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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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waren, beschloss Pater Aiden, so lange zu bleiben, bis er allen die Beichte abgenommen hatte.
    Dann, fünf Minuten vor sechs, trat der Mann mit dem dichten schwarzen Haar ein.
    Er hatte den Kragen des Trenchcoats hochgestellt und trug eine übergroße Sonnenbrille. Schwarze Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn und über die Ohren. Die Hände waren in den Manteltaschen vergraben.
    Pater Aiden wurde sofort bang ums Herz. Dieser Mann war kein Bußfertiger, dessen war er sich sicher. Doch dann setzte sich der Mann und sagte mit belegter Stimme: »Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt.« Er hielt inne.
    Pater Aiden wartete.
    »Ich weiß nicht, ob Sie mir vergeben, Pater, denn die Verbrechen, die ich noch begehen werde, sind sehr viel schlimmer als jene, die ich begangen habe. Ich werde nämlich, verstehen Sie, zwei Frauen und ein Kind töten. Eine von ihnen kennen Sie, Zan Moreland. Und darüber hinaus kann ich auch bei Ihnen kein Risiko eingehen, Pater. Ich weiß doch nicht, was Sie gehört haben oder was Sie sich zusammenreimen.«
    Pater Aiden hievte sich vom Stuhl hoch, gleichzeitig zog der Mann eine Waffe aus dem Mantel und hielt sie dem Pater an den Talar. »Ich glaube nicht, dass man es hören wird«, sagte er. »Nicht mit dem Schalldämpfer, außerdem sind die da draußen ja auch viel zu sehr mit ihren Gebeten beschäftigt.«
    Pater Aiden spürte einen heftigen, scharfen Schmerz in der Brust, dann wurde alles schwarz um ihn, und er spürte noch die Hände des Mannes, die ihn auf den Stuhl zurückdrückten.
    Hände. Zan Moreland. Das hatte ihm nicht einfallen wollen. Zan hatte lange, wunderschöne Hände.
    Die Frau, die zu ihm zur Beichte gekommen war und von der er gedacht hatte, sie wäre Zan, hatte aber kleinere Hände und kürzere Finger …
    Dann löste sich das Bild auf, und er sank in stille Finsternis.

66
    Als sie endlich das Gerichtsgebäude verlassen konnten, musste sich Willy durch ein Meer aus Kameras schieben, bis er auf der Straße ein Taxi anhalten konnte.
    Zan hielt Charley Shores Hand umklammert und rannte zum Taxi. Dem Blitzlichtgewitter und den Mikrofonen, die ihr vors Gesicht gehalten wurden, konnte sie allerdings nicht entkommen. »Zan, ein Kommentar für uns?«, rief einer der Reporter.
    Abrupt blieb sie stehen und schrie: »Ich bin nicht die Frau auf den Fotos. Ich bin es nicht!«
    Willy hielt ihr die Taxitür auf. Charley half ihr hinein. »Willy wird sich jetzt um Sie kümmern«, sagte er leise.
    Minutenlang, nachdem der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte, sprachen weder Zan noch Willy ein Wort. Dann, als sie fast am Central Park waren, wandte sie sich an Willy. »Ich weiß nicht, wie ich euch danken kann«, begann sie. »Ich habe nur eine Mietwohnung, mein Bankkonto gibt es nicht mehr. Ich hätte die Kaution nie und nimmer aufbringen können. Wenn es dich und Alvirah nicht gäbe, würde ich die Nacht in einem orangefarbenen Overall im Gefängnis verbringen.«
    »Nie und nimmer hättest du die Nacht im Gefängnis verbringen müssen, Zan«, sagte Willy. »Nicht solange ich hier noch was zu melden habe.«
    In der Wohnung erwartete sie bereits Alvirah mit Gläsern auf dem Beistelltisch. »Charley hat mich angerufen«, sagte sie. »Er meint, Zan bräuchte etwas Stärkeres als Rotwein. Was möchtest du haben, Zan?«
    »Einen Scotch.« Zan versuchte zu lächeln, während sie den Schal löste und die Jacke ablegte, aber es blieb beim Versuch. »Oder vielleicht zwei oder drei.«
    Alvirah nahm ihr die Jacke ab und schloss Zan in die Arme. »Charley hat angerufen und gesagt, dass ihr unterwegs seid. Er hat mich gebeten, dir auszurichten, dass es nur der erste Schritt in einem langwierigen Prozess ist, den er für dich ausfechten wird.«
    Zan wusste, was sie zu sagen hatte, war sich aber nicht sicher, wie sie es formulieren sollte. Um Zeit zu gewinnen, ließ sie sich auf der Couch nieder und sah sich im Zimmer um. »Ich bin froh, dass du dich für die beiden Clubsessel entschieden hast, Alvirah. Du weißt noch, wir haben überlegt, ob nicht einer davon ein Ohrensessel sein sollte.«
    »Du hast mir die ganze Zeit gesagt, ich soll zwei gleiche Clubsessel nehmen«, sagte Alvirah. »Damals, als Willy und ich geheiratet haben, haben wir und alle unsere Bekannten uns eine Couch, einen Ohrensessel und einen Clubsessel angeschafft. Und die Tischchen am Couchende mussten zum Beistelltisch passen, genauso wie die Lampen. Machen wir uns nichts vor. Damals sind in Jackson Heights in Queens einfach zu

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