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Ich ein Tag sprechen huebsch

Ich ein Tag sprechen huebsch

Titel: Ich ein Tag sprechen huebsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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geöffneter Seitentür saßen wir zu viert vorne auf der Sitzbank, während Patrick einer übersetzten Rede des Parteiführers Maos über »Den großen Sprung nach vorn« auf Kassette zuhörte. Auf der Brücke staute sich der Verkehr nach einem Zusammenstoß, aber da An- und Abfahrtszeiten mit bezahlt wurden, hofften wir, es möge mindestens ein Schwertransporter in den Unfall verwickelt sein. Wenn die Rede zu langweilig wurde, fragte ich Dwayne nach seiner Zeit in der Besserungsanstalt und träumte selig vor mich hin, wenn er von zwölfjährigen Autodieben und Jungen erzählte, die ihren Bruder wegen einer Eiswaffel umgebracht hatten. Auch Patrick schaltete sich ein und erklärte, dass Gewaltverbrechen die natürliche Folge des kapitalistischen Systems seien, bis zuletzt die New Yorker Skyline am Horizont auftauchte und wir alle zu reden aufhörten. Wenn man in Manhattan lebt, ist es immer wieder erfrischend, es aus der Ferne zu sehen. Aus der Nähe betrachtet, besteht die Stadt aus einer niederschmetternden Menge von Treppen, aber von weitem weckt sie so großartige Phantasien von Reichtum und Macht, dass selbst unsere Kommunisten vorübergehend sprachlos sind.
Unser K üchenchef empfiehlt
    An seinem Geburtstag sitzen Hugh und ich in einem New Yorker Restaurant in Erwartung unseres drei-zeiligen Hauptgerichts. Er tragt seinen eigenen Anzug und Pullover und sieht dann ausgesprochen gut aus. Mir gehören nur Schuhe, Hose, Hemd und Krawatte. Mein Jackett gehört dem Restaurant und ist eine Leihgabe des Oberkellners, der anscheinend glaubt, ich würde mich in der Tracht eines Tambourmajors wohler fühlen.
    Ich betrachte noch irritiert die breiten Goldlitzen an den Ärmeln, als der Kellner uns etwas bringt, das er als »eine kleine Anregung für den Gaumen« bezeichnet. Die Anregung hat die Große und Farbe eines Heftpflasters, das, von etwas Grünzeug gekrönt, auf einem schlammfarbenen Soßenklecks schwimmt.
    »Und das ist... ah, was genau, bitte?« fragt Hugh.
    »Das«, wirft sich der Kellner in die Brust, »ist unser roher Atlantik-Schwertfisch auf Zartbitter-Schokoladenmousse mit frischer Minze «
    »Nicht schon wieder«, sage ich »Können Sie sich nicht mal was Originelleres einfallen lassen«
    »Tolles Jackett«, flüstert er mir zu.
    Grundsätzlich bin ich kein großer Fan von New Yorker Restaurants Es fallt mir schwer, mich mit einem. Lokal anzufreunden, das einem einerseits das Rauchen verbietet, andererseits aber nichts dabei findet, rohen Fisch in einer Schokoladenpfütze zu servieren. Es gibt einfach keine normalen Restaurants mehr. Die »Diners« sind alle durch aufgemotzte kleine »Bistros« ersetzt worden, die sich einer ursprünglichen amerikanischen Küche rühmen. Sie nennen ihre Speisen zwar traditionell, aber es sind nie die amerikanischen Gerichte, wie ich sie von früher kenne. Statt Frikadellen gibt es jetzt Medaillons von Baby-Artischocken mit Kräuterkruste, bei denen ich nie denke Ach ja, die. Ob sie die genauso machen wie früher meine Mom?
    Es hängt wohl auch damit zusammen, dass wir im falschen Viertel leben Soho ist keine Gegend für Nudelsalat. Hier kommen die vielversprechendsten jungen Talente der Welt zusammen, um karamelisierte Singvogelbrüstchen zu schmoren oder ihre berühmte kurzgebratene Süßwasserbarsch Carbonade an einer Rosette geraspelten Ingwers und einem Arrangement getrockneter chilenischer Blätterpilze, überzogen mit einem betörenden Hauch klarifizierten Moschusöls, anzubieten. Selbst ganz simple Speisen werden auf künstliche Art aufgedonnert - der Hackbraten wird in Meerwasser pochiert oder der Thunfischsalat mit Feigen angemacht. Wenn Kochen eine Kunst ist, befinden wir uns vermutlich zur Zeit in der Dada-Phase.
    Ich habe mich nie für einen besonders wählerischen Esser gehalten, aber man wird fast zwangsläufig zum Spielverderber, wenn jedes Gericht mindestens achtzehn Zutaten enthält, von denen ich eine garantiert nicht ausstehen kann. Das Entrec ô te mit einem Medley erstickter Pfirsiche wäre schon was für mich, nur schreckt mich die Aspirin-Soße ab. Die Jakobsmuscheln hören sich gut an, bis man mir erklärt, dass sie in einer Bouillon aus Malzbier und vertrockneten Litschikernen serviert werden. Da ich mir nichts mehr wünsche als eine Zigarette, überfliege ich die Speisekarte stets in der Hoffnung, irgendein mutiger junger Koch hätte endlich die Tabakpflanze als Gemüse entdeckt. Egal, ob gebraten, gedünstet, gegrillt oder in Babymuscheln

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