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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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… hey, Sie da, passen Sie doch auf!“
    Benedicts ungehaltener Ausruf galt zwei grobschlächtigen Rüpeln, die ohne Rücksicht auf die anderen Fußgänger über den Bürgersteig gestürmt waren, dabei mehrere Passanten, ihn eingeschlossen, heftig angerempelt hatten und nun quer über die Straße davonrannten.
    „Ungehobeltes Pack!“, schrie er ihnen hinterher.
    Als er sich zu Jessica umdrehte, stellte er zu seiner Bestürzung fest, dass sie dabei war, einer älteren Frau auf die Füße zu helfen – ohne Zweifel ein weiteres Opfer der beiden Flegel.
    Er sah seine Chance gekommen und reagierte blitzschnell. „Miss Beresford, die Ärmste ist ja weiß wie ein Leichentuch. Ich glaube, was sie jetzt braucht, ist eine gute Tasse Tee“, sagte er rasch und deutete die Straße hinunter zur Teestube von Gunter’s. „Ich gehe schon mal vor und sichere uns einen Tisch.“
    Bevor Jessica dazu kam, ihm eine Antwort zu geben, hatte er die Einkaufstasche der Verunglückten vom Boden aufgehoben und war davonmarschiert. Doch obwohl etwas in Jessica gegen sein eigenmächtiges Verhalten aufbegehrte, erkannte sie schnell, dass die Frau sich in einem Zustand befand, in dem man sie nicht sich selbst überlassen konnte.
    Also ergriff sie ihre Schutzbefohlene beim Ellbogen und geleitete sie zu Gunter’s. Als sie mit ihr durch die Tür trat, winkte Lord Wyvern sie zu einem Tisch beim Fenster, und Jessica veranlasste die leicht verwirrt wirkende Frau, neben ihrer geretteten Einkaufstasche auf der gepolsterten Bank an der Wand Platz zu nehmen. Sowohl ihre eigenen vorsichtigen Nachfragen wie auch die Wyverns ergaben, dass der einzige Schaden, den der unsanfte Sturz hinterlassen hatte, in nichts weiter als einer gelinden Kränkung bestand, und nachdem die Frau ihrer Aufgewühltheit ausreichend Luft gemacht hatte, war sie sogar in der Lage, ihren Rettern ein paar Einzelheiten über sich selber mitzuteilen. Sie hieß Mrs. Barrowman und führte einem jungen Gentleman in der Half Moon Street den Haushalt.
    Darüber hinausgehende Versuche, eine höfliche Konversation zu betreiben, brachten rasch zum Vorschein, dass die Frau äußerst schwerhörig war – ein Umstand, den Benedict sich bereitwillig zunutze machte. Kaum war der Tee serviert, ließ er eine Kuchen-Etagère mit einer Auswahl der stadtbekannten Köstlichkeiten des Hauses bringen und empfahl der ebenso überraschten wie entzückten Mrs. Barrowman, den unglücklichen Vorfall einfach zu vergessen.
    „Eine Tasse starker, süßer Tee und ein paar von Mr. Gunters Leckereien, und Sie werden sehen, wie rasch das geht“, schloss er vergnügt und rückte Jessica den Stuhl zurecht.
    „Ich sollte wirklich nicht hier sein“, protestierte Jessica halbherzig, als sie sich setzte, und sah zur Wanduhr. „Ich habe meinem Bruder versprochen, bei Ringford’s auf ihn zu warten. Er musste zu Hatchard’s, um ein paar Bücher abzuholen.“
    „Kein Grund zur Sorge.“ Benedict schob die Etagère ein wenig näher an Mrs. Barrowman heran und lächelte ihr auffordernd zu. „Wir sitzen nahe genug am Fenster, um ihn zu sehen, wenn er hier vorbeikommt.“ Er beugte sich zu Jessica vor und senkte die Stimme. „Um ehrlich zu sein, ich hatte auf eine Möglichkeit gehofft, mit Ihnen sprechen zu können. Als wir uns trafen, war ich auf dem Weg zu Ihrem Stadthaus, um Ihrer Familie die Aufwartung zu machen. Ich habe da nämlich etwas für Sie.“
    Auf Jessicas fragenden Blick hin griff er in seine Rocktasche, förderte das Päckchen zutage und legte es vor sie hin. „Es ist das ähnlichste Stück, das ich finden konnte.“
    Ihre Neugier siegte, und Jessica wickelte die schmale Schachtel aus dem Papier und öffnete den Deckel. „Das kann ich unter keinen Umständen annehmen“, stieß sie im nächsten Moment hervor und starrte ungläubig auf den erlesenen Elfenbeinfächer, der auf dem Samtpolster lag – eine beinah exakte Kopie ihres eigenen, der ihr am vergangenen Abend zerbrochen war.
    „Aber natürlich können Sie ihn annehmen“, erwiderte Benedict fest. „Er ist kein Geschenk, sondern lediglich ein Ersatz.“
    „Wo haben Sie ihn nur aufgetrieben?“, fragte Jessica verblüfft. „Vernis-Martin-Fächer sind unglaublich schwer zu bekommen – und wie konnten Sie überhaupt wissen, wonach Sie suchen mussten?“
    „Das war kein großes Problem.“ Benedict zuckte lässig mit der Schulter. „Ich brauchte nur Ihren aus dem Abfallkorb im Damenzimmer herauszunehmen und eine möglichst genaue Nachbildung

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