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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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Hand Ihrer Tochter zu bitten …“
    „W…was sagen Sie da, Sir?“
    Draycott sprang auf die Füße. Er zog ein weißes Taschentuch aus der Tasche seines Samthausrocks und tupfte sich mit fahrigen Bewegungen die Schweißperlen ab, die auf seiner Stirn erschienen waren.
    „… und zwar aus Achtung vor der langjährigen Bekanntschaft unserer beiden Familien“, fuhr Benedict ruhig fort. „Denn obwohl ich Felicity die allergrößte Wertschätzung entgegenbringe, fehlt jene Zuneigung, die ich für eine erfolgreiche Ehe als unabdingbar erachte, auf meiner Seite in betrüblichem Maße. Meine Gefühle für Miss Draycott sind die gegenüber einer Freundin – einer engen Freundin –, aber nicht die gegenüber einer zukünftigen Gattin. Und da dies so ist …“, schloss er ernst, „… kann ich Sie nur um Verzeihung bitten, wenn die Aufmerksamkeit, die ich Felicity in der letzten Zeit geschenkt habe, Sie und Ihre Familie etwas anderes vermuten ließen.“
    Mit zögernden Schritten trat der Baronet an seinem Schreibtisch und begann geistesabwesend auf die lederbezogene Platte zu trommeln. Nach einer Weile ging er zurück zum Kamin, nahm sein Glas und leerte es, bevor er sich wieder in seinen Sessel fallen ließ.
    „Es dürfte Ihnen kaum entgangen sein, dass meine Tochter bereits seit einiger Zeit mit Ihrem Heiratsantrag rechnet“, sagte er, nachdem er Benedict eine Weile schweigend gemustert hatte, um mit einem gehetzten Blick zur Tür in beinahe bettelndem Tonfall hinzuzufügen: „Und vielleicht würde die Aussicht darauf, dass das Mädchen eine Mitgift von fünfzigtausend Pfund erhält, die Zuneigung, von der Sie sprachen, ein wenig befördern helfen?“
    Benedict versteifte sich. „Meiner Ansicht nach täte jeder Gentleman, der wegen ihres Vermögens um sie anhält, Ihrer Tochter ein großes Unrecht. Ich jedenfalls könnte mich zu einer solchen Vorgehensweise nicht entschließen, und als ihr Vater, Sir, werden Sie mir sicher zustimmen, dass Felicity mehr verdient als eine Zweckehe.“
    Der Baronet räusperte sich. „Ich bin mir nicht sicher, ob diese Argumentation bei meiner Gattin besonders gut ankommen wird“, bemerkte er nach einer Weile mürrisch.
    „Dann muss ich Sie beide – Sie, Sir, und Lady Draycott – ergebenst um Entschuldigung ersuchen“, erwiderte Benedict und erhob sich. „Bitte übermitteln Sie Miss Draycott mein tief empfundenes Bedauern, sollte ich ihr, wenn auch unvorsätzlich, Unannehmlichkeiten verursacht haben. Und da meine weitere Anwesenheit hier zweifellos überflüssig ist, darf ich mich nun empfehlen, Sir.“
    Ohne darauf zu warten, dass sein Gastgeber einen Diener herbeirief, der ihn zur Tür brachte, machte er eine kurze Verbeugung und verließ den Raum. Auf dem Weg in die Eingangshalle passierte er erneut den Frühstückssalon, durch dessen geschlossene Tür jetzt allerdings nur eine bedeutungsschwere Stille drang.
    Dennoch hoben sich Benedicts Lebensgeister, sobald die hohe Eingangstür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Leichten Schrittes eilte er die Treppenstufen zur Straße hinunter, denn obwohl er gerade die einzige Chance verwirkt hatte, seine aussichtslose finanzielle Lage zu wenden, wusste er eines mit Sicherheit – jede Möglichkeit, sich eine Verbindung mit Felicity Draycott auch nur vorzustellen, war in dem Augenblick vertan gewesen, da er Jessica Beresford in den Armen gehalten hatte.
    Ein klägliches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, als er sich die Ereignisse in Erinnerung rief, durch die er zu der heutigen, unwiderruflichen Entscheidung gelangt war. Nachdem er seine Meinung von der höchst aufregenden jungen Dame allein aus den verdrießlichen Bemerkungen eines – obendrein angetrunkenen – Möchtegern-Bewerbers bezogen hatte, war er durch nichts darauf vorbereitet gewesen, jenes gänzlich ungekünstelte Mitgefühl bei ihr zu entdecken, mit dem sie dem einfältigen jungen Bäckerburschen zu Hilfe geeilt war. Und ihr Verhalten am gestrigen Abend trug nur dazu bei, seine Überzeugung zu stärken, dass Miss Beresford nicht annähernd so ichbezogen war, wie er zunächst geglaubt hatte. Im Gegenteil, er hätte wetten mögen, dass er keine Frau kannte, die bereit gewesen wäre, alles Erdenkliche zu tun – schon gar ihr kostspieliges Ballkleid zu ruinieren –, um ihn aus einer Situation zu retten, die leicht zum größten Skandal der Saison hätte werden können.
    Er befühlte die kaum noch sichtbare Schramme an seiner Wange, die greifbare Erinnerung daran,

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