Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
Haus gekommen, als ich unter der Dusche stand. Er saß auf meinem Bett, als ich herauskam. Er hatte Fotos von Natalie und Julie in der Hand. Er hat kein Wort gesagt. Er hat nur mit den Fotos von Natalie und Julie in der Hand auf dem Bett gesessen. Irgendwann ist er dann aufgestanden und gegangen. Können Sie sich vorstellen, wie das war?«
    Ich dachte daran, wie Danny Zuker bei mir eingebrochen war und auf meinem Bett gesessen hatte. »Haben Sie es Ihrem Mann erzählt?«
    »Natürlich.«
    »Und?«
    Auch dieses Mal ließ sie sich Zeit mit der Antwort. »Ich glaube, da hat er endlich begriffen, wie gefährlich das alles war. Aber es war schon zu spät.«
    »Was hat er getan?«
    »Aaron ist gegangen. Uns zuliebe.«
    Ich nickte. Jetzt verstand ich es. »Aber das konnten Sie Natalie nicht erzählen. Sie konnten es niemandem erzählen. Sie hätten die Leute in Gefahr gebracht. Also haben Sie allen erzählt, dass er mit einer Studentin durchgebrannt ist. Dann sind Sie weggezogen und haben Ihren Mädchennamen wieder angenommen.«
    »Ja«, sagte sie.
    Aber ich hatte etwas übersehen. Vermutlich sogar eine ganze Menge. Irgendetwas passte immer noch nicht richtig zusammen, es nagte an mir, hatte sich im Hinterkopf festgesetzt, ich kam aber nicht ganz heran. Wie zum Beispiel war es möglich, dass Natalie zwanzig Jahre später Archer Minor über den Weg gelaufen war?
    »Natalie dachte, ihr Vater hätte sie im Stich gelassen«, sagte ich.
    Sie schloss nur die Augen.
    »Aber Sie sagten, Natalie hätte sich nicht damit abgefunden.«
    »Sie hat nicht aufgehört, mich zu bedrängen. Sie war so traurig. Ich hätte ihr diese Geschichte niemals erzählen dürfen. Aber ich hatte keine Wahl. Ich habe das alles nur zum Schutz meiner beiden Töchter getan. Sie werden das nicht verstehen. Sie werden nicht verstehen, was eine Mutter manchmal tun muss. Aber ich musste doch meine Töchter schützen, oder?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und jetzt sehen Sie sich an, was passiert ist. Sehen Sie sich an, was ich getan habe.« Sie legte die Hände vors Gesicht und fing an zu schluchzen. Die alte Frau im ramponierten Bademantel mit dem Rollator hörte auf, mit der Wand zu sprechen. Bienenkorb sah aus, als bereitete sie sich auf ihren Einsatz vor. »Ich hätte mir eine andere Geschichte ausdenken müssen. Natalie hat mich immer weiter bedrängt, wollte unbedingt wissen, was mit ihrem Vater passiert ist. Sie hat nie damit aufgehört.«
    Jetzt verstand ich. »Also haben Sie ihr irgendwann die Wahrheit gesagt.«
    »Die Lüge hatte ihr Leben ruiniert, verstehen Sie? Sie war in dem Glauben aufgewachsen, dass ihr geliebter Vater ihr das angetan hatte. Sie brauchte einfach einen Abschluss. Den hatte ich ihr vorenthalten. Also habe ich ihr schließlich die Wahrheit gesagt. Ich habe ihr erzählt, dass ihr Vater sie liebte. Ich habe ihr erzählt, dass sie nichts falsch gemacht hat. Ich habe ihr erzählt, dass er sie niemals im Stich lassen würde.«
    Ich nickte, als sie das erzählte. »Also haben Sie ihr von Archer Minor erzählt. Und deshalb war sie an dem Tag bei ihm.«
    Sie antwortete nicht. Sie schluchzte nur. Bienenkorb hatte genug. Sie kam zu uns herüber.
    »Wo ist Ihr Mann jetzt, Miss Avery?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und Natalie? Wo ist sie?«
    »Das weiß ich auch nicht. Aber, Jake?«
    Bienenkorb stellte sich neben sie. »Ich glaube, das reicht jetzt.«
    Ich beachtete sie nicht. »Was ist, Miss Avery?«
    »Lassen Sie es gut sein. Uns allen zuliebe. Machen Sie nicht denselben Fehler wie mein Mann.«

EINUNDDREISSIG
    A ls ich den Highway erreichte, schaltete ich mein iPhone ein. Ich ging nicht davon aus, dass es zurückverfolgt wurde, und selbst wenn, hätten sie nur erfahren, dass ich auf der Route 287 in der Nähe des Palisades Mall war. Das hätte sie vermutlich nicht viel weitergebracht. Ich fuhr rechts ran. Ich hatte neue Nachrichten, zwei E-Mails und drei SMS , alle von Shanta und jede dringender als die vorherige. Insgesamt fünf. In den ersten beiden SMS bat sie höflich darum, dass ich mich bei ihr melden solle. In den folgenden beiden E-Mails wurde die Bitte eindringlicher. In der letzten warf sie das große Netz aus:
    An: Jacob Fisher
Von: Shanta Newlin
    Jake,
hör auf, mich zu ignorieren. Ich habe eine wichtige Verbindung zwischen Natalie Avery und Todd Sanderson entdeckt.
    Shanta
    Holla. Ich überquerte den Hudson auf der Tappan Zee Bridge und bog an der ersten Ausfahrt ab. Ich schaltete das iPhone aus und griff nach einem der Einweg-Handys.

Weitere Kostenlose Bücher