Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)
SGL hatte uns weiter ermitteln lassen, obwohl auch er die Chancen nur bei zwanzig Prozent sah, wie er Wochen später zugab. Den Erfolg nach dem Zugriff – immerhin zweiundzwanzig Kilo Heroin – hatte der AL in Form eines Händedrucks zuerst vom VP, dann auch noch vom P eingeheimst, was den SGL zu einem Lächeln veranlasst hatte: »Schön. Dann kommt das Ministerium nicht auf die Idee, uns Mittel zu streichen.« Dem SGL war es egal, dass P die gute Nachricht ins Ministerium tragen würde, im Gegensatz zum AL. Den ärgerte das. Denn obwohl er die Mission zu Beginn als blanke Zeitverschwendung bezeichnet
hatte, fühlte er sich für ihren Erfolg nun voll umfänglich verantwortlich. War nicht sogar er es gewesen, der uns auf die Spur gebracht hatte? Nicht umsonst war er Abteilungsleiter – der AL war ein echter Macher.
Macher, Kontakter, Analysten
Macher
Ein Macher, oft eine Macherin, betritt den Raum. Das bleibt nicht unbemerkt. Wenn er da ist, ist er da. Ist da sonst noch jemand? Nicht so wichtig. Hauptsache, er wird wahrgenommen. Manche Menschen haben Angst vor ihm, weil er ihnen zu dominant erscheint. Er scheut sich nicht zu sagen, was er denkt. Gespräche eröffnet und beendet er, ohne zu zögern, und wenn ihm der Verlauf nicht passt, ändert er ihn. Er handelt und entscheidet schnell und hat keine Probleme damit, im Mittelpunkt zu stehen. Wettbewerb schätzt er. Wenn er eine Wohnung kaufen möchte, spornt es ihn an, falls sich mehrere Mitbewerber dafür interessieren. Jetzt will er sie erst recht. Er weiß, dass nicht jeder seiner Meinung ist, aber für ihn ist es kein Problem, andere Meinungen seinen unterzuordnen. Als Pragmatiker ist es ihm bewusst, dass er in Abhängigkeiten agiert und mit Kompromissen leben muss. Dennoch legt er hohen Wert auf Freiheit und scheut kein Risiko. Er versucht stets, den bestmöglichen Kompromiss zu erzielen. Nach seinen Regeln. Da er andere leicht begeistern kann, ist er häufig in einer Führungsposition zu finden. Vielleicht als der Anführer der Jungsbande, vielleicht als Klassensprecherin, vielleicht als Vorsitzender eines Vereins, vielleicht als AL oder CEO. Wenn es ihm gelingt wahrzunehmen, dass er nicht allein auf der Welt ist, kann er andere wirklich weiterbringen, die sich mit ihm an der Seite mehr zutrauen. Der Macher interessiert sich für den Augenblick. Was in zehn Jahren sein mag, berücksichtigt
er in seinen Überlegungen kaum. Er lebt in der Gegenwart, in der er impulsiv handelt. Der Macher hat sein Ziel klar vor Augen und weiß genau, wie er es erreichen kann. Auf dem kürzesten Weg. Wenn man ihm das vorwirft, reagiert er schon mal aggressiv. Seine Ungeduld verleitet ihn gelegentlich dazu, Unentschlossenheit oder planvolles Vorgehen für Schwäche zu halten. Legt er mehr als ein gesundes Selbstbewusstsein an den Tag, kann es geschehen, dass er sich selbst überschätzt. Dann prüft er Sachverhalte nicht gründlich, und wenn Fehler passieren, sind oftmals die anderen schuld. Damit brüskiert er, aber das ist ihm meistens egal – solange niemand seinen Führungsanspruch anzweifelt.
Kontakter
Der Kontakter, oft eine Kontakterin, betritt den Raum. Man freut sich, dass er da ist, denn er ist in seiner geselligen Art sehr beliebt. Man fühlt sich einfach wohl mit ihm. Und er fühlt sich wohl bei anderen. Wer ist denn überhaupt da? Der Kontakter interessiert sich für Menschen. Titel sind ihm nicht so wichtig, er knüpft auf der persönlichen Ebene an und hat ein gutes Gedächtnis: Wie ist das denn ausgegangen neulich mit Petra und dem Typen vom Kundendienst?
Der Kontakter bezieht sich gern auf die Vergangenheit. Er ruft sie in die Gegenwart, um die guten Erfahrungen, die man miteinander gemacht hat, zu aktivieren. Weißt du noch … Oft ist er recht charmant. Durch sein feinfühliges Wesen spürt er sehr schnell Stimmungen auf und befriedet auch gerne. Freundschaft stellt einen hohen Wert für ihn dar. Und die braucht Zeit. Der Kontakter lässt sich nicht gern hetzen. Lieber schön gemütlich und bitte keine abrupten Veränderungen. Kontakter brauchen Sicherheit
und klare Strukturen. Hauptsache, es sind tiefe Kontakte. Einem Kontakter ist es zuzutrauen, eine Wohnung zu kaufen, weil die Nachbarn und der Makler so nett waren. Er setzt auf sein Bauchgefühl. Dieser höfliche Makler kann ihn doch nicht über den Tisch ziehen!
Der Wohlfühlfaktor ist dem Kontakter außerordentlich wichtig, und wenn er etwas erzählt, dann schweift er gerne ab.
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