Ich gab mein Herz fuer Afrika
wäre die Scheidung irrelevant, denn Alan würde zu ihr zurückkehren. Doch bald bedauerte sie diesen Entschluss.
Ihr Tagebuch enthüllt, wie sich die Situation für sie verschlimmerte:
11. – 12. Juli 1987: Alan und ich sind uns einig, dass es Zeit wurde, zu einem Anwalt zu gehen. Ich bin ruhig und erleichtert, weil endlich etwas passiert.
15. Juli 1987: Eine Scheidung ist nicht zu meinem Wohl.
29. August 1987: Alan hat sich benommen, als würde ich einfach wieder zur Unterstützung einspringen.
11. Oktober 1987: Bin Jennie in Karen begegnet und habe sie gegrüßt, aber sie gab keine Antwort.
12. Oktober 1987: Ich versuchte freundlich zu sein, aber sie war kalt und streitsüchtig, weil ich arbeite. Ich solle das einfach Alan überlassen.
Nach fünfzehn halbstündigen Folgen von Survival, dreiundzwanzig einstündigen Filmen für die BBC und Anglia sowie zahllosen anderen Projekten war die berufliche Partnerschaft der Roots beendet. In der Zukunft noch gemeinsam Filme zu machen, stand außer Frage – Jennie würde das nicht zulassen. Ihr Besitzanspruch wurde so extrem, dass Joan einem Freund schrieb: »Ich darf mich nicht gleichzeitig mit Alan in der Serengeti aufhalten«, als gebe ihre gemeinsame Anwesenheit auf einer Fläche von 15 000 Quadratkilometern Jennie Anlass zu einem Wutanfall. 218
Joan arbeitete trotzdem weiterhin für Alan, wenn er mit Jennie unterwegs oder bei den Gorillas oder zu Dreharbeiten in Zaire war. Sie besorgte die Buchhaltung des Ballonsafari-Unternehmens, das sie gemeinsam gegründet hatten. »Die gefürchtete Buchhaltung«, sagte Alan immer. Sie reichte auch seine Steuererklärung ein, kümmerte sich um das Büro (Kündigungsschreiben von Piloten), schrieb Briefe für ihn, erledigte seine Korrespondenz und suchte ihm sogar einen neuen Büroraum mit »einem Mädchen fürs Telefon und einem Boten, der durch die Stadt läuft«.
»Dieser Brief langweilt dich wahrscheinlich zu Tode nach all deinen Abenteuern mit den Gorillas, aber ich möchte, dass du weiterführst, was ich begonnen habe«, schrieb sie am 30. Juli 1987 an Alan. Sie hätte gerne für ihren Mann weitergearbeitet, dadurch konnte sie für ihn da sein, wenn Jennie starb und er zu ihr zurückkehrte. Doch Jennie starb nicht. Jennie wurde sogar immer kräftiger. Sie wusste wohl, wie viel auf dem Spiel stand, und Joan sollte keinerlei Platz mehr in Alans Leben einnehmen, noch nicht einmal als Buchhalterin oder zum Organisieren. Eigentlich wollte Jennie auch nicht, dass Alan durch das mit Joan verbunden war, was sie am meisten liebten: ihre Filme.
Während Joan sich für Alans Arbeit einsetzte, tat Jennie genau das Gegenteil, wie ein Freund behauptete: »Sie hat ihn daran gehindert, seine Filme zu machen.
Sie wollte nicht, dass er sie verließ. Sie war krank.« 219
Alan hatte offensichtlich immer noch den größten Respekt vor Joan und setzte sich sogar dafür ein, sie
und ihren Ruf zu schützen, wie das folgende Telegramm zeigt:
4.7.88
AN: alle Verantwortlichen für Most Dangerous Game (ein Fernsehprojekt, das noch im Planungsstadium war)
VON: Alan Root
Habe eben das Drehbuch gesehen. Ich empfinde es als persönliche Beleidigung und als Angriff gegen Joan, dass sie in dem Film wie eine Unperson behandelt wird und ich »solo« auftreten soll. Unser derzeitiges Verhältnis hat damit nichts zu tun. Die meisten Ausschnitte, die Sie verwenden, wurden mit Joans Hilfe gedreht. Manche waren überhaupt nur durch ihre Hilfe möglich. Was ich mit dem Team hier mache, spiegelt meine persönlichen Ansichten als Kameramann wider (wenn auch durch ein verzerrendes Objektiv). Aber ich bestehe darauf, dass Joan nicht als unwichtige Hilfskraft erscheint, die zufällig ins Bild geraten ist, sondern als das, was sie ist – eine fähige und mutige Frau. Wenn mir das nicht zugesichert wird, steige ich aus.
In der Zeit, in der sie weiterhin Verwaltungsarbeiten für Alan erledigte, bewohnte Joan das Haus seiner verstorbenen Mutter in Karen, wenn sie von Naivasha herauffuhr. Bald herrschte dort Chaos. Es wurde wiederholt in die Autos, in die Lagerbereiche und in das Haus selbst
eingebrochen. Eines Nachts wachte Joan um vier Uhr morgens auf. Ein Eindringling leuchtete ihr »mit der Taschenlampe ins Gesicht«. Sie wartete nicht, bis er den ersten Schritt machte. Sie schnappte sich eine Decke vom Bett und ging auf den Mann los, so, wie der wütende Silberrücken Alan angegriffen hatte. »Das muss ihn verunsichert haben, denn er
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