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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Seal
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bewaffnete Somalis die Elefanten in Tsavo erlegt hatten, angeblich unter stillschweigender Duldung krimineller Angehöriger des Kenya Wildlife Conservation Departments, die von dem Elfenbeinhandel profitierten. Joan und Iain waren bald an einer flächendeckenden Zählung beteiligt, die diese schmutzige Geschichte der Weltöffentlichkeit präsentierte. Gezählt wurde aus mehreren Flugzeugen heraus. Joan verbrachte viele Stunden in einem heißen, vollgepackten Flugzeug und zählte sowohl lebende Elefanten als auch tote. »Das Ergebnis war so deprimierend wie erwartet«, schrieb sie in einem Brief. »Im Tsavopark gab es noch 4327 Elefanten, 1973 waren es 22 174 (landesweit war die Elefantenpopulation von 85 000 im Jahr 1979 auf 22 000 im Jahr 1989 gesunken). Wir haben
auch alle Skelette gezählt, die wir gesehen haben. Viele davon lagen an Straßen und Wegen, wo Parkwächter und Wildhüter vom Auto aus wilderten …«
    Was konnte man nur tun? Zuallererst musste man auf die Situation aufmerksam machen. Darum kümmerte sich Richard Leakey. Joan und Alans alter Freund und früherer Teilhaber ihres Fotosafari-Unternehmens leitete mittlerweile das Kenya Wildlife Conservation Department. Er war außer sich über die Verheerungen in Tsavo und startete eine pressewirksame Aktion: Er setzte einen zwölf Tonnen schweren, beinahe sieben Meter hohen Scheiterhaufen aus Stoßzähnen in Brand, die man Wilderern in Tsavo und an anderen Orten in Kenia abgenommen hatte. Er bekämpfte auch die Korruption in den Kenya Wildlife Services, rüstete Parkaufseher mit Waffen aus und bemühte sich darum, dass der Handel mit Elfenbein unterbunden und der Elefant in die Liste der gefährdeten Arten aufgenommen wurde. Er erließ sogar Schießbefehl, um Wilderern das Handwerk zu legen, im Falle von Tsavo hauptsächlich somalische Banditen.
    Doch das Feuer war es, das die Aufmerksamkeit von Menschen auf der ganzen Welt erregte. Nachdem der kenianische Präsident Daniel arap Moi den Scheiterhaufen aus Stoßzähnen angezündet hatte, bildeten Iain, Joan und einige Würdenträger sowie Naturschützer einen Kreis und sahen dem Feuer zu.
    Später beteiligten sich Douglas-Hamilton und Joan wieder an einer Zählung, und zwar in der ausgedehnten Wildnis der Zentralafrikanischen Republik, einst
ein Eldorado für Elefanten. Sie sollten in einer kleinen Cessna 185 über die Savannen und offenen Wälder fliegen und die Tiere unter ihnen zählen.
    Sie flogen los, Douglas-Hamilton am Steuer und Joan rechts auf dem Beifahrersitz. Sie schaute durch einen »Zählstab« nach unten – ein Stahlgestänge, das an der Verstrebung des Flugzeugs befestigt wurde, so dass der Zählende immer einen festen Rahmen im Auge hatte. Joan sah aus vierhundert Fuß Höhe hinunter, um jeden Elefanten zu erfassen, aber sie entdeckte nur wenige. Diese weitläufigen Flächen, einst von großen Herden bewohnt, waren beinahe leer. »Eins, zwei, drei«, begann sie, den Blick stetig auf den Boden gerichtet, während sie in dem beengten Flugzeug durchgeschüttelt wurde, wenn es Turbulenzen gab. »Tag um Tag, Stunde um Stunde, saß sie in dieser Folterkammer von einer kleinen Kabine und ließ sich hin- und herwerfen, doch ihre Konzentration erlahmte nie auch nur für eine Sekunde, während sie die Landschaft nach lebenden Elefanten, Kadavern und Skeletten absuchte«, erinnerte sich Douglas-Hamilton. »Joan hatte Qualitäten, die es relativ selten gibt: eine sehr gute Auffassungs- und Beobachtungsgabe, sie sah etwas, sie zählte mit, und das über Stunden am Stück, und am Ende eines Tages musste sie das Ganze dann auch noch zu Papier bringen.«
    Sie deckten einen großen Teil Zentralafrikas ab. Manchmal nahmen sie auch andere Experten mit, aber Douglas-Hamilton baute auf Joan und bewunderte immer wieder ihr Wissen über die Natur, besonders in Gegenden,
die ihr fremd waren. Nachdem sie eines Nachts in einem Camp Laute von ihr unbekannten Vögeln gehört hatte, die sie für Warnrufe hielt, sagte sie: »Auf dem Baum dort muss eine Schlange sein.« Die Männer blickten nach oben – und siehe da, eine große schwarze Mamba hatte sich über ihnen um einen Ast gewickelt.
    Joans scharfer Instinkt verriet ihr, dass mit den Elefanten etwas ganz und gar nicht stimmte – und die Zahlen stützten diese Befürchtung. Joan hatte zuvor schon Verwüstungen gesehen. Sie hatte sich schreckliche Sorgen um ihren geliebten Tsavo Nationalpark gemacht, wo sie mit Alan so häufig beim Filmen gewesen war. 1971

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