Ich. Die Autobiographie
schrieb oder talkte sie mit mir. Wenige Menschen kennen mich so gut wie sie. Und noch weniger Menschen können meine Widersprüche in den Gefühlen und Gedanken so identisch nachempfinden und formulieren.
Amüsante Sachen unternahmen wir bei jedem meiner München-Besuche. Sie zeigte mir die neueröffnete Boutique des Gründers der Kofferfirma MCM, Michael Cromer. Dabei wurden auch ein paar Fotos geschossen, die Cromer gern für Werbezwecke haben wollte. Sollte er. Ein netter Kerl und sehr großzügig. Mit einem VW-Bus voller Koffer und Accessoires von MCM kam ich ins Hotel zurück. Am nächsten Tag schickte ich einen Chauffeur zu Cromer, um die weiß-blaue Lederware gegen schwarze zu tauschen.
Als ich merkte, dass ich meine Kreditkarten in Rom vergessen hatte, lieh mir meine neugewonnene Freundin sogar Geld. Für neue Fetzen, für neue Loden und Trachten, für Weißwürste und Brezen. Ich konnte doch nicht ohne die typischen Münchner Mitbringsel heimkommen. Koffer hatte ich für all das ja genug.
Für Bunte wurde eine Serie über mich geschrieben: »EinKerl wie Samt und Seide«. Ich wurde zum Interview nach München gebeten. Außer Honorar verlangte ich für die Tour einen Ferrari mit Stereo, den mir der einfallsreiche Fotochef Michael Dahlke organisierte. Mit dem Ding zeigte mir Holde dann München von der richtigen Seite. Wir feierten auch bei Michael Dahlke und seiner französischen Frau Odile im Vorort Baldham. Was haben wir dort gelacht.
Legendäre Mittagessen erlebten Holde und ich im »Hilton Grill«. Ich saß dort eines Mittags – wie immer umnebelt von Bloody Marys – mit Maria Schell, Curd Jürgens, der Agentin Steffi Jovanovics, Werner Herzog, John James aus »Denver-Clan« und Hiram Keller aus Fellinis »Satyrikon« zusammen. Wir aßen 60 Austern, danach Tafelspitz mit Spinat und als Dessert köstliche Profiteroles. Keller und Herzog wollten unbedingt Filme mit mir machen. Ein doller Lunch, leider ohne Ergebnis. Die Projekte konnten nicht realisiert werden, aber ich zahlte die enorme Rechnung.
Auch ein Projekt mit Rainer Werner Fassbinder kam nicht zustande. Er wollte mit mir arbeiten. Ich saß pünktlich im Café der Bavaria-Film in München und wartete, wie verabredet, auf ihn. Eine Stunde später kam er endlich mit einem Freund. Gerade, als ich gehen wollte. Er war vollgekokst bis obenhin. Ich erklärte, dass unter diesen Umständen kein Gespräch lohnte. Und ging. Fassbinder bot mir danach noch zwei weitere Rollen an, die ich dankend ablehnte. Einmal kam er eigens nach Sardinien gereist. Immer ohne Drehbuch, er skizzierte seine Ideen nur in ein paar Worten. Er bot mir Rollen in »Lola« und »Querelle« nach dem Roman von Jean Genet an. Seine dritte Offerte betraf einen Film, der noch keinen Titel hatte. So unzuverlässig, schmuddelig, unrasiert und ungepflegt in Leder und Ketten, wie mir Fassbinder begegnete, wollte ich nicht mit ihm arbeiten. Das ist nicht mein Stil. Ich muss mich mit den Menschen auch während der Dreharbeiten wohl fühlen. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen. Dennoch erkenne ich Fassbinders Erfolge an.
Der Ärger anlässlich des Films »Das fünfte Gebot« war noch nicht ausgestanden. Erst die Tristesse des Ruhrpotts, dann keine pünktliche Zahlung. Leider musste ich meinen damaligen Anwalt, Dr. Detlef Wunderlich, den Ehemann der großen Geigerin Anne-Sophie Mutter, einschalten, denn die Produktion schuldete mir noch 60 000 Mark. Wenn man als Schauspieler gute Arbeit abgeliefert hat, ist es empörend, wenn die Produktion den Vertrag nicht einhält und man seine Gage einklagen muss. Ich hätte statt »Das fünfte Gebot« für ordentliche Dollar den amerikanischen Film »Eyes« mit Faye Dunaway machen können, nun musste sich mein Anwalt wegen der paar tausend Mark herumschlagen. Kriminell. Wir sind keine Kühe, die im Schlachthof verhökert werden.
Nach dem Tod von Wunderlich löst heute selbst die kniffligsten Filmfragen für mich mein Münchner Anwalt Dr. Jürgen Burkhardt, dessen Sozietät auf vier Kontinenten vertreten ist. Ich erwähne das deshalb, weil bei zwei bis drei Filmen pro Jahr schon mal Schwierigkeiten mit den verschiedenen Filmfirmen auftreten können. Die Verträge sind mittlerweile so dick, dass ein Künstler wie ich da nicht mehr durchblickt. Fachmännischer Rat ist dringend notwendig. Hinzu kommen die Verhandlungen um prozentuale Beteiligungen und Verwertungsrechte. Meine römische Agentin Paula Bonelli kann davon ein Lied singen. Wegen der
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