Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
Wir können es am Wochenende zusammen versuchen. Das Einmaleins des Schminkens ist nicht schwer.”
„Wirklich?” Melissa wirkte gleichzeitig hoffnungsvoll und ein wenig ängstlich. Als wäre es ein Fehler, sich auf etwas Schönes zu freuen.
„Natürlich.”
„Okay. Danke.”
Liz kramte wieder in ihrer Kosmetiktasche und förderte schließlich einen Lipgloss zutage. „Bis dahin kannst du es damit probieren. Mein Lieblingslipgloss.”
Melissa nahm ihn und drehte ihn um. „Sugar Cookie?”
„Genau. Er schmeckt sogar noch besser, als er aussieht. Manchmal ist es einfach klasse, ein Mädchen zu sein.”
8. KAPITEL
L iz schaffte es, den Kindern das Abendessen zu servieren, die DVD zu starten und das tiefgefrorene Bruschetta in den Ofen zu schieben. Dank ihres vollen Programms hatte sie gar keine Zeit, nervös zu werden. Was ganz gut war. Sie steckte noch mitten in den Vorbereitungen für die kleine Party, als es an der Tür klingelte. Die nächsten zwanzig Minuten sollte es gar nicht mehr zu klingeln aufhören.
Fast ein Dutzend Frauen drängten sich in ihr Wohnzimmer. Pia kannte sie schon. Jo Torelli war neu. Sie war erst vor relativ kurzer Zeit in die Stadt gezogen. Ihr gehörte die Bar in Fool’s Gold. Die Hendrix-Drillinge trafen zusammen ein, und Liz stellte erleichtert fest, dass sie einigermaßen freundlich zu sein schienen. Sie war kaum dazugekommen, die ersten Gäste zu begrüßen, als Pia mit Crystal Danes ins Wohnzimmer kam.
Liz kannte die hübsche Blondine von der Highschool. „Wie schön, dich wiederzusehen”, sagte sie lachend.
Crystal lächelte und umarmte Liz. „Hm, ich dachte, du wolltest mich am Honorar für deine Bücher beteiligen? An wen muss ich mich diesbezüglich wenden?”
Pia sah zwischen Crystal und Liz hin und her. „Ich wusste gar nicht, dass ihr euch kennt. Crystal war an der Highschool drei Klassen über mir. Das heißt, sie war wie viele Klassen über dir, Liz? Zwei?”
Crystal hakte sich bei Liz unter und schmunzelte. „Ich habe Liz im Kurs für kreatives Schreiben kennengelernt. Obwohl sie damals nur eine kleine Zehntklässlerin war, hat unsere Lehrerin ihr Talent erkannt und sie eingeladen, mitzumachen.”
Crystal war in dem Kurs die Einzige gewesen, die mit Liz geredet hatte. Alle anderen Schüler hatten sich durch ihre Anwesenheit gestört gefühlt und sie praktisch ignoriert. Ein paar Mädchen hatten blöde Bemerkungen über Liz’ Kleidung gemacht und zwei Jungs ständig Anspielungen auf ihren Ruf.
In diesem Kurs für kreatives Schreiben hatte Liz sich jedoch bemüht, das alles zu ignorieren. Sie stellte fest, dass sie beim Schreiben alles um sich herum vergessen konnte.
Alle drei Wochen musste man eine Kurzgeschichte schreiben und sie dann vorlesen. Beim ersten Mal hatte Liz davor regelrecht Panik. Nachdem sie ihre Geschichte zu Ende gelesen hatte, lobte die Lehrerin sie in höchsten Tönen. Ihre Mitschüler allerdings sagten kein Wort. Verlegen und mit dem Gefühl, sich blamiert zu haben, schlich Liz zurück auf ihren Platz.
In der Mittagspause kam Crystal zu ihr und sagte ihr, dass die Geschichte fantastisch wäre. Und dass der Rest der Klasse vor Verblüffung geschwiegen hätte. Vielleicht auch aus Neid. Crystal ermutigte sie, mit dem Schreiben weiterzumachen.
Viele Jahre später, als Liz allein mit ihren Ängsten und einem Baby in San Francisco gewesen war, erinnerte sie sich an Crystals Worte und meldete sich für einen Schreib-Kurs an. Aus dem Text, den sie dort ursprünglich als Kurzgeschichte geschrieben hatte, waren ihr erster Roman und der Anfang ihrer Karriere als professionelle Schriftstellerin geworden.
„Crystal hat mir damals gesagt, dass ich Talent habe”, erklärte Liz. „Davor hat niemand je an mich geglaubt.”
Crystal drückte liebevoll ihren Arm und lachte. „Tja, man sieht es mir vielleicht nicht an, aber in Wahrheit bin ich ein Engel. Gut wäre, wenn ich für mich selbst auch ein oder zwei Wunder vollbringen könnte, nicht wahr?”
Liz wusste nicht, was Crystal meinte, sah aber, dass Pias Blick plötzlich traurig wurde und Jo sich abwandte, als wäre ihr das Thema unangenehm.
Crystal schien es nicht zu bemerken. Sie ließ Liz los und lächelte Melissa an. „Hallo. Weißt du vielleicht, wo hier die Snacks sind? Ich bin am Verhungern.”
„Gleich da drüben”, sagte Melissa schüchtern. „Ich kann es dir zeigen.”
„Das wäre toll.”
Die beiden verschwanden. Ehe Liz fragen konnte, was Crystal gemeint hatte, hielt
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