
    Plötzlich verspürte er einen kurzen, harten Schlag gegen seine Wange. Unwillkürlich presste er die Hand auf die schmerzende Stelle. Er stieß Jessica von sich und starrte sie benommen an. Du lieber Himmel, was hatte er da gerade getan?
    Der Ausdruck der Empörung in ihrem schönen Antlitz würde ihm auf ewig in Erinnerung bleiben. Ihre grünen Augen schienen Funken zu sprühen, und sie hielt die Hand mit den Resten dessen, was einmal ihr Elfenbeinfächer gewesen war, immer noch kampfbereit erhoben.
    Benedict schluckte schwer und hob seinerseits die Hand, wie um sich zu schützen. „Erwarten Sie nicht von mir, dass ich Sie um Verzeihung bitte“, sagte er grimmig, während sie hocherhobenen Hauptes an ihm vorbeimarschierte und schwungvoll die Tür öffnete. „Sie ließen mich glauben … Jedenfalls hätten Sie nicht hier hereinkommen sollen. Ich konnte nur annehmen, dass Sie es darauf anlegten …“
    „Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, Mylord“, unterbrach sie ihn honigsüß und deutete auf das mit einem Band geschmückte Blumengesteck, das in Augenhöhe außen am Türblatt befestigt war, „dass Sie derjenige sind, der in diesem Raum nichts verloren hat?“ Mit einem Mal trat ein durchtriebenes Funkeln in ihre Augen, und sie schien Mühe zu haben, einen Lachanfall zu unterdrücken. „Außer natürlich, Euer Lordschaft pflegen das Damenzimmer gewohnheitsmäßig aufzusuchen.“
    Als Benedict die volle Tragweite ihrer Worte aufging, zog sich ihm vor Verlegenheit der Magen zusammen. Sein entsetzter Blick fiel auf den Frisiertisch, das Sammelsurium von Kämmen und Bürsten, das darauf lag, die Puderdosen und Quasten und Nadelheftchen, die Kleidungsstücke, die über den Stuhllehnen hingen, und schließlich auf den Wandschirm in der Ecke, hinter dem sich – daran konnte kein Zweifel bestehen – der Toilettenstuhl verbarg.
    Benedict unterdrückte ein Stöhnen. Dunkle Röte kroch ihm ins Gesicht, und er griff unter den Rand seines Krawattentuchs, das plötzlich viel zu eng zu sitzen schien. Mit zwei Schritten war er bei der Tür, entschlossen, so zügig, wie es unter Wahrung eines letzten Restes von Würde möglich war, das Weite zu suchen. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, Madam“, brachte er krächzend hervor und wollte sich an der höchst amüsiert wirkenden Jessica vorbeischieben. Doch dann blieb er wie angewurzelt stehen. Aus dem Korridor waren weibliche Stimmen zu hören.
    Ihm brach der Schweiß aus. Nicht auszudenken, was für einen Skandal es verursachen würde, wenn man ihn hier entdeckte – allein mit Miss Beresford! Jede Wahrscheinlichkeit einer Verbindung zwischen den Ashcrofts und den Draycotts wäre dahin. Als er Jessica ansah, lag eine stumme, verzweifelte Bitte in seinem Blick.
    Augenblicklich verschwand das selbstgerechte Lächeln aus ihren Zügen. Sie packte ihn bei den Oberarmen und schubste ihn umstandslos in die Zimmerecke. „Ducken Sie sich! Rasch!“, befahl sie dem verdutzten Earl mit gesenkter Stimme, und bevor Benedict irgendetwas erwidern konnte, hatte sie eines der hochlehnigen Sofas quer vor ihn geschoben. Dann griff sie sich ein Nadelbriefchen vom Frisiertisch, ließ sich auf die Chaiselongue fallen und hob ihren Rocksaum, um in aller Eile ein Stück des Volants abzureißen.
    Als die Tür aufgestoßen wurde, standen Benedict die Nackenhaare zu Berge. Er wagte kaum zu atmen und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er von einer Katastrophe in die nächste, noch größere geraten war, als er sich darauf

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