Ich ein Tag sprechen huebsch
heulend am Boden zu wälzen. Es hätte ein passables Stück abgegeben, nur hatte ich zu der Zeit keinen Kopf für so etwas.
Dem atemberaubenden Höhenflug von Speed folgt unweigerlich ein niederschmetterndes, suizidales Tief. Für den Spaß, den man gehabt zu haben glaubt, muss man zehnfach zahlen, ohne an etwas anderes als an neuen Stoff denken zu können. Vielleicht hätte ich mich aus dem Fenster gestürzt, aber ich wohnte im Parterre und hatte nicht die Energie, die Treppen bis zum Dach hochzusteigen. Alles tat mir weh, und auch ohne Speed konnte ich nicht mehr schlafen. Von der Überlegung ausgehend, dass mir der eine oder andere Krümel runtergefallen sein musste, staubsaugte ich den Boden des gesamten Apartments mit einem Strohhalm in der Nase, fing mir aber nur abgestorbene Hautzellen, Teppichreinigerreste und zerbröselte Katzenscheiße ein. Was auch immer Schuhsohlen ins Haus getragen hatten, flutschte durch meinen Nasenkanal. Eine Woche nach dem Drogendebakel kletterte ich aus dem Bett und machte mich auf den Weg zur College-Performance, nachdem ich mich noch in letzter Minute gegen den Doughnut-Weitwurf und den Marsch der kopflosen Plüschtiere entschieden hatte. Statt dessen brutzelte ich Plastiksoldaten in einer Bratpfanne, goss mir einen Milchshake über den Kopf, und Feierabend.
Es waren einige meiner alten Freunde erschienen, die genauso verschwitzt und verzweifelt aussahen wie ich. Als sie nach der Aufführung mit zu mir nach Hause wollten, willigte ich in der Hoffnung ein, irgendwer werde Drogen dabeihaben. Rasch zeigte sich, dass alle anderen genau dasselbe dachten. Während wir auf dem Boden saßen und Konversation machten, starrte jeder auf die Hände der anderen. Griff jemand in die Tasche, reckten alle die Hälse, bis die Hand lediglich mit einer Zigarette zwischen den Fingern wieder zum Vorschein kam. Die Schmach war größer, als wenn ich Fingerhüte oder mit Mayonnaise gefüllte Spielzeugspritzen verteilt hätte. Ein Büschel brennendes Haar konnte nicht annähernd das darstellen, was ich aus meinem Leben gemacht hatte.
Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, mich in eine Anstalt einweisen zu lassen, aber ich wusste, wie es dort aussah, und hatte Zimmernachbarn schon immer gehasst. Vielleicht schaffte ich es, die Situation mit Anstrengung und eisernem Willen selbst wieder in den Griff zu bekommen. Ich müsste dazu nur einen klaren Kopf bekommen, mein Privatleben ordnen und meine Prioritäten neu überdenken. Alles sprach dafür, dass ich nicht das geringste künstlerische Talent besaß. Wenn es mir gelang, dieser Tatsache ins Auge zu sehen, konnte ich möglicherweise mit meinem Leben ins reine kommen, vielleicht einen Beruf erlernen und stolz darauf sein, etwas vom Dachdecken oder Autolackieren zu verstehen. Es war keine Schande, mit den Händen zu arbeiten und sich abends mit einem Glas Eiswasser und dem befriedigenden Gefühl hinzusetzen, einen Menschen mit einem ausgebeulten Kotflügel glücklich gemacht zu haben. Viele Leute machten so etwas. Ihre Namen erschienen in keiner Zeitung, aber sie waren da und machten Tag für Tag ihren Job. Noch besser allerdings erschien es mir, wenn ich mit meinen siebenundzwanzig Jahren - an die Kunsthochschule zurückkehrte. Dort hätten sie jede Menge Drogen.
Zw ölf: Ich setze mich auf den kalten Betonboden und beobachte eine erwachsene Frau, die vor einem Altar aus Karamelmasse niederkniet. Sie hat bereits ein Lebkuchenhaus, zwei Becher Eiscreme und ein Nest Marshmallow-Küken weggeputzt alles ohne ein Wort. Der Anblick ist schauderhaft, aber ich bin schließlich freiwillig hier. Ich besuche diese Performances, so wie meine Freunde bei den Treffen der Anonymen Alkoholiker vorbeischauen. Zwar mache ich noch immer eine Menge selbstsüchtiger und fürchterlicher Dinge, aber ich würde nie so weit gehen, mir vor geladenem Publikum ein warmes Kakao-Klistier zu verabreichen. Keine großartige Leistung, aber für mich allemal ein Grund zu feiern.
Die Frau stakst auf Stelzen aus leeren Slim Fast- Dosen über die Bühne. Sie hat ihre Essstörung zum Programm gemacht, ihr Haar mit Schlagsahne gestylt und ihre Ponyfransen auf fingerdicke Frühstücks -Würstchen aufgerollt. Als ich denke, sie habe sämtliche Requisiten durch und komme zum Schluss, erscheint eine Venus-Büste aus Kuchenglasur. Ein Blick ins Publikum zeigt mir lauter Leute, die ihre Nagelhaut untersuchen und wild entschlossen zum Ausgangsschild spähen. Genau wie ich suchen sie nach Worten
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