Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich ein Tag sprechen huebsch

Ich ein Tag sprechen huebsch

Titel: Ich ein Tag sprechen huebsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
Vom Netzwerk:
Kühlschrank auf den Rücken band. »Es ist unrealistisch, sein Leben innerhalb so eng gezogener Parameter auszurichten. «
    Es wäre übertrieben zu sagen, ich hätte mit Begeisterung Matratzen in den fünften Stock geschleppt, aber die Arbeit im Team machte wirklich Spaß. Die Bezahlung war nichts verglichen mit dem, was andere Leute dafür bekamen, dass sie Telefongespräche entgegennahmen oder älteren Mitbürgern Zäpfchen ins Rektum schoben, aber es war immer noch mehr, als ich bei Valencia verdient hatte. Außerdem bestand nicht die Gefahr ungedeckter Schecks, und fast immer gab es ein Trinkgeld. Nachdem ich anderthalb Jahre in einem kleinen Büro eingesperrt gewesen war, tat es gut, an der frischen Luft zu sein und herumzukommen. Rego Park, Bayside, Harlem, Coney Island - der Job machte mich mit den verschiedenen Stadtvierteln Manhattans und der weiteren Umgebung vertraut. Er versetzte mich in die Lage, Einblicke in das Leben anderer Menschen zu nehmen, meine New Yorker Mitbürger kennenzulernen und ihre Habseligkeiten herumzutragen.
    Weil Patrick sich nicht zum Sklaven anderer Leute machen wollte, transportierten wir so gut wie nie wirklich wertvolle Dinge wie teure Museumsbilder oder ausgesuchte Möbelstücke. Die meisten unserer Kunden zogen in Wohnungen, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Die neue, höhere Miete bedeutete für sie, den Gürtel enger zu schnallen, Überstunden zu machen oder sich von ihrem kostspieligen Psychiater zu trennen. Sie sorgten sich um ihre Zukunft und heulten auf, wenn ein Relikt ihrer Vergangenheit einen Kratzer bekam oder kaputtging. »Dieser transitorische Zustand macht die völlig weich in der Birne«, erklärte Dwayne mir in der ersten Woche. »Also, ich versuche, ihr Gestresstsein zu ignorieren und mich ganz auf die zu erwartende Gratifikation zu konzentrieren. «
    Schwere Gegenstände in der Gegend herumzuschleppen vermittelte mir in der Gegenwart von Geschlechtsgenossen ein besonderes Gefühl von Männlichkeit. Frauen war es egal, aber ich genoss es, die Typen mit kaputtem Rücken einzuschüchtern, die meinten, sie würden uns helfen, wenn sie uns erklärten, wie wir den Wagen zu beladen hatten. Die allgemeine Überlegung war, dass wir als Möbelpacker nicht sonderlich helle sein konnten. Abgesehen davon, dass wir stark und blöd waren, hielt man uns obendrein auch noch für gefährlich. Patrick und den anderen machte es nichts mehr aus, aber ich hatte einen Heidenspaß daran, für unberechenbar gehalten zu werden. Ich brauchte lediglich mein Rollbrett ein wenig heftiger auf den Boden zu knallen, und schon sagte ein sich aufspielender Kunde beschwichtigend: »Ganz ruhig. Wir können über alles reden. «
    Schon bald verlor ich die Geduld mit Leuten, die zu viele Bücher besaßen. Was mir früher als besondere Auszeichnung erschienen war, betrachtete ich jetzt nur noch als niederdrückende, lästige Affektiertheit. Weitaus lieber waren mir da die Sammler ausgestopfter Tiere, auch wenn ihre Konversation vielleicht weniger spritzig war. Schallplattenkisten brachten mich zu der Überzeugung, LPs gehörten verboten oder zumindest auf fünf pro Person begrenzt, und schon bald lernte ich die Sorte Frauen hassen, die sogar ihre leeren Shampooflaschen einpacken und sich vornehmen, mit dem Aussortieren und Wegwerfen bis nach dem Einzug zu warten.
    Wenn ich ein bis an die Decke mit Kisten vollgestelltes Apartment betrat, stellte ich mir vor, ich sei eine Ameise und müsse Brotkrümel zu meiner Kolonie schaffen. Es hatte wenig Zweck, darüber nachzudenken, wie oft man hin- und hergehen musste, da es einem von vornherein allen Mut nahm. Stattdessen schleppte ich Kiste um Kiste, bis die Reihe an mich kam, unten auf den Wagen aufzupassen. Sobald wir dann bei der neuen Wohnung ankamen, ging das ganze Spiel von. vorne los, in Glücksfällen mit Unterstützung eines Aufzugs. Oben warteten bereits die Mieter in ihrem neuen, nach Farbe stinkenden Apartment, um den Rahmen für ihr neues Leben festzulegen. »Das Couchbett kommt hier rüber oder nein, vielleicht besser da vorn. Was meinen Sie?« Die besten Einrichtungstipps gab der Schizophrene, obwohl Dwayne auch nicht schlecht war.
    Wenn wir mit einem Job fertig waren, standen wir unten auf der Straße und tranken Bier oder muffig schmeckendes Gatorade. Dabei unterhielten wir uns über das Trinkgeld oder die Nachteile der betreffenden Wohngegend. Alle waren sich einig, dass ein Studio von der Größe eines Sarges auf der Avenue D

Weitere Kostenlose Bücher