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Ich & Emma

Ich & Emma

Titel: Ich & Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Flock
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bloß.”
    “Ich hab’s kapiert.”
    Doch nachdem wir an drei Farmen und zwei Ampeln vorbeigefahren sind, beugt sie sich zu mir rüber: “Wo treffen wir uns hinterher noch mal?”
    “Himmel! Das haben wir doch ’ne Million Mal besprochen! Am Ende des Flurs, der zur Turnhalle führt. Du wirst das Signal geben.”
    “Genau.” Sie nickt. “Jetzt weiß ich wieder.”
    “Alles klar?”
    “Ja. Klar wie Kloßbrühe.”
    Ich muss grinsen. Ich habe ihr erzählt, dass Daddy das früher zu mir sagte, und wie ich dann immer lachen musste.
    Der Bus hält direkt vor der Schule, die Bremsen quietschen, es riecht nach verbranntem Gummi. Emma schlägt mir auf den Arm, ich folge ihrem Blick. Natürlich, Sonny, der beim Fahrradständer steht und die Bücher von seinem Gepäckträger nimmt.
    “Los geht’s.” Wir betreten pünktlich zum ersten Klingeln die Schule.
    “Bye”, ruft sie mir zu, was komisch ist, weil wir uns in der Schule nie voneinander verabschieden – jeder läuft einfach weg. Aber auf freundliche Art und Weise. Nun, sie ist wohl ziemlich nervös.
    Die Zeit zieht sich quälend langsam hin. Miss Fullman ruft unsere Namen auf, und jeder antwortet irgendwas Witziges. Jeder außer mir, ich sage nur langweilig “hier”. Mary Seller: “Ich bin die Beste!” (Alle lachen, sie sagt jeden Tag was anderes). Liam Naughton: “Jawoll!” (Gelächter.) Darry Becksdale: “Wer?” (Nicht so viele Lacher, aber es ist immer noch besser als “hier".) Es dauert, bis sie die Liste durch hat, weil Miss Fullmann jedem Einzelnen einen bösen Blick zuwirft und sagt: “Leute. Das reicht jetzt, Leute” und wartet, bis das Gelächter verklingt, bevor sie den nächsten Namen aufruft.
    Das zweite Klingeln ist beinahe genauso laut wie mein Herzklopfen. Mir ist gerade erst aufgegangen, dass diese ganze Geschichte auf meinen Mist gewachsen ist. Ich kann mich jetzt nicht einfach aus dem Staub machen. Das geht nicht. Forsyth würde nie mehr ein Wort mit mir sprechen.
    Und wir sind bereits auf dem richtigen Weg. Forsyth hat Emma einen Klumpen in Plastik eingewickeltes Crisco gegeben, die es dann mir gebracht hat, genau, wie geplant. Jetzt sitze ich hier in der zweiten Stunde mit diesem Klumpen Crisco unter meinem T-Shirt. Aus diesem Grund habe ich extra ein weiteres als sonst angezogen. Man muss schon richtig vorausdenken.
    Rrrrrring. Die zweite Stunde ist vorbei, und als ich aus dem Zimmer stürme, knalle ich gegen zwei Tische, weil ich mich so auf mein Herz konzentrieren muss. Denn das hämmert in meiner Brust und fühlt sich an, als würde ein Vogel mit seinen Flügeln gegen den Käfig schlagen, bei dem Versuch, freizukommen. O Gott, bitte hilf mir, das durchzustehen.
    Wie abgemacht, steht Forsyth draußen im Flur vor der Jungentoilette, aber ich kann Emma über die Köpfe der Kinder hinweg nicht entdecken. O Gott. O Gott. Emma? Wo bist du?
    Und dann taucht sie auf – sie steht zwischen Betsy Rutledge und Collie McGrath, unterhält sich mit Perry Gibson und … da ist es … sie kratzt sich am Kinn! Das bedeutet, Sonny hat nach dem Schlüssel gefragt und ist bereits auf dem Weg zur Toilette. Ich wirble herum und sehe, wie Forsyth jemanden kopfschüttelnd abwehrt, der versucht, auf die Toilette zu gehen. Genau wie besprochen, erzählt Forsyth jedem, der auf die Toilette will – von Sonny natürlich abgesehen – dass sie “defekt” ist. Wir haben das gestern Abend ein Dutzend Mal geübt.
    Nun darf ich keine Zeit mehr verlieren. Ich schiebe mich an meinen Schulkameraden vorbei, die ich kaum wahrnehme, weil ich so nervös bin, und taste unter meinem Hemd nach dem Päckchen Crisco. Vor der Toilette angekommen, blicke ich über die Schulter um sicher zu gehen, dass Sonny nicht direkt hinter mir ist. Dann eile ich an Forsyth vorbei, die mir irgendetwas sagen will und wild mit den Armen fuchtelt, aber ich schlüpfe durch die Tür auf die Jungentoilette, damit wir unseren Plan ausführen können.
    Oh. Mein. Gott.
    Ich höre, wie die Tür hinter mir ins Schloss fällt, und mein Blick bleibt nicht an einem oder zwei oder etwa drei Jungen hängen, sondern an etwa zwanzig – zwanzig! Jungen aus allen Stufen. Jungen, die mit ihrem Rücken zur Tür stehen. Jungen, die die Wand anschauen. Jungen, deren Hosen praktisch um ihre Fesseln liegen. Jungen, die ihr Haar kämmen. Jungen, die sich an die gekachelte Wand lehnen.
Jungen in allen Ecken und Winkeln dieser Toilette!
    “Sieh an, da ist Scary Carrie”, hallt eine dumpfe Stimme von den

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