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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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wenn sie die Augen schloss, hatte sie das Gefühl, bestimmte Dinge würde sie nie überstehen. Sie sah Tom bei der Festnahme zur Befragung, blass und verängstigt, wie er abgeführt wurde. Sie sah den Transporter in der Auffahrt mit der Aufschrift SPURENSICHERUNG an der Seite und die Kriminaltechniker in ihrer schwarzen Kleidung, wie sie mit Toms Laptop, seiner Bettwäsche und -decke in Plastiksäcken aus dem Haus gingen. Und dann die Typen im Auto, die alles vom Zufahrtsweg aus beobachteten, so dass man einfach wusste, am nächsten Morgen würde es Stadtgespräch sein. Sie sah den Kripobeamten Toms Tür mit einem Vorhängeschloss und Klebeband versiegeln und hörte ihn sagen: »Hier bitte nichts anfassen, dieses Zimmer ist jetzt ein Tatort.« Und wie Dad sagte: »Aber wir werden doch wohl Rechte in unserem eigenen Haus haben?« Mum saß auf einer Treppenstufe und weinte. Die Tränen liefen ihr in den Mund.
    Ellie konzentrierte sich auf den Versuch, die Nerven in ihrem Bauch zu beruhigen. Ein Gefühl war das, als hätte sich dort etwas verhakt und müsste raus. Sie sah sich im Garten um, von den leeren Tischen und aufgestapelten Stühlen über die Kartons mit Lampions, die darauf warteten, aufgehängt zu werden, bis zu der Leiter, die am Zaun lehnte, und wünschte mehr als alles andere, dass sie an diesem Abend nur zu viert sein könnten – wieder in ihrem alten Haus, meilenweit von hier entfernt, mit Essen vom Schnellimbiss und einer DVD.
    Als könnte sie ihre Gedanken lesen, stieß Mum sie an. »Es wird gut gehen, Ellie, ganz bestimmt. Wir bekommen unseren Tom wieder. Komm, lass uns heute mal versuchen, fröhlich zu sein.«
    Ellie nickte, konnte ihr aber nicht richtig in die Augen sehen. »Mum, kann ich dir was sagen?«
    Das Lächeln ihrer Mutter erlosch an den Mundwinkeln, und ihr ganzer Körper spannte sich an. »Du kannst mit mir über alles reden, das weißt du doch.«
    »Karyn McKenzie macht ihre Abschlussprüfung nicht. Sie ist sogar von der Schule abgegangen.«
    Ein Weilchen saßen sie in betretenem Schweigen da. Ellie nagte an ihrer Unterlippe. Sie hätte das nicht sagen sollen, doch es war schwer, so viele Dinge für sich zu behalten. Manchmal rutschten ihr die kleineren raus.
    »Ich hatte eine Freundin«, sagte ihre Mutter, »die von zwei Männern überfallen und in ein Auto gezerrt wurde. Sie hat das nicht erfunden, es ist wirklich passiert. Es war furchtbar und brutal, aber von dem Tag an hat sie ihr ganzes Leben umgekrempelt; für sie war es ein Wendepunkt.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Das soll heißen«, sagte ihre Mutter, während sie aufstand und sich nicht vorhandene Fusseln von der Hose pflückte, »dass jeder sein Schicksal selbst in der Hand hat. Jetzt muss ich mit dem Festzeltmenschen sprechen. Wenn du das Auto hörst, ruf mich. Ich will da sein, wenn er ankommt. Und wenn du gerade nichts Besseres zu tun hast, häng ein paar Ballons auf.«
    Manchmal stellte Ellie sich Karyn McKenzie wie ein Ungeheuer vor – in einen Draculaumhang gehüllt, zerrte sie Tom mit ihren Klauen unter irrem Gelächter in eine Schwefelgrube. Dabei wusste sie, dass sie in Wirklichkeit groß und dünn war, lange dunkle Haare hatte und in einer Sozialsiedlung auf der anderen Seite der Stadt wohnte. Sie war in Tom verknallt, offenbar schon ewig. Anscheinend hatte sie seine Aufmerksamkeit an jenem Samstagabend besonders vehement auf sich lenken wollen, mit grellrotem Nagellack, lila Lippenstift und einem knall-orangenen Minirock, der um ihre Oberschenkel spannte. In der Schule hatte sie den Ruf, gut in Kunst und in so ziemlich allem anderen eine Niete zu sein. Aber es kam einem doch verrückt vor, die Prüfung zu schmeißen – wenn man bereits mit ein paar Punkten aufs College kam und vielleicht irgendeinen Beruf erlernen konnte. Wer in der Zehnten aufgab, konnte das alles komplett vergessen.
    Ein Mädchen mit zwei silbernen Tabletts kam vorbei. Sie war in Ellies Alter, vielleicht etwas älter, in schwarzem Rock und weißer Bluse. Sie blieb vor Ellie stehen und sagte: »Du bist die Schwester, stimmt's?« Verschwörerisch beugte sie sich vor. »Wie ist es denn so? Muss merkwürdig für dich sein.« Sie war stark geschminkt.
    Ellie sagte: »Hast du nichts zu tun, oder was?«, ehe sie aufstand und um die Hausecke zur Auffahrt ging.
    Manchmal war es ein körperliches Gefühl, als würden sich Wände langsam auf sie zubewegen. Dann wieder eher psychisch, eine seltsame Panik im Kopf, die ihr sagte, wenn sie auch nur

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