Ich finde dich
Erwachsener dabei ist, gesagt?«
»Nichts.«
»Also, ja, das stimmt wohl.« Sie räusperte sich. »Du darfst die Tür nicht aufmachen, wenn kein Erwachsener dabei ist.«
Das Mädchen deutete auf mich. »Er ist dabei. Er ist ein Erwachsener.«
Shanta sah mich mit empörter Miene an. Ich zuckte die Achseln. Das Mädchen hatte recht. Shanta bat mich herein und sagte Mackenzie, sie solle im Wohnzimmer spielen gehen.
»Darf ich raus?«, fragte Mackenzie. »Ich will auf die Schaukel.«
Shanta sah mich an. Wieder zuckte ich die Achseln. Langsam hatte ich darin Übung. »Klar, wir können alle nach hinten gehen«, sagte Shanta mit einem so forcierten Lächeln, dass ich fürchtete, sie bräuchte Klammern, um es auch nur einen Moment länger aufrechtzuerhalten.
Ich hatte immer noch keine Ahnung, wer Mackenzie war und was sie hier machte, hatte aber eigentlich auch andere Sorgen. Wir gingen in den Garten. Dort stand ein brandneues Zedernholz-Schaukelgerüst bestehend aus Schaukelpferd, Rutsche, überdachtem Unterschlupf und einer Sandkiste. Soweit ich wusste, wohnte Shanta allein, was das Ganze noch seltsamer machte. Mackenzie hüpfte auf das Schaukelpferd.
»Die Tochter meines Verlobten«, erläuterte Shanta.
»Oh.«
»Wir heiraten im Herbst. Er zieht hier ein.«
»Klingt gut.«
Wir sahen zu, wie Mackenzie schwungvoll auf dem Pferd schaukelte. Dabei musterte sie Shanta mit finsterem Blick.
»Das Kind hasst mich«, sagte Shanta.
»Hast du denn keine Märchen gelesen, als du klein warst? Du bist die böse Stiefmutter.«
»Vielen Dank, das ist eine große Hilfe.« Shanta sah mich an. »Wow, du siehst ja furchtbar aus.«
»Ist das wieder die Stelle, an der ich sagen müsste: ›Du solltest mal den Anderen sehen‹?«
»Was tust du dir an, Jake?«
»Ich suche den Menschen, den ich liebe.«
»Will sie überhaupt gefunden werden?«
»Das Herz stellt keine Fragen.«
»Der Penis stellt keine Fragen«, sagte sie. »Das Herz ist für gewöhnlich etwas klüger.«
Auch wieder wahr, dachte ich. »Was war das mit dem Bankraub?«
Sie schirmte mit der Hand ihre Augen vor der Sonne ab: »Wir sind wohl etwas ungeduldig, was?«
»Auf jeden Fall bin ich nicht in Stimmung für irgendwelche Spielchen, so viel ist sicher.«
»Nachvollziehbar. Weißt du noch, wie du mich zum ersten Mal gebeten hast zu prüfen, was mit Natalie Avery passiert ist?«
»Ja.«
»Als ich ihren Namen durch die Datenbanksysteme gejagt habe, ergab das zwei Treffer. Einer stammte von der New Yorker Polizei. Gewissermaßen der Haupttreffer. Sie suchten sie dringend. Ich wurde zum Schweigen verdonnert. Du bist mein Freund. Du solltest mir vertrauen können. Aber ich arbeite auch für die Strafvollzugsbehörden. Ich darf Freunden nicht einfach irgendetwas über laufende Ermittlungen erzählen. Das verstehst du doch, oder?«
Ich nickte so knapp wie möglich, weniger um meine Zustimmung zu bekunden, als vielmehr, damit sie weitersprach.
»Der andere Treffer ist mir damals kaum aufgefallen«, sagte Shanta. »In dem wurde sie nicht gesucht, es wollte nicht einmal jemand mit ihr reden. Ihr Name wurde nur ganz am Rande erwähnt.«
»In welchem Zusammenhang?«
»Dazu komme ich gleich. Einen Moment Geduld, ja?«
Wieder nickte ich knapp. Erst das Achselzucken, jetzt das Nicken.
»Ich möchte dir beweisen, dass ich gute Absichten habe«, sagte sie. »Ich hätte das nicht tun müssen, aber ich habe mit dem NYPD gesprochen und mir eine Genehmigung geben lassen. Nur, damit du das richtig verstehst. Ich überschreite meine Kompetenzen nicht und hintergehe auch niemanden.«
»Nur mich«, sagte ich.
»Tiefschlag.«
»Ja, ich weiß.«
»Und vollkommen grundlos. Ich versuche, dir zu helfen.«
»Okay, tut mir leid. Was ist mit dem NYPD ?«
Sie ließ mich noch ein wenig zappeln. »Das NYPD glaubt, dass Natalie Avery Zeugin eines Mordes geworden ist – dass sie den Mörder gesehen hat und ihn eindeutig identifizieren könnte. Außerdem glaubt das NYPD , dass der Täter eine bedeutende Person aus dem organisierten Verbrechen ist. Kurz gesagt: Deine Natalie wäre in der Lage, einen der führenden New Yorker Mafia-Bosse in den Knast zu bringen.«
Ich wartete, dass sie weitersprach – was sie nicht tat.
»Und weiter?«
»Mehr kann ich dir nicht sagen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Du musst mich für einen Idioten halten.«
»Was?«
»Das NYPD hat mich vernommen. Sie haben mir ein Foto eines Überwachungsvideos von Natalie gezeigt und gesagt, sie müssten mit
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