Ich. Die Autobiographie
meine Pferdephobie, auf die er keine Rücksicht nähme. Und setzte hinzu, ich könne unmöglich mit ihm beim Mittagessen an einem Tisch sitzen, weil er so schlechte Manieren habe. Das Ergebnis war wie in einem schlechten Film: Unsere Anwälte verhandelten tagelang miteinander. Eine Woche dauerte die Unterbrechung, weil sein Neid auf meine Erfolge ihn rücksichtslos einen Krieg gegen mich führen ließ.
Damals war er ein absoluter Niemand, der sich hinter seiner mit Liebschaft mit Nathalie Delon versteckte. Jeden Tag erzählte er mir ungefragt brühwarme Einzelheiten seiner Affäre mit dieser wundervollen Frau, einer der besten Freundinnen von mir. Mit dem einzigen Ziel, mich nervös zu machen. Und zu allem Überfluss renommierte er auch noch mit dem großen Namen seiner Lebensgefährtin: Vanessa Redgrave. Ein Prahlhans! Ein Pharisäer!
Aber er rechnete nicht mit meiner Sturheit und Souveränität. Während des Essens redete er unentwegt mit vollem Mund, stützte ungehobelt beide Arme auf den Tisch und raffte beim Aufstehen wie ein Verhungernder sämtliche Brötchen, Orangen, Bananen und Äpfel in eine Plastiktüte, die er mit nach Hause nahm. Dabei verströmte er den ekelhaften Geruch von Schweiß, seine Schminke wusch er tagelang nicht von seinem Gesicht. Widerlich. Über meinen Anwalt bestand ich auch auf einer Rasur seiner Nackenhaare, da ich im Film einen physischen Kontakt mit ihm haben sollte.
Als unsere Anwälte endlich sämtliche Einzelheiten ausgearbeitet hatten, war natürlich alles in meinem Sinne geregelt. Ich kann mir den ganzen elenden Vorfall während der Dreharbeiten nur mit Neid in der schlimmsten Form erklären. Der Produzent verlor darüber ein kleines Vermögen. Wäre Franco Nero selbstsicher gewesen, was hätte ihn daran hindern können, sein Pferd in einigem Abstand zu mir traben zu lassen. Lächerlich! Die Atmosphäre danach war grauenvoll. Den Rest des Filmes blieben wir Gegenspieler. Wir redeten privat kein Wort mehr miteinander, verhandelten nur über unsere Agenten. Sehr angenehm.
Nach Drehschluss war er plötzlich ein ganz anderer Mensch, er triefte vor übertriebener Freundlichkeit, überschüttete mich mit Einladungen in sein Landhaus. Sogar seinen Sohn, den er mit Vanessa Redgrave hatte, spannte er dafür ein. Wieder Karten in Kinderschrift. Das kannte ich schon von Alain Delon. Und ich Trottel ließ mich davon einfangen.
Neid quälte auch GlendaJackson, als wir 1975 bei den Filmfestspielen in Cannes die Reaktionen auf unseren gemeinsamen Film »Die romantische Engländerin« erlebten. Die zweifache Oscar-Preisträgerin reiste ab, als ich die besseren Kritiken bekam. So weit kann Neid gehen. Mein Gott, es ist erbärmlich, wie viel Unglück, Unsicherheit und Zerstörung der Neid bewirkt.
Neid erlebte ich auch in Hollywood während der Dreharbeiten für den »Denver-Clan«. Meine Kollegen wollten nicht, dass ich mit den Schauspielern aus der Konkurrenz-Serie »Dallas« redete oder mich gar zum Essen mit ihnen verabredete. Man wollte mir den Mund verbieten. Mein schriftlicher Vertrag untersagte mir jeglichen Kontakt, was ich nicht wusste. Im Paragraphendschungel der Hollywood-Abmachungen blickt kein normaler Mensch durch. Die Verträge sind knallhart und gnadenlos.
Stellen Sie sich vor, Sie kommen ins Restaurant »Sardo« in Hollywood, treffen dort auf einen Kärntner Klassenkammeraden aus der Hotelfachschule, der hier Inhaber ist und sie fragt: »Was machst Du denn hier? Willst Du auch ein Restaurant aufmachen?«Sie antworten: »Nein, ich drehe in ›Dynasty‹.« Er: »Wie komisch, da drüben sitzt der ganze Denver-Clan.« Da hätte ich pflichtgemäß das »Sardo« verlassen müssen – alter Freund hin oder her. Oder Sie treffen im Restaurant »Bono« von Chers Exmann einen Kollegen, mit dem man seit Jahren gut Freund ist und der zufällig eine Gastrolle in »Dallas« spielt. Man muss ihn dann vertragsgemäß ignorieren oder eine drakonische Strafe zahlen, falls man auf die üblichen Formen von Wiedersehensfreude nicht verzichten kann.
Ich konnte nicht so tun, als wenn ich den anderen nicht kennen würde. Das geht doch nicht. Kann nicht funktionieren. Ich bin doch keine Marionette, die sich fremdbestimmen lässt. Höflich begrüßte ich Bekannte, denen ich beim Dinner begegnete, und sprach kurz mit ihnen. Über Belanglosigkeiten.
Das brachte mich vor das »Denver«-Tribunal. Ich musste meine sogenannten Sünden bekennen und bereuen. Schuld und Sühne wie einst bei den
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