Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
überkompensierst schon wieder. Muss mir deine Verlobte leidtun?”
Josh grinste arrogant. „Frag sie doch selbst. Sie wird dir erzählen, wie befriedigt sie ist.”
Josh und Tyler verließen das Büro. Ethan und Raoul setzten sich an den kleinen Konferenztisch in der Ecke, auf dem ein Stoß Ordner lag.
„Ist Josh immer so?”, erkundigte Raoul sich sichtlich amüsiert.
„Schon von Kind auf. Aber unter der arroganten Oberfläche ist er ein feiner Kerl.”
Raoul nickte. „Er ist uns im Camp eine große Hilfe. Ich habe noch nie so etwas aufgebaut, aber dank seiner Erfahrung beim Aufbau der Radsportschule hat er viele gute Ideen einbringen können. Du brauchst ihm übrigens nicht unbedingt zu erzählen, dass ich das gesagt habe.”
„Meine Lippen sind versiegelt.” Ethan schlug den ersten Ordner auf. „Wir haben die Mängelliste abgearbeitet. Ich werde mich noch einmal umsehen, aber soviel ich von meinem Vorarbeiter weiß, sind wir mit den Reparaturarbeiten fertig.”
„Du hast mir ein Camp versprochen, auf das ich stolz sein würde”, sagte Raoul. „Und du hattest recht.”
Sie gingen die verschiedenen Projekte durch. Zu den nächsten Vorhaben zählten weitere Schlafbungalows und ein Areal für eine Eislaufbahn. Raoul wollte, dass das Camp das ganze Jahr geöffnet war. Ethan notierte sich, was er sich im Gebäude noch einmal genauer ansehen wollte. Dazu zählten auch die Unterkünfte für das Betreuungspersonal.
„Hast du immer noch vor, ein eigenes Haus für die Campleitung zu bauen?”
Raoul zuckte die Achseln. „Ich würde es bauen, aber Dakota meint, sie hätte kein Interesse, im Camp zu wohnen. Sie wohnt lieber in der Stadt.”
Ethan studierte den detaillierten Plan des Camps. „Es gibt noch Platz genug für ein paar weitere Häuser – für den Fall, dass du das ganze Jahr über hier wohnen möchtest.”
„Mir geht es da wie deiner Schwester. Ich bleibe lieber in der Stadt.”
Ethan lachte leise. „Weil dir die Kinder ständig auf die Pelle rücken würden?”
„Genau. Sie würden mich nie in Ruhe lassen.” Raoul lehnte sich zurück. „Gesetzt den Fall, ich möchte mir irgendwann ein eigenes Haus bauen, anstatt eines zu kaufen -würdest du mir ein Angebot machen?”
„Klar. Schwebt dir schon eine bestimmte Gegend vor?”
„Ich sehe mir derzeit einige Grundstücke an. Es gibt auch ein paar alte Häuser, aus denen man etwas machen könnte. Aber man müsste sie entweder von Grund auf renovieren oder abreißen.”
„Ich kann beides.” Ethan klappte den Ordner zu. „Bist du sicher, dass du in einer Kleinstadt leben willst? Fool’s Gold unterscheidet sich sehr von Dallas.”
„Mir gefällt es hier”, erklärte Raoul. „Ich bin viel gereist und habe fast die ganze Welt gesehen. Jetzt möchte ich sesshaft werden.”
Ethan schätzte Raoul auf Anfang dreißig. Als Footballspieler war er ungeheuer erfolgreich gewesen, daher dürfte Geld kein Problem sein. „Ich habe drei Schwestern”, sagte er schmunzelnd. „Lass die Finger von ihnen.”
Raoul lachte. „Typisch großer Bruder.”
„Ganz recht. Außerdem gibt es jede Menge anderer Frauen in dieser Stadt. Tatsache ist, dass hier viel mehr Frauen als Männer leben.”
„Das ist mir aufgefallen. Viele attraktive Frauen noch dazu. Noch jemand, vor dem du mich warnen möchtest?”
Ethan dachte an Liz, an ihr glänzendes rotes Haar, den Duft ihrer Haut und daran, wie sie schmeckte, wenn er sie küsste. Er erinnerte sich an ihre Leidenschaft, an ihre Schreie, als sie gekommen war ... Und an das wütende Funkeln in ihren grünen Augen, als sie ihm erklärt hatte, wie furchtbar dumm es gewesen war, miteinander zu schlafen.
Schon der Gedanke daran erregte ihn. Ihm wurde bewusst, dass er sie unbedingt wiedersehen wollte. Nein. Nicht sehen. Mit ihr schlafen. Diesmal langsam. In einem Bett und mit viel Zeit, alte Erinnerungen aufzufrischen, und noch mehr Zeit, Neues zu entdecken.
Ein Wunsch, dessen Erfüllung kompliziert war – wegen der Vergangenheit, wegen Tyler und wegen seiner eigenen Wut.
„Nein, sonst gibt es niemanden”, sagte er.
Raoul sah ihn durchdringend an. Er schien mehr zu ahnen, als Ethan lieb war. „Bist du sicher?”
„Absolut.”
Liz überflog noch einmal ihre Einkaufsliste, bevor sie ihr Wägelchen zur Kasse schob. Pia hatte vor ein paar Stunden wegen des Frauenabends angerufen. Als Liz die Einladung mit der Ausrede, die Kinder nicht allein lassen zu können, ablehnen wollte, hatte Pia angeboten, die
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