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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Seal
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mit dröhnender Stimme.
    Joan errötete. Kurz darauf war alles vorbei. »Scheidungsgrund: mutwilliges Verlassen«, schrieb sie am 6. September 1990 in ihr Tagebuch. »Es ist drei Jahre her, dass Alan in Naivasha gewohnt hat.«
    Donnerstag, 6. September 1990. TAG DER SCHEIDUNG. Fühlte mich danach ziemlich elend. Bin zur Bank, um Geld auf Alans Konto und das Survival -Konto einzuzahlen. Habe allein im African Heritage Centre zu Mittag gegessen … Sehr deprimiert. 220
    Sie wurde noch deprimierter, wenn sie sich im Spiegel betrachtete. Wo war sie hin, die hübsche junge Frau mit der Porzellanhaut und den perfekten blonden Haaren? Die jahrelange körperlich herausfordernde Arbeit und
der ständige Aufenthalt unter der Äquatorsonne hatten einen hohen Tribut verlangt. »Ich sehe sie vor mir, blass und ausgebleicht wie ein Stück Treibholz an einem einsamen Strand«, schrieb eine Freundin über Joan im Alter von fünfzig Jahren. 221 Ihre Haut war von Falten durchzogen und wettergegerbt, und ihre dünner werdenden Haare hatten graue Strähnen.
     
    Am 9. Januar 1991, etwa vier Monate nach der Scheidung, heiratete Alan Jennie »im Standesamt von Nairobi, um dann zu getrennten Flitterwochen in Großbritannien und Zaire aufzubrechen«, schrieb Alan an Anthony Smith. Das hieß, er selbst fuhr nach Zaire, um Filmaufnahmen zu machen, und Jennie flog nach London zu weiteren Untersuchungen. In der Woche vor der Hochzeit hatte Alan Joan die Nachricht mitgeteilt. Sie war »aufgebracht« und fühlte sich »schwach«. Jennies Diagnose war vor fünf Jahren gestellt worden, und die Frau, der man höchstens zwei Jahre gegeben hatte, zeigte keine Anzeichen dafür, dass ihre Kräfte nachließen.
    Hätte Alan sich in irgendeine andere Frau verliebt, hätte Joan vielleicht noch eine Chance gehabt, ihn zurückzugewinnen, selbst nach der Hochzeit. Aber gegen Jennie konnte sie nichts ausrichten. Sie gab sich einfach nicht damit zufrieden, Alan erbeutet zu haben, sondern war fest entschlossen, Joan völlig aus seinem Leben zu vertreiben. Jennie drückte ihre Gedanken in zwei bemerkenswerten undatierten Briefen an Joan aus: »Ich bin egoistisch und arrogant«, schrieb sie in einem. »Das solltest du nur wissen, dass du mich besser gar nicht erst
für nett hältst.« In dem anderen erklärte sie: »Alan ist unfähig, Entscheidungen zu treffen oder Lösungen zu finden, und wegen seiner Unsicherheit erklärt er sich nicht, weder sich selbst gegenüber noch uns, aus Angst, wir würden gehen oder er würde uns verlieren. Irgendwann in seinem Leben muss er vielleicht einmal die Entscheidung eines Erwachsenen treffen. Aber emotional ist er nicht sehr erwachsen.« 222
    Bei der Scheidung einigten sie sich darauf, dass Joan die Hälfte des Geldes bekam, das sie und Alan auf der Bank hatten, das Anwesen am Naivashasee und ihr Flugzeug, die Oscar Charlie. 223 Entgegen ihrer früheren Ankündigung kümmerte sich Joan weiterhin um Alans Buchhaltung, und sie vereinbarten wieder, dass sie, wenn sie zu diesem Zweck in Nairobi war, das Haus in Karen bewohnen könne. Diese Regelung ärgerte die neue Mrs Alan Root maßlos. Eines Abends, als Alan verreist war, lud Joan vier Freunde zum Essen ein, darunter auch Alans Schwester Jackie. Jennie erfuhr davon und bekam einen »Wutanfall«, schrieb Joan. Sie griff eines der beiden eingeladenen Paare an, »weil sie sie angeblich erniedrigt hätten und illoyal wären, und sie sollten mich nie mehr besuchen dürfen. Und dann fuhr sie nach Karen, um mir einzuheizen.«
    »Hör auf, dich hier breitzumachen, Joan!«, brüllte Jennie. Sie verlangte, Joan solle verdammt noch mal ihres und Alans Haus verlassen und sich aus ihren Geschäften und aus ihrem Leben heraushalten. Schreiend stürmte sie durch das Haus.
    Als Jennie die Stimme versagte, nahm sie Teller, Gläser
und alles, was sie in die Finger bekam, und schmiss es an die Wand. 224 Joan packte ihre Sachen. »Das ist meine letzte Nacht hier in Karen«, schrieb sie in ihr Tagebuch. Dann kehrte sie alleine in das einzig echte Zuhause zurück, das sie je gekannt hatte, den Ort, wo sie und Alan achtundzwanzig wunderbare Jahre voller Abenteuer verbracht hatten: Naivasha.

Kapitel sechs
    NACHDEM SIE WIEDER zu Hause und in Sicherheit war, zog sich Joan zusehends in ihr Inneres zurück. Sie vergrub ihren Kummer und ihren Schmerz tief, so hatte sie das ihr Leben lang gemacht. Wenn sie weinte, sprach sie nicht darüber, zumindest nicht am Anfang, obwohl alle anderen darüber sprachen.

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