Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
auf dich hereinzufallen. Ich werde dir nie mehr vertrauen, merk dir das. Nie mehr! Hast du mich verstanden? Ich hoffe, du wirst in der Hölle schmoren. Ich hoffe, sie reservieren dir dort ein spezielles Plätzchen ganz für dich allein.”
Sie nahm den Notizblock, der auf dem Empfangspult lag, und warf ihn nach Ethan. Er wich dem Geschoss geschickt aus. Als sie nach dem Computermonitor greifen wollte, packte er sie am Arm.
„Hör auf.”
„Nein.” Sie riss sich los und starrte ihn zornig an. „Für das, was du getan hast, gibt es keine Entschuldigung.”
Sie hielt den Umschlag immer noch in der Hand.
Ethan hätte fast bereut, was er getan hatte. Doch dann erinnerte er sich daran, dass sie ihm keine andere Wahl gelassen hatte. „Man hätte dir das Schriftstück erst am Nachmittag zustellen sollen. Ich wollte vorbeikommen und es dir selbst sagen. Heute Morgen.”
„Ich bitte dich ... Das stimmt doch nicht. Du warst schon immer ein Feigling und ein Lügner. Daran hat sich nichts geändert.”
Er packte sie wieder am Arm. Diesmal ließ er sie nicht mehr los. „Ich wollte es dir sagen. Ich hatte schon gestern begonnen, es dir zu erklären.”
Wenn ihr Blick Laserkräfte gehabt hätte, wäre Ethan jetzt nur mehr ein kleiner Fleck auf dem Teppich.
„Es ist eine einzige Frechheit”, fuhr sie ihn an. „Und ein Kampf mit ungleichen Mitteln.”
Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt sie fest. „Liz, beruhige dich. Wir müssen reden.”
Als sie nicht aufhörte, sich von ihm losreißen zu wollen, gab er endlich nach. Er hatte Angst, dass er ihr sonst wehtun würde. Sie taumelte zurück.
„Ich wollte es dir sagen”, wiederholte er.
Er sah ihr an den Augen an, dass sie sich verraten – und auch verletzt – fühlte.
„Lügner”, sagte sie wieder. Dann wedelte sie mit dem Kuvert vor seiner Nase herum. „Wenn du es auf diese Art austragen willst, nur zu. Ich kenne ein paar verdammt gute Anwälte.”
„Ich hatte gehofft, wir könnten es unter uns regeln.”
„Du bist derjenige, der bei Gericht war, Ethan.”
Das stimmte. Er war bei einer Familienrichterin gewesen und hatte um eine einstweilige Verfügung ersucht. Eine, die es Liz verbot, Fool’s Gold mit Tyler zu verlassen.
„Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, damit du mir Tyler nicht wegnimmst”, erklärte er.
„Ich habe ein Recht auf ein Leben.” Sie rieb sich den Arm. „Dieses Leben findet in San Francisco statt.”
„Das kannst du nächste Woche der Richterin erklären.”
„Das werde ich, keine Sorge. Ich habe auch vor, ihr zu sagen, dass ich zwei Mal versucht habe, dir von Tyler zu erzählen. Und dass der einzige Grund, dass du Tyler erst jetzt kennenlernst, der ist, dass deine verstorbene Frau dir die Information vorenthalten hat. Glaub also bloß nicht, dass du mich in der ganzen Angelegenheit als die Böse hinstellen kannst.”
„Du wolltest Fool’s Gold wieder verlassen”, sagte er mühsam beherrscht. Es wäre keinem geholfen, wenn sie beide wütend wurden. „Ich hatte keinerlei Mitspracherecht. Du hast nur gesagt, dass ich ihn jedes zweite Wochenende sehen könnte. Als wäre das genug.”
Sie starrte ihn an. „Geht es darum? Dass du mehr Zeit willst? Warum hast du mir das nicht einfach gesagt? Warum musstest du eine Richterin einschalten?”
„Weil ich schon viel zu viel Zeit mit Tyler versäumt habe. Noch mehr will ich nicht verpassen. Falls du vorhättest, morgen abzuhauen, hätte ich dich nicht daran hindern können. Jetzt kann ich es.”
„Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, mich zur Kooperation zu bewegen. Diese einstweilige Verfügung zählt nicht dazu.”
„Mir geht es hier um Tyler.”
„Glaubst du etwa, mir nicht?”, fragte sie. „Denkst du vielleicht, ich hätte die letzten elf Jahre nachts nicht wach gelegen und mir Sorgen gemacht, ob ich bei meinem Sohn alles richtig mache? Denkst du, es wäre vor fünf Jahren leicht gewesen, wieder hierherzukommen, um dir zu sagen, dass du einen Sohn hast? Glaubst du, es hat mir Spaß gemacht, mit Rayanne zu reden und mir anzuhören, was sie über mich denkt? Glaubst du, es hat mir gefallen, von ihr als Hure beschimpft zu werden?”
Ihm zog sich der Magen zusammen. Er wollte sagen, dass Rayanne zu so etwas nicht fähig gewesen wäre – doch er wusste es mittlerweile besser. Sie hätte so etwas gesagt. Das und noch viel mehr. Liz hatte alles, was Rayanne gehasst und gleichzeitig selbst gern gehabt hätte: Schönheit,
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