Ich gab mein Herz fuer Afrika
schaltete die Taschenlampe aus«, schrieb sie. Doch als sie ihn mit der Decke in der ausgestreckten Hand erreichte, schwang der Eindringling »einen Wagenheber oder die stumpfe Seite einer Panga … Bald hatte ich eine dicke Beule am Arm – immerhin nicht am Kopf.« Dann floh er durch die Hintertür zum Rest der Bande, die »sich mit meinen Kameras usw. davonmachte«.
Joan begriff: Wenn man als Frau alleine in Afrika lebte, brauchte man zu seinem Schutz mehr als nur eine Decke. »Ich habe einen Antrag auf Waffenbesitz gestellt, aber das ist ein Prozess, der sich lange hinzieht. Seither hatte ich zwei kleinere Überfälle in Naivasha.«
Die Angriffe auf ihre Sicherheit waren jedoch zweitrangig. An erster Stelle stand immer noch ihre schmerzvolle Beziehung zu Alan, wie der folgende Briefwechsel zeigt.
Mein lieber Alan,
mir schwirrt der Kopf von allen möglichen widerstreitenden Gedanken, und ich kann mich einfach nicht so klar ausdrücken wie du. Ich bin wütend, frustriert und fühle mich gefangen durch das, was derzeit passiert. Aber ich möchte diese negativen Gefühle überwinden, um die
Projekte weiterzuführen, die uns wichtig sind, und dir zu helfen, wie es nur geht. Das ist der einzige Weg, der mir offensteht, um mit dir in Kontakt zu bleiben und dir meine Liebe zu zeigen.
Doch sie informierte ihn auch über ihre Erkenntnis, dass ihre »Hingabe« in ihrer gemeinsamen Zeit gegen sie selbst gearbeitet hatte, wodurch sie »ausgenutzt werden konnte, und das brachte uns beiden nur Unmut ein«.
Joan, meine Liebe,
ich verdiene es wirklich nicht, dass du dich weiterhin für mich interessierst. Aber du weißt, wie sehr ich auf dich angewiesen bin. … Ich möchte nicht, dass du dir durch diese Situation ausgenutzt vorkommst. Ich weiß nicht, wie lange das dauern oder wie es enden wird. Ich kann nur beten, dass wir, wir alle, irgendwann, irgendwo, wenn es dem Ende zugeht, gelernt haben werden, was Liebe ist.
Ich fühle mich verloren und entwurzelt, ziehe von einem schönen Platz zum nächsten. Naivasha, ach Gott, wie friedlich es dort ist. Serengeti, so viel zu tun. Ulu, eine solche Traurigkeit. Wird sich diese Töpferscheibe jemals wieder drehen? Und am Ende sitze ich dann alleine da, wie mein Vater, in dem Haus in Karen, umgeben von den Geistern all dessen, was in über dreißig Jahren passiert ist. Mein Herz hat kein Zuhause mehr. Es tut weh, sogar hoch oben am Himmel oder in der Wildnis, die ich so sehr liebe.
Ich habe keine Wahl. Ich muss Jennie, den Kindern
und mir selbst helfen, dem Tod ins Auge zu sehen. Etwas Positives herauszuholen. Ich weiß nicht. Es ist schwer zu erkennen, wie ein solches Grauen auch Gutes hervorbringen soll.
30. Juli 1987
Alan, mein Lieber,
eine gute Nachricht: Balloon Safaris haben letztes Jahr einen schönen Gewinn abgeworfen. Die Einnahmen aus den Ballonflügen waren beinahe doppelt so hoch wie im Jahr zuvor. Du findest alle Funkgeräte und Ladestationen in Karen, außerdem die Getreidemühle. …
Nur weiter so, mein lieber Alan. Ich weiß nicht, warum ich dich immer noch liebe.
Joan,
ich bin wirklich durcheinander, und es erfüllt mich mit großem Schmerz, was wir gerade tun. Wir hatten etwas Einzigartiges und ganz Besonderes, und es bricht mir das Herz, dass ich das alles vermasselt habe. Ich finde es sehr schwer, ohne dich durchs Leben zu gehen, und ich vermisse dich in den wichtigen Momenten, die wir immer geteilt haben … die Mondfinsternis … ein ganz besonderes Tier oder ein Vogel. Du sollst wissen, dass niemals jemand diese Lücke in meinem Leben füllen wird. Es wird immer eine Leerstelle bleiben.
Am 5. September 1990, vier Jahre nach Jennies Diagnose, teilte Joan Alan ruhig mit, dass sie seine Buchhaltung auf den neuesten Stand bringen und ihm diese
zur Überprüfung dalassen würde, aber von nun an müsse er sich selbst um seine Finanzen kümmern. Am nächsten Tag fuhr Joan im Büro der Balloon Safaris vorbei, um Alan ein letztes Mal zu besuchen. Dann tat sie das, wozu Alan und Jennie sie seit Jahren gedrängt hatten. Nachdem sie und Alan sich freundschaftlich geeinigt hatten, betrat sie das Gerichtsgebäude in Nairobi und nahm Platz auf einer Bank, gemeinsam mit Scharen von Afrikanern, die ihre Anliegen vor den Richter bringen wollten.
Ihr Anwalt hatte dafür gesorgt, dass die Scheidung während einer Gerichtspause behandelt wurde. Zum Glück kannte der vorsitzende Richter sie von ihren Filmen her. »Sie sind eine berühmte Frau!«, sagte er
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