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Ich ein Tag sprechen huebsch

Ich ein Tag sprechen huebsch

Titel: Ich ein Tag sprechen huebsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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nicht, am allerwenigsten, wenn es ums Trinkgeld geht. Er zieht die bloße Vorstellung von Geld vor und gebraucht häufig Ausdrücke wie »Annuität« oder »Fiduziar«, Wörter, mit denen man definitiv keinen Saal zum Toben bringt. Wenn er redet, schalten meine Ohren automatisch ab, obwohl ich so tue, als hörte ich ihm zu, um mir zumindest den Anschein von Reife zu geben. Fängt mein Vater gegenüber Paul von Geld an, sagt der sofort: »O Mann, Alter, spar dir den Kack-Börsenbericht, fick doch die ganze Aktienscheiße. « Auch wenn die Wirtschaftslektion damit in den seltensten Fällen beendet ist, gewinnt mein Bruder Bonuspunkte für die deutliche Bekundung seines Desinteresses, wie es auch mein Vater machen würde, wollte ihm wer einen Vortrag über Buddhismus oder die Rückkehr der Holzclogs halten. Beide sind von einer rücksichtslosen Direktheit. Mein Vater schätzt diese Eigenschaft so sehr, dass ihm die sprachlichen Entgleisungen völlig entgehen. »Also Paul –«, sagt er, »mit dem kann man wenigstens reden. «
    Wenn ihm die Worte ausgehen, bedient sich der Rooster auch schon mal gern der Fäuste, die zwar flink und kräftig, aber nicht größer als ein Paar Nektarinen sind. Mit knapp über einssechzig ist er kleiner als ich, stämmig gebaut, aber nicht gerade furchteinflößend. In dem Jahr, als er dreißig wurde, feierten wir Weihnachten zusammen im Haus meiner älteren Schwester Lisa. Paul erschien ein paar Stunden verspätet mit verschrammten Handflächen und einem blauen Auge. Es hatte einen Zwischenfall in einer Bar gegeben, aber Paul wollte nicht recht ins Detail gehen.
    »Kommt da so 'n Scheißkerl und meint, ich solle aus seiner Scheiß-Optik verschwinden, also sag ich zu ihm: Fick dich, Schweinebacke.«
    »Und dann?«
    »Dann dreht er sich um, und dann hab ich ihm eins in den Nacken gegeben. «
    »Und dann?«
    »Was glaubst du wohl, was dann, Arsch, Mann? Ich bin voll gerannt, bloß dass der Scheiß-Arsch mich noch auf dem Parkplatz erwischt. Voll die Muskeln, der Scheißtyp, und voll durchtrainiert und alles. Der Arsch wollte Blut sehen, der hat mir den Arsch aufgerissen, Kacke, Mann. «
    »Wann hat er aufgehört?«
    Mein Bruder trommelte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte, bevor er erwiderte: »Höchstwahrscheinlich als er fertig war, verfickte Scheiße noch mal. «
    Auch wenn der physische Schmerz vorüber war, ärgerte es Paul, »über die Scheiß-Feiertage mit so 'ner Scheiß-Matschfresse rumlaufen zu müssen«. Nachdem er seinem Unmut Luft gemacht hatte, verschwand er mit dem Schminkset meiner Schwester im Badezimmer, um anschließend mit zwei blauen Augen, das zweite mit Mascara aufgemalt, wieder am Tisch zu erscheinen. Die Bemalung schien ihm so sehr zu gefallen, dass er sie den ganzen Abend über nicht entfernte.
    »Habt ihr das künstliche blaue Auge gesehen?« fragte mein Vater. »Der Junge sollte Maskenbildner beim Film werden. Ich sag's euch, der hat das Zeug zum Künstler. « Im Gegensatz zu uns konnte sich der Rooster stets der Unterstützung und des Zuspruchs unseres Vaters sicher sein. Nachdem der Traum vom College geplatzt war, schickte er ihn auf eine Techniker-Schule, in der Hoffnung, mein Bruder würde sich für Computer begeistern. Als Paul nach drei Wochen das Handtuch warf, besorgte ihm mein Vater einen Job als Landschaftspfleger, überzeugt davon, dass die Rasenmähkünste seines Sohnes ans Geniale grenzten. »Ich habe ihn in Aktion erlebt, und zwar entwirft er im Geiste einen Plan und zieht dann die Cho-se eisern bis zum Schluss durch!«
    Zu guter Letzt wurde mein Bruder Dielenschleifer. Es ist harte Arbeit, aber er genießt das befriedigende Gefühl, das ihm ein perfekt geschliffener Fitness-Raum verschafft. Seine Firma trägt den originellen Namen »Silly P's Hartholzböden«, wobei »Silly P« der Name ist, den Paul für seine Karriere als Rap-Star ausgesucht hatte. Als mein Vater bemängelte, der Ausdruck silly könne die betuchtere Kundschaft abschrecken, war Paul nahe dran, den Namen in »Silly Fucking P's Hartholzböden« umzuändern. Durch seine Arbeit kommt er in Kontakt mit Klempnern und Zimmerleuten aus Städten wie Bunn und Clayton, Männer, die Sprüche auf Lager haben wie: »Läuft erst mal das Blut, kommt bald darauf die Brut. «
    »Kommt bald darauf was?«, fragt mein Vater. »O Paul, das ist garantiert nicht der richtige Umgang für dich. Was willst du mit diesen ungehobelten Klötzen? Du musst nach persönlicher Reife streben. Unterhalte dich

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