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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Sie, als Natalie klein war, mein Gott, das Mädchen hat ihren Vater angehimmelt. Wenn er nach dem Seminar nach Hause kam, ist sie vor Freude schreiend zu ihm gelaufen.« Schließlich hob Sylvia Avery wieder den Kopf. Ein vages Lächeln lag auf ihrem Gesicht, als sie die Erinnerung an eine weit zurückliegende Vergangenheit vor Augen hatte. »Aaron hat sie hochgehoben, herumgewirbelt, und sie hat laut gelacht …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir waren so unglaublich glücklich.«
    »Was ist passiert, Miss Avery?«
    »Er ist durchgebrannt.«
    »Warum?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist egal.«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Die arme Natalie. Sie konnte damals schon nicht loslassen, und jetzt …«
    »Jetzt was?«
    »Sie verstehen das nicht. Sie werden es auch nie verstehen.«
    »Erklären Sie es mir.«
    »Warum? Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ich bin der Mann, der sie liebt«, sagte ich. »Und auch der Mann, den sie liebt.«
    Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Ihr Blick war immer noch zu Boden gerichtet, beinahe so, als fehlte ihr die Kraft, ihn zu heben. »Natalie hat sich sehr verändert, als ihr Vater durchgebrannt ist. Sie ist mürrisch geworden. Das fröhliche kleine Mädchen war für immer verschwunden. So als ob Aaron ihre Fröhlichkeit mitgenommen hätte. Sie konnte seine Entscheidung einfach nicht akzeptieren. Warum hatte ihr Vater sie verlassen? Was hatte sie falsch gemacht? Warum liebte er sie nicht mehr?«
    Ich stellte sie mir vor – meine Natalie als Kind, die sich von ihrem eigenen Vater verlassen und verstoßen gefühlt hatte. Ich spürte ein Stechen in der Brust.
    »Hinterher hatte sie lange Probleme, Menschen zu vertrauen. Es war unvorstellbar. Sie hat alle weggestoßen, gleichzeitig die Hoffnung aber nie aufgegeben.« Sylvia Avery sah mich an. »Kennen Sie sich mit Hoffnung aus, Jake?«
    »Ich glaube schon«, sagte ich.
    »Sie ist das Grausamste auf der Welt. Selbst der Tod ist besser. Wenn man tot ist, hat der Schmerz ein Ende. Aber die Hoffnung zieht dich immer wieder hoch, nur um dich hinterher wieder auf den harten Boden der Tatsachen fallen zu lassen. Die Hoffnung hält dein Herz in der Hand, nur um es dann in der Faust zu zerquetschen. Immer wieder. Es hört nie auf. Das ist Hoffnung.«
    Sie legte die Hände in ihren Schoß und sah mich streng an. »Tja, verstehen Sie, daher habe ich versucht, ihr die Hoffnung zu nehmen.«
    Ich nickte. »Sie wollten, dass Natalie ihren Vater vergisst«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Indem Sie behaupteten, er wäre durchgebrannt und hätte die ganze Familie verlassen.«
    Ihre Augen wurden feucht. »Ich hielt es für das Beste. Verstehen Sie? Ich dachte, auf die Art würde Natalie ihn vergessen.«
    »Sie haben Natalie erzählt, dass ihr Vater wieder geheiratet hat«, sagte ich. »Sie haben ihr erzählt, dass er andere Kinder hat. Das war aber alles gelogen, oder?«
    Sylvia Avery antwortete nicht. Ihre Miene verhärtete sich.
    »Miss Avery?«
    Sie sah mich an. »Lassen Sie mich zufrieden.«
    »Ich muss wissen …«
    »Was Sie wissen müssen, interessiert mich nicht. Lassen Sie mich zufrieden.«
    Sie fing an, nach hinten zu rollen. Ich griff nach dem Rollstuhl. Der blieb plötzlich stehen. Die Decke fiel von ihrem Schoß. Als ich nach unten blickte, ließ ich den Rollstuhl ohne Aufforderung los. Ihr halbes rechtes Bein fehlte. Sie zog die Decke langsamer als nötig hoch. Ich sollte es sehen.
    »Diabetes«, sagte sie. »Es musste vor drei Jahren amputiert werden.«
    »Tut mir leid.«
    »Glauben Sie mir, das war gar nichts.« Wieder streckte ich die Hand aus, sie schlug sie jedoch zur Seite. »Auf Nimmerwiedersehen, Jake. Lassen Sie meine Familie in Ruhe.«
    Sie rollte weg. Mir blieb keine Wahl. Ich musste schweres Geschütz auffahren.
    »Erinnern Sie sich an einen Studenten namens Archer Minor?«
    Der Rollstuhl blieb stehen. Ihr Unterkiefer klappte nach unten.
    »Archer Minor hat in Lanford ein Seminar Ihres Mannes besucht«, sagte ich. »Erinnern Sie sich an ihn?«
    »Wie …« Ihre Lippen bewegten sich weiter, brachten jedoch keine Worte hervor, bis sie schließlich sagte: »Bitte.« Anfangs hatte ihre Stimme ängstlich geklungen, jetzt sprach Entsetzen aus ihr. »Bitte halten Sie sich da raus.«
    »Wussten Sie, dass Archer Minor tot ist? Er wurde ermordet.«
    »Gott sei Dank!«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. Dann schloss sie den Mund so fest, als bereue sie ihre Worte, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte.
    »Bitte erzählen Sie mir, was

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