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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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»Darf ich bitte erst noch meinen Gedanken beenden?« Dasselbe gilt für die Bewertung von Vorschlägen. Wer den eigenen Vorschlag analysiert und beurteilt, betrachtet das Ganze aus einer höheren Perspektive. Sprich: Er degradiert uns subtil. Das sollte man mit seiner Analyse genauso machen (»Das ist ein guter Punkt, den Sie da entdeckt haben, allerdings haben Sie vergessen, dass   …«) und mit den Ideen der anderen Kollegen   – und sei es nur, diese als richtig und logisch zu loben.
    Das Wichtigste aber ist ein gesundes Selbstbewusstsein. Wer etwas Wertvolles beitragen kann, hat keinen Grund, das verschämt zu präsentieren. Mehr noch: Wer zu bescheiden auftritt, riskiert Zweifel an der Güte und Bedeutung des Vorschlags. Psychologische Studien deuten darauf hin, dass Menschen schon von unserer Erscheinung, unseren Gesten und unserem Habitus auf unseren Status schließen   – und damit auch darauf, ob sie unseren Beitrag ernst nehmen oder eben nicht. Unser Auftreten und Äußeres sollten daher den Status widerspiegeln, den wir uns selbst zurechnen. Und wer das mit einem souveränen Lächeln garniert, ist mindestens genauso magisch wie Mona Lisa.

D ER GRUPPEN-EFFEKT
    Warum Gruppen so wenige Informationen teilen
    Es war ein einfacher Versuchsaufbau, den sich James Larson und seine Kollegen ausgedacht hatten. Zuerst luden sie ein paar Ärzte in die Universität von Illinois in Chicago ein, dann teilten sie diese in Dreiergruppen und zeigten ihnen jeweils zwei Videos von einem Patienten. Das erste Video sahen alle. Vom zweiten Videoaber gab es drei Varianten, in jeder Gruppe sahen die Ärzte also einen anderen zweiten Clip. Nach dem netten Videonachmittag wurde die Ärzteschaft wieder zusammengerufen. Jetzt sollten sie gemeinsam eine Diagnose für den Patienten erstellen. So weit, so normal. Der Haken an der Sache war jedoch: Die Videos waren natürlich frisiert. Um die richtige Diagnose stellen zu können, brauchten die Mediziner Informationen aus allen vier Filmen. Oder anders ausgedrückt: Sie konnten nur richtig entscheiden, wenn sie jeweils exklusive Informationen teilten. Man sollte meinen, dass Ärzte, die ja alle einmal einen hippokratischen Eid geschworen haben, stets zum Wohl des Patienten handeln. Tun sie aber nicht. Tatsächlich redeten die Weißkittelträger fast ausschließlich über den Film, den sie alle gesehen hatten. Das exklusive Wissen hingegen behielten sie für sich. Entsprechend suboptimal fiel ihre Diagnose aus. Frag drei Ärzte, und du bekommst vier Meinungen.
    Dabei kann man den Medizinern eigentlich keinen Vorwurf machen: Letztlich handeln sie wie wir alle. Immer wieder zeigen psychologische Studien, dass Menschen bei Gruppenentscheidungen die meiste Zeit damit verbringen, den anderen Dinge zu erzählen, die schon alle wissen. Kaum einer ist bereit, neue Aspekte einzubringen oder Informationen zu teilen, die nur er alleine besitzt. Und dabei ist es völlig unerheblich, ob die Teams nach einem neuen Mitarbeiter, dem besten Investment oder einem Schuldigen suchen. Das Ergebnis dieses Gruppen-Effekts ist in allen Fällen dasselbe: Mittelmaß   – und miese Entscheidungen. Warum das so ist? Nun, dafür kommen gleich mehrere Motive infrage:
Ziele. Die einzelnen Teammitglieder verfolgen jeweils unterschiedliche (egoistische) Ziele, die mit dem Gruppenziel nicht harmonieren. Entsprechend opportun verhalten sie sich und behalten ihr Herrschaftswissen für sich, weil das aus ihrer Sicht mehr Vorteile bringt.
Angst. Gruppendynamik und Gruppenzwang können Diskussionenmassiv beeinflussen. Wann immer Menschen fürchten, wegen ihrer abweichenden Meinung diskriminiert zu werden (und sei es nur, weil sie durch einen intelligenten Vorschlag aus dem Mittelmaß herausragen), halten sie die Klappe.
Vorurteile. In der Regel haben sämtliche Teammitglieder bereits eine Entscheidung getroffen, bevor die Diskussion beginnt. Wenn sie dann Argumente austauschen, bringen sie nur noch solche Informationen ein, die   – Überraschung eins!   – ihr eigenes Vorurteil bestätigen und allein zu ihrer Entscheidung führen. Kurz: Sie versuchen die Gruppe zu manipulieren. Doch genau diese Vorentscheide beruhen oft   – Überraschung zwei!   – auf den Informationen, die alle längst haben.
Erinnerung. Wenn es um schnelle Entscheidungen geht, haben wir leider nicht immer alle Informationen sofort aus dem Gedächtnis parat. Was wir aber meist sehr gut und sehr schnell erinnern, ist das, was alle wissen und

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